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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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wahrzunehmen.
Das Kompliment war für ihre Mutter so untypisch, dass Charlotte einen Kloß im Halse spürte und für kurze Zeit keine Worte fand. »Ich sehe aus wie du«, sagte sie, als sie sich erholt hatte.
    Annie lächelte nur und nestelte an den weichen Rüschen des Kleides mit offensichtlichem Verlangen herum. Sie war unschlüssig.
    »Komm mit zu dem Tanzabend, Mama.«
    »Ich sage dir was … Ich komme mit, wenn du die Diskussion über deinen Vater beendest.«
    Charlotte wusste, wann sie zugreifen musste. Dass sich ihre Mutter bereit erklärte auszugehen, war ein Fortschritt. Egal, welche Gründe sie dafür hatte. »Okay.« Sie hob unterwürfig die Hände. »Was hältst du davon, wenn wir jetzt diese Sachen hier bezahlen und dann in meinen Laden gehen? Wir suchen etwas Unterwäsche aus, beenden unseren Weibertag, und dann bringe ich dich nach Hause.«
    Bei dem Wort nach Hause leuchteten Annies Augen auf. Charlotte nahm sich vor, Dr. Fallon anzurufen. Es musste irgendeinen besonderen Grund geben für Annies starkes Bedürfnis nach ihrem Zuhause. Vielleicht konnte der Arzt im Gespräch etwas erfahren.
    Als sie am ›Speicher‹ anlangten, war Charlotte entschlossen, ihrer Mutter eine weitere halbe Stunde Spaß außerhalb ihres Hauses zu bereiten. Und Beth, ihre Assistentin, gehorchte äußerst glücklich, als Charlotte sie aufforderte, die attraktivsten unterschiedlichsten Exemplare an Unterwäsche hervorzuholen.
    Charlotte hängte das GLEICH-ZURÜCK-Schild an die Ladentür und wandte sich an Mutter und Freundin. »Modenschau gefällig? Los, Mama. Du kannst dir aussuchen, was du willst. Befreie dein inneres Ich, damit es sich
mit dem neuen äußeren Ich zusammentun kann. Was meinst du?«
    »Ich bin zu alt, um in Unterwäsche umherzustolzieren.«
    Immerhin lachte Annie dabei, und dieser Laut machte Charlotte warm ums Herz. »Aber ich schau euch beiden zu.«
    »Und du versprichst, dass du wenigstens eine Garnitur mitnimmst?«
    Ihre Mutter nickte.
    Der Nachmittag verlief wie eine Pyjamaparty, wobei Charlotte und Beth die verführerischsten BHs und Slips vorführten. Annie schien nicht nur die Show zu genießen, sondern auch die Vorstellung, sich selbst einmal etwas Gutes anzutun.
    Fortschritt zeigte sich auf unterschiedliche Weise, und Charlotte glaubte, heute ein Stück weitergekommen zu sein. »Das letzte Modell!«, rief sie ihrer Mutter und Beth zu, die in dem privaten Vorführbereich direkt vor den Umkleidekabinen warteten.
    »Okay. Ich bin wieder angezogen. Und deine Mutter sitzt in ihrem Sessel und hat Spaß, oder, Annie?«, fragte Beth.
    »Stimmt. Ihr Mädels macht mich auf eure Jugend neidisch.«
    Ihre eigene hatte ihre Mutter an einen Mann verschwendet, der es nicht verdiente, dachte Charlotte, aber sie hütete sich, das auszusprechen und so einen perfekten Tag zu verderben. Stattdessen zog sie die Garnitur an, die sie bis zuletzt aufgehoben hatte, eine aus ihrer handgearbeiteten Häkelkollektion. Sie hatte ihrer Mutter nie erzählt, dass sie das von ihr geerbte Talent für diese Arbeiten verwandte, weil sie nie gedacht hatte, dass sie bereit wäre, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen, um sich dafür zu interessieren. Aber heute war es soweit.

    Es klopfte laut an der Ladentür. »Ich geh’ schon«, rief Beth. »Wir haben schon so lange geschlossen, dass die Leute sich wundern werden.«
    »Wer immer es ist, wimmle ihn für noch ein paar Minuten ab, ja?« Charlotte war ihr Geschäft jetzt weniger wichtig als die verbindende Zeit, die sie mit ihrer Mutter verbrachte. Dieser letzte Teil ihres gemeinsamen Tages sollte sie noch näher zusammenbringen.
    »Mach ich!«
    Charlotte hörte, wie die beiden Frauen nach vorn gingen, um nachzusehen, wer da klopfte. In der Zwischenzeit machte sie sich den BH zu, eine Ergänzung zu ihrer Kollektion. Diese Kleidungsstücke waren einzig und allein für intime Stunden gedacht.
    Sie blickte in den Spiegel – und hatte nicht damit gerechnet, dass das Tragen dieser Stücke sie derartig erregen würde. Ihre Brustwarzen wurden hart und ragten durch die Maschen des Materials hindurch, während sie ein leeres, schmerzhaftes Gefühl in der Magengrube verspürte. Ihre Gedanken wanderten zu Roman. Sie strich sich mit den Händen über die Hüften und drehte sich so, dass sie sich von der Seite betrachten konnte, ihre langen Beine und den flachen Bauch. Sie musste zugeben, dass ihre Brüste den BH gut ausfüllten. Wenn sie nur den gleichen Mut hätte, den sie ihren Kunden zu

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