Der letzte Krieger: Roman
auf seiner Haut, ohne Schmerz wahrzunehmen. Neben ihm tobte Steinfaust, zerfetzte wahllos Gegner und trampelte zugleich andere nieder, dass ihre Knochen barsten. Tote und sterbende Faune lagen zwischen brennenden Leichen. Nur noch wenige hatten Raum, um Brandpfeile zu schießen. Wer noch stand, erwehrte sich verzweifelt der Übermacht.
Der Troll zu seiner Rechten brüllte auf, fiel auf ein Knie. Auch er packte Untote, riss ihnen Arme aus, schleuderte die Hände samt Waffen davon. Doch während er einen Gegner unschädlich machte, stachen zwei neue auf ihn ein. Etliche Wiedergänger mochten verkohlt oder in Stücken am Boden liegen, aber die meisten griffen noch immer an. Athanors Mut sank. Diese Schlacht war verloren. Und es gab nicht einmal einen Fluss, über den sie entfliehen konnten.
21
Die Umrisse der Bäume verschwammen vor Mahaleas Augen, und es lag nicht nur an der nächtlichen Dunkelheit. Erschöpft rieb sie sich über die Lider, um wieder einen klaren Blick zu bekommen. Sie brauchte nicht viel Schlaf, doch der Gewaltmarsch der letzten Tage zerrte an ihren Kräften. Den anderen ging es kaum besser. Elidian versteckte hinter vorgehaltener Hand ein Gähnen, und sogar Elanya hing mehr dösend als wach über dem Hals ihres Pferds, obwohl sie es gewesen war, die das trotzige Trollpack dazu bewegt hatte, nach der abendlichen Rast wieder aufzubrechen. Es war der Hinweis auf die Gefahr, in der ihre Kumpane schwebten, der die Trolle am Ende überzeugt hatte. Dennoch glaubte Mahalea, die hasserfüllten Blicke der Ungeheuer auf sich zu spüren. Sollte das Vorauskommando sterben, würden sie es ihr anhängen, statt die Schuld bei sich selbst und ihrer Widersetzlichkeit zu suchen. Das war die Art kleingeistiger Wesen. Daran würde sich niemals etwas ändern.
Auch die beiden Greife schleppten sich mit hängenden Flügeln neben den Pferden her, die sie selbst jetzt noch ängstlich beäugten. Der Löwengeruch beunruhigte die Tiere, und die schlechte Laune der Chimären machte sie nicht vertrauenswürdiger. Gereizt schlugen sie mit den Schwänzen oder grollten vor sich hin. Zusammen mit dem Hufschlag der Pferde waren es die einzigen Geräusche im nächtlichen Wald. So nah waren sie dem mit Untoten verseuchten Gebiet also bereits gekommen. Ein Grund mehr, die Trolle weiterzuscheuchen. Vielleicht kämpften die Faune in diesem Augenblick um ihr Leben. Vielleicht waren sie aber auch längst tot.
Mahaleas Pferd riss den Kopf hoch und spitzte die Ohren. Mit geblähten Nüstern witterte es in den Wald vor ihnen.
»Achtung!«, rief Mahalea, doch auch die anderen Tiere blieben abrupt stehen und weckten ihre Reiter damit aus der Schläfrigkeit. Erst jetzt hörte Mahalea das dumpfe Trommeln von Hufen. Etwas kam im Galopp auf sie zu.
»Waffen heraus!«, befahl sie und zog ihre Klinge. »Die Trolle nach vorn!«
Was auch immer herandonnerte, es würde die Ungetüme nicht so leicht überrennen können wie fünf Pferde, denen Löwengestank zusetzte. Gehorsam eilten die Trolle an die Spitze des Zugs und bauten sich mit vorgereckten Speeren zu einem Bollwerk auf. In der Dunkelheit vor ihnen wogten Schatten, verebbte das Trommeln zu hektischem Hin und Her.
»Wer ist da?«, rief Mahalea. Falls es Athanors Elfen waren, würden sie sich jetzt zu erkennen geben.
Der Umriss eines Pferds wurde zwischen den Bäumen sichtbar. Eine weiße Mähne schimmerte im spärlichen Licht.
»Athanors Pferd!«, entfuhr es Elanya.
Aber ohne Reiter. »Das hat nichts Gutes zu bedeuten.«
Drei weitere Tiere traten aus der Dunkelheit. Ihr Fell glänzte schweißnass, und ihr Atem ging schwer. Sie mussten weit gerannt sein. Nun tänzelten sie vor den Trollen und suchten eine Lücke, um zu den anderen Pferden zu gelangen, denn eine Herde verhieß Sicherheit.
»Glaubt ihr, sie sind tot?«, fragte Elidian.
»Auf jeden Fall ist der Kampf bereits im Gange oder steht unmittelbar bevor«, schätzte Mahalea. »Wir müssen uns beeilen. Elanya, du übernimmst die Trolle! Falls wir euch abhängen, führst du sie in den Kampf. Ihr anderen reitet zum Heiligen Hain, so schnell ihr könnt! Ich werde vorausfliegen und zu euch stoßen, sobald ich die Lage erkundet habe.« Damit sprang sie vom Pferd und eilte zu ihrem Greif.
Selbst im Sterben begrub der Troll zu Athanors Rechten noch zwei Gegner unter sich. Zappelnd lugten ihre Gliedmaßen unter dem gestürzten Koloss hervor. Wieder einmal trennte Athanor vergebens eine Schwerthand von einem Knochenarm. Die verfluchte Klaue
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