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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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über den äußersten Ausläufer der Insel trabte, um sich auf der anderen Seite wieder ins Wasser zu stürzen. Der Rest der Gruppe folgte ihr, ohne Mahalea zu beachten. Selbst der Keiler, dessen Hauer im Mondlicht blitzten, lief flink und beinahe lautlos vorbei.
    Mahalea sah ihnen nach, während sie zum anderen Ufer schwammen. Wie ein Spuk verschwanden sie dort im Dickicht. Einen Augenblick lang schwankten noch ein paar Zweige, dann rührte sich nichts mehr.
    Ich hätte eines von ihnen als Futter für die Greife schießen sollen. Aber die Chimären konnten sich auch gut selbst versorgen, wenn sie ihnen die Zeit dafür ließ. Außerdem hätte sie das Quieken der aufgeschreckten Tiere geweckt, und nach dem langen, anstrengenden Flug hatten sie den Schlaf bitter nötig. Von Elidian ganz zu schweigen, der die letzten beiden Nächte Wache gehalten hatte.
    Nachdenklich setzte Mahalea ihren Weg um die Insel fort. Es nagte an ihr, dass sie immer noch nicht wusste, wovor die Orks flohen. Wie sollte sie sich, wie ihr Volk gegen eine Bedrohung wappnen, die sie nicht kannte? Von den häufigen Gewittern abgesehen war ihr in den letzten Tagen nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Hatte sie irgendeinen Hinweis übersehen? Sollten sie aufhören, aus der Luft zu suchen, und lieber am Boden nach verdächtigen Spuren Ausschau halten?
    Ein Plätschern ließ sie erstarren. Wo kam es her? Plötzlich rauschte es, als ob etwas Großes durch Wasser spränge. Mahalea hastete quer durchs Gestrüpp zurück zur anderen Seite der Insel. Wie von selbst griff ihre Hand nach einem Pfeil und legte ihn auf die Sehne. Am Ufer stand etwas Hochbeiniges in einer Wolke stiebender Wassertropfen, die es aus seinem Fell schüttelte. Als es Mahalea hörte, riss es den Kopf empor und richtete die großen Ohren auf sie.
    Eine Hirschkuh. Mahalea hielt abrupt an. Hinter ihr grollte ein Greif und schlug mit den Flügeln, dass Büsche und Federn raschelten. Die Hirschkuh stand wie versteinert. Ihre großen Augen schienen aus dem kleinen Schädel zu quellen. Auch wenn das Tier sie wohl kaum verstand, ging Mahalea zur Seite und gab ihm mit einer einladenden Geste den Weg zur anderen Seite der Insel frei. Was war nur los in dieser Nacht?
    Staksig setzte die Hirschkuh ein Bein vor, blähte die feuchten Nüstern, dann jagte sie mit einem Mal in wenigen Sprüngen über die Insel und landete platschend im Wasser.
    War das Zufall? Beunruhigt ging Mahalea zum Lager, wo Sturmfeder nach Katzenart die steifen Glieder streckte und den Schnabel aufriss, als ob er gähnte. Sein Blick wirkte fragend.
    »Schlaf weiter«, sagte Mahalea und strich über seine breite gefiederte Stirn. »Ich passe schon auf.«
    Der Greif gab einen Laut zwischen Krächzen und Grollen von sich und rollte sich wieder zusammen, so gut er es mit den sperrigen Schwingen vermochte. Nicht zum ersten Mal dachte Mahalea, dass die Chimären zwischen ihrem unterschiedlichen Erbe zerrissen sein mussten. Vielleicht waren die meisten deshalb so reizbar und übellaunig, dass sie nicht für die Ausbildung taugten.
    Elidians Greif hatte nur kurz die Augen geöffnet, während sein Reiter tief und fest schlief. Wachsam kehrte Mahalea ans Ufer der Insel zurück. Irgendetwas war dort drüben im theroischen Kernland im Gange, und der Kommandant hatte nichts Besseres zu tun, als Verrat in den eigenen Reihen zu unterstellen. Oder sollte am Ende beides miteinander zusammenhängen? Jetzt gehen dir endgültig die Pferde durch , ermahnte sie sich. Es kam selten genug vor, dass ein Elf seine Heimat verließ. Und so weit sie sich erinnern konnte, hatte es noch nie einer getan, um Gefahr für das eigene Volk heraufzubeschwören. Nein. Das war vollkommen abwegig. Retheon musste etwas anderes im Sinn haben. Aber was?
    Eine Bewegung über den Bäumen am Ufer lenkte ihren Blick zum Himmel. Eine kleine Kreatur flatterte auf sie zu. Den hektischen und doch unhörbaren Flügelschlägen nach zu urteilen, musste es eine Fledermaus sein. Schon bei Anbruch der Dämmerung war die erste wie ein dunkler übergroßer Schmetterling über der Insel gegaukelt. Doch diese hier flog pfeilgerade über den Fluss, an Mahalea vorbei und verschwand. Gerade so wie zuvor die Wildschweine und die Hirschkuh.
    Mit einem Mal schien die Luft über dem Ufer zu flirren. Flatternde kleine Körper füllten den Himmel, verdeckten Sterne und Mond. Fassungslos starrte Mahalea hinauf. Niemals zuvor hatte sie so viele Fledermäuse auf einmal gesehen. Wie ein Windhauch huschte

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