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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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ist zu spät, um ihre Seelen zum Ewigen Licht zu bringen, und zu Hause würden wir ihre leeren Hüllen auch nur im Wald aufbahren, damit sie wieder Teil des Seins werden können.«
    Nachdenklich rieb sich Athanor einen Schnitt am stoppeligen Kinn. Vielleicht sollte er seine Bestattung lieber den Trollen anvertrauen als den gleichgültigen Elfen.
    Siryana sprang vom Rücken ihres Greifs und bedeutete der Chimäre zu warten. Mit geübter Bewegung legte sie einen Pfeil auf, während sie sich bereits umsah. Auch wenn die Untoten nur des Nachts umgingen, durfte sie sich nicht zu sicher fühlen. Die zerstörte Stadt bot genug Verstecke für ein ganzes Rudel Orross.
    Ein Dunstschleier bedeckte den Himmel, schwächte die Schatten zu blassen Gebilden ab. Dennoch war es so schwül, dass ihr in der Rüstung unangenehm warm wurde. Kurz richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Magie und das Feuerelement, das ihrem Körper innewohnte. Von allen Elfen vermochten nur die Abkömmlinge Piriths, das innere Feuer zu beherrschen. Sie dämpfte es, und sogleich war ihr kühler.
    Wacher wandte sie sich wieder der Stadt zu. Obwohl die Schlacht bereits zwei Jahre zurücklag, sah es aus, als wäre die Verwüstung erst vor wenigen Tagen geschehen. Zwar hatten Wind und Regen viel Asche davongeweht und fortgespült, aber die Trümmer lagen unverändert. Vereinzelte Pflanzen, die zwischen Pflastersteinen und eingestürzten Mauern Wurzeln geschlagen hatten, mochten ein Zeichen der Hoffnung gewesen sein. Doch nun hingen die Blätter welk und braun herab, als hätte die Hitze des Drachenfeuers sie erneut versengt. Der Tod war nach Theroia zurückgekehrt.
    Siryana folgte einer einst von prachtvollen Bauten gesäumten Straße, stieg über zerbrochene Säulen und die Trümmer aufwendiger Portale. Eingestürzte Fassaden gewährten Blick in mit Wandgemälden und Mosaiken geschmückte Gemächer, deren Möbel zu Asche verbrannt waren. Wo der Ruß die Farben nicht geschwärzt hatte, blätterten sie von den Wänden. Die Menschen hatten zivilisierter gelebt, als Siryana ihnen zugetraut hatte. Einen Moment lang bedauerte sie, dass diese Schönheit zerstört worden war. Sie hätte die Stadt gern unversehrt gesehen. Doch dann erinnerte sie sich an ihre Aufgabe.
    Um den Anschein der Unwissenheit zu wahren, hatte man auch an andere Orte Späher gesandt. Späher, die nicht wussten, was vorging, die nicht zum innersten Kreis gehörten. Einige wussten nicht einmal, dass es eine Verschwörung gab, und hielten ihre Missionen für wichtig. Siryana lächelte spöttisch. So kann man sich täuschen.
    Sie folgte der Straße den Hang hinauf. Einst hatte es Treppen gegeben, um die weiten Kehren abzukürzen, aber die meisten Stufen waren unter eingestürzten Häusern verschwunden. Vereinzelt lagen Leichen herum. Siryana schlug einen Bogen um sie und hielt den Pfeil auf sie gerichtet. Wenn sie sie ansah, fiel es ihr zwar schwer zu glauben, dass diese mumifizierten Körper wieder zum Leben erwachen konnten, doch sie mussten aus ihren Grabkammern ins Freie gekommen sein, sonst hätten Aasfresser und Würmer schon vor zwei Jahren ein Festmahl an ihnen gehalten. Und wer hätte sie heraustragen und dann liegen lassen sollen?
    Nein, die Berichte stimmten wohl. Die Toten erhoben sich. Aber wie viele? Und wo sammelten sie sich? » Wenn der Plan aufgehen soll, müssen wir den anderen immer einen Schritt voraus sein «, hatte ihr Großonkel gesagt. Deshalb war sie hier.
    Sie überschlug die Zahl der Toten auf den Straßen. Es waren nur wenige. Die meisten kehrten also vor Sonnenuntergang in die Katakomben der Stadt zurück oder verließen sie gar nicht erst. Wenn sie mehr wissen wollte, musste sie die Grabkammern finden. Sobald sich die Toten regten, würde sie sich zurückziehen. Die Sonne stand hoch. Ihr blieb noch viel Zeit.
    Es dauerte nicht lange, bis sie den Zugang zu einer Gruft gefunden hatte. Auf dem zerbrochenen Relief über dem Tor waren noch immer der Mond und die untergehende Sonne zu sehen – genau wie es ihr Vetter beschrieben hatte. Die Torflügel waren verbrannt. Nur verkohlte Holzreste hingen noch an den Beschlägen. Misstrauisch musterte Siryana den Türsturz. Würde der Felsblock trotz der Sprünge halten? Was erwartete sie in der Dunkelheit dahinter?
    Sie verstaute Pfeil und Bogen wieder auf ihrem Rücken und zog stattdessen ihr Schwert. Mit der Linken fischte sie eine Fackel aus ihrer Umhängetasche. Das harzige Holz zu entzünden kostete sie nur ein kurzes

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