Der letzte Krieger: Roman
nur. Der Elf sollte nicht glauben, dass er ihn mit solchen Kunststückchen beeindrucken konnte. Für ähnliche Darbietungen brauchte das fahrende Volk nicht einmal Magie. Schweigend reichte er Davaron die schweren Packen hinauf, die der Elf vor sich stapelte und festhielt. Das Gewicht musste beachtlich sein, doch das Pferd schritt gehorsam das abschüssige Ufer hinab und marschierte ins Wasser.
Von einem Moment auf den anderen versank es bis zum Bauch in den Fluten. Athanor entfuhr ein Fluch. Hoffentlich wusste Davaron wirklich, was er tat. Wenn dreckiges Flusswasser den Brokat verdarb, konnten sie ebenso gut wieder umkehren. Langsam schob sich der Graue durch den Fluss. Bei jedem Schritt kostete es ihn sichtlich Kraft, die Hufe wieder aus dem weichen Boden zu ziehen. Wie sehr die Strömung an ihm zerrte, verriet der Schweif, der wie eine Fahne darin trieb. Handbreit um Handbreit kletterte das Wasser höher, und der Bauch des Pferds verschwand darin. Nur noch eine halbe Elle, dann würde es bis zu den Ballen emporschwappen.
Doch der Elf hatte das andere Ufer fast erreicht. Noch zwei Schritte, dann gab das Wasser den Rumpf des Pferds wieder frei. Mit drei kraftvollen Sprüngen katapultierte es sich aus dem Fluss und brachte Davaron bedrohlich ins Schwanken. »Ho!«, rief er und kämpfte mit seinem Gleichgewicht und dem Gepäck zugleich. Athanor schwankte zwischen Erleichterung, dass der teuren Ware nichts geschehen war, und Enttäuschung, weil sich der Elf nicht das Genick brach.
Spöttisch lächelnd drehte sich Davaron zu ihm um. »Worauf wartest du?«
Auf einen Reisegefährten, der diesen Namen auch verdient. Das Muli würde seine Taschen niemals trocken auf die andere Seite tragen, und das wusste der Bastard nur zu gut. »Gibt es an diesem Fluss keine verfluchte Furt?«
»Das wäre ein voller Tagesmarsch Umweg.«
Grollend wie ein übellauniger Löwe legte Athanor seinen Schwertgurt ab. Er hatte nichts gegen eine Abkühlung, aber weder den Vorräten noch seiner Ausrüstung würde ein Bad gut tun. Die Waffen und den Proviant wickelte er mit ein paar Kleinigkeiten in seinen Umhang. Kleidung und Kettenhemd behielt er an. Er konnte nicht alles auf dem Kopf balancieren, und die Taschen, die er sich über die Schultern warf, waren bereits voll. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Strick des Mulis zwischen die Zähne zu klemmen, denn das Biest würde freiwillig keinen Huf in den Fluss setzen.
»’omm!«, knurrte er und stieg ins Wasser. Direkt am Ufer war der Untergrund noch fest, doch schon zwei Schritte weiter gab er unter ihm nach. Seine Stiefel liefen voll wie Eimer. Er hätte sie ausziehen können, doch er wusste nicht, welche Brückentrümmer oder spitzen Äste am Grund lauerten. Blitzschnell saugte sich die Hose voll und klebte schwer an den Beinen, bis er tieferes Wasser erreichte. Nach der brütenden Hitze kam es ihm kalt vor, doch der Eindruck legte sich. Ohne Taschen und Muli hätte es ein erfrischendes Bad sein können. Schon reichte ihm das Wasser bis zur Taille. Mit aufgerissenen Augen reckte der Maulesel den Kopf, als ginge es ans Ertrinken, und zerrte am Strick. Die Strömung drohte Athanor umzureißen. Er stemmte sich dagegen, zog vorsichtig Fuß für Fuß aus dem Schlick, der an seinen Stiefeln saugte. Wieder kletterte die Flut ein Stück an ihm empor. Rasch hob er die Schultern, um die Taschen über dem Wasser zu halten, doch er konnte nicht sehen, ob es gelang.
Ein neuer Ruck des panischen Mulis ließ ihn schwanken. Fluchend spuckte er den Strick aus und kämpfte gegen den Sog. Sie waren so weit gekommen, dass das Tier wohl kaum umdrehen würde. Das andere Ufer war verlockend nah. Athanor spürte, wie seine Zehen an etwas Hartem hängen blieben, und schon wankte er erneut. Wieder blieb er stehen, suchte auf dem tückischen Grund nach Halt, während der Fluss mit Macht an ihm zerrte. Umgeben von hoch aufspritzendem Wasser preschte das Muli vor ihm aufs Trockene zu. Athanor stapfte langsam hinterher. Die nassen Kleider hingen so schwer an ihm, als wollten sie ihn ins Wasser zurückziehen, und auf der Unterseite einer Tasche breitete sich ein dunkler Fleck aus, während Davaron gemütlich im Gras saß und ihm zusah.
»Hoffentlich rostet das Kettenhemd nicht«, meinte der Elf mit spöttischem Lächeln.
Jetzt reicht’s! Athanor ließ seine Sachen fallen und riss das Schwert aus dem Bündel. Ich bring ihn um!
Der Greif stieß seinen Schnabel in den Bauch des Orks und zerrte blutiges Gedärm
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