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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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die Fackel erneut auflodern und blinzelte gegen die unvermittelte Helligkeit an.
    Sie blickte auf ein Meer aus Gesichtern. Tote, verzerrte fleischlose Mienen, in denen sich nichts mehr regte. Die Toten hatten keine Augen, viele nicht einmal mehr Lider, und doch spürte Siryana ihre Blicke auf sich.
    Fassungslos drehte sie sich um sich selbst, ließ den Blick über die Menge der wandelnden Leichen schweifen. Hunderte? Tausend? Sie war umringt von einem Heer, das weiter reichte als der Schein ihrer Fackel. So hat Großonkel sich das sicher nicht vorgestellt. Sie musste ihn warnen, musste alle warnen.
    Die Untoten hoben ihre Waffen. Schwerter und Kriegshämmer blitzten auf. Siryana hielt ihnen drohend die Fackel entgegen, doch ihre Hand zitterte. Es waren zu viele, und sie fürchteten nichts.
    Obwohl es bereits dunkel wurde, trieb Athanor die erschöpften Trolle voran. Er hinkte nicht mehr, hatte keine Schmerzen, doch das lag wohl nur daran, dass er darüber hinaus war, seinen Körper zu spüren. Stur setzte er einen Fuß vor den anderen. Sie mussten weiter, hinaus aus jenem Teil des Walds, den die Tiere bereits verlassen hatten.
    Aus Westen zogen Wolken heran, hinter denen der Mond bald verschwand. Erste Böen kündigten ein weiteres Gewitter an.
    Verdammt! Durchnässt zu werden war das Letzte, was sie in ihrem Zustand brauchen konnten. Sie würden sich alle den Tod holen. Versonnen nickte er. Vielleicht meinte es der Dunkle dieses Mal ernst. Den Untoten waren sie noch einmal entkommen, zumindest hoffte er das. Aber um dem Unwetter zu entgehen …
    »Nein, weiter, du fauler Riesenzwerg!«, fuhr er einen Troll an, der stehen geblieben war. Beleidigungen waren das Einzige, womit er bislang jeden von ihnen wieder auf die Beine bekommen hatte. Wut setzte mehr Kräfte frei als gutes Zureden. Davon wurden sie nur schläfrig.
    »Ich muss pissen«, knurrte der Troll.
    Athanor hörte Davaron hinter sich lachen. Es klang müde und ein wenig aufgesetzt, aber der Bastard war offenbar noch nicht auf der Strecke geblieben. Mit hängenden Köpfen schleppten sich Faune, Trolle und Pferde dahin, nur die unbeugsamen Greife und natürlich die arroganten Elfen hielten sich aufrecht. Vermutlich wären sie lieber gestorben, als vor minderwertigen Wesen Schwäche zu zeigen. Über seinen Groll auf Davaron wäre ihm fast der ferne Schrei eines Käuzchens entgangen. Das Quieken einer Maus, das er kurz zuvor gehört hatte, hätte noch Zufall sein können, doch ein zweites Tier in der Nähe ließ kaum noch Zweifel daran, dass sie es aus der Reichweite der Untoten geschafft hatten.
    »Wir müssen weiter!«, rief Athanor rasch, bevor jemand eine Rast fordern konnte. »Die Bäume rauschen nicht zum Vergnügen. Da ist ein Sturm im Anmarsch.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, fegte eine heftigere Böe durchs Geäst.
    »Aber du hast gesagt …«, murrte ein Troll, doch Orkzahn fiel ihm ins Wort.
    »Maul halten und laufen! Wenn du kalt baden willst, bleib eben hier. Ich will’s nicht!«
    Braver Troll , dachte Athanor schmunzelnd und zuckte zusammen, als Mahalea wie ein Schatten neben ihm auftauchte. Noch bevor er sie erkannte, war seine Hand am Schwertgriff. Das Laub wogte bereits so laut im Wind, dass es ihre Schritte übertönte.
    »Ich gebe zu, dass du kluge Entscheidungen triffst«, sagte sie so leise, dass die Trolle es nicht hören konnten. »Aber solange ich anwesend bin, erwarte ich dennoch, dass du sie mit mir absprichst, verstanden?« Ihr Blick glitt zu seiner Hand, die noch immer das Heft seines Schwerts berührte.
    Athanor atmete tief durch und zog die Hand zurück. Ob seine Entscheidung, für die Elfen den Kommandanten zu mimen, auch klug gewesen war? Gerade kam es ihm nicht so vor. »Du magst es nicht glauben, aber ich bin der elfischen Sprache mächtig.«
    »Es klingt nur nicht so«, gab Mahalea zurück. Wenigstens ritt sie nicht auf seiner ausweichenden Antwort herum, indem sie auf einem Ja bestand, sonst hätte sie ab sofort selbst den Befehl über die Trolle führen dürfen.
    Sie marschierten bis zu einem verlassenen Dorf am Waldrand. Bäume ächzten unter dem Sturmwind. Eine offene Tür klappte auf und zu, ihre Angeln knarrten und quietschten. Es erinnerte Athanor zwar an seine erste Begegnung mit den Untoten, doch ihnen blieb keine Wahl. In der Ferne rollte bereits Donner, und erste Tropfen fielen.
    Nur zwei Scheunen waren groß genug, um Trolle darin unterzubringen. Sie würden enger zusammenrücken müssen, als es ihnen

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