Der letzte Kuss
des Hungers, der sich in zu vielen Jahren aufgestaut hatte. Ein wildes Verlangen, sich für die verlorene Zeit zu entschädigen, verzehrte ihn. Heiß und ausgehungert fuhr er mit seiner Zunge über den Rand ihrer Lippen und verlangte Einlass, den sie ihm gewährte. Dort war es feucht, süß und rein und schmeckte so wie es richtig war.
Ein kehliges Stöhnen entrang sich ihr. Er war nicht sicher, wer sich zuerst bewegte, aber sie ging rückwärts und er folgte, ohne dass sein Mund von ihrem ließ. Sie stießen an die Wand hinter ihnen. Sobald sie in der kleinen, separaten Umkleidekabine waren, fielen die Schwingtüren zu und schlossen sie darin ein. Seine Hände wanderten von ihrem Hals hinunter, um ihre Taille zu umfassen. Sein Unterleib schmiegte sich in das V ihrer Beine und seine Erektion wuchs, schwoll an vor Verlangen, als er ein warmes Zuhause ahnte, das ihn willkommen hieß.
Ihre feuchte, weibliche Hitze fing ihn auf durch den harten Stoff seiner Jeans. »Großer Gott«, murmelte er, sein Körper zum Bersten angespannt. Die Schranke seiner Kleidung behinderte ihn und ein süßer, aber heftiger Schmerz verlangte nach Erfüllung. Er schob sich hin und her, auf der Suche nach tieferem Einlass, als es möglich war.
Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, öffnete sie weiter ihre Beine, und er zog stoßweise den Atem ein. Sie lehnten Wange an Wange, ihre Hände ergriffen seine Schultern, ihre Finger gruben sich in die Haut unter seinem Hemd, und ihr Atem kam in flachen, unregelmäßigen Zügen.
Fast umschloss sie ihn. Ihr Körper bot ein Bett für den seinen, und wenn er einatmete, war er umhüllt von ihrem Duft. Dieser Duft erfüllte ihn auf eine Weise, die rein sexuelles
Verlangen weit übertraf, und gerade das war die Erkenntnis, die ihn in die Realität zurückbrachte. »Was zum Teufel tun wir hier?«, brachte er mit Mühe über seine Lippen.
Sie lachte unsicher, ihr Atem heiß auf seiner Haut. »Ich weiß nicht, wie du es nennen würdest, aber ich bin dabei, mich von dir zu befreien.«
Als ob das möglich wäre, dachte er. Nach zehn Jahren war sie immer noch die einzige Frau, die zugleich mit seinen Hormonen auch seine Gefühle durcheinander brachte. Sie hatte die Fähigkeit, ihn seine Absichten zum Teufel schicken zu lassen.
Ihr Kopf lehnte gegen die Wand, während sie ihn mit glänzenden Augen betrachtet. »Du musst zugeben, dass die Idee ihre Vorzüge hat.«
Er trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Tatsächlich, die Idee hätte ihre Vorzüge – wenn er vorhätte, mit Charlotte zu spielen, bis er ihrer müde würde. Vorausgesetzt, er würde jemals ihrer müde. Roman hatte da seine Zweifel.
Außerdem hatte er einem Plan zu folgen. Ein Schicksal, das er nicht anstrebte, aber erfüllen musste, weil er eine Münze geworfen und Familienverpflichtungen hatte. Im Moment war ihm völlig schleierhaft, wie er sein Ziel erreichen sollte. Diese Frau war gefährlich. Sie wollte keine lang andauernde Bindung mit einem Mann, der nicht beabsichtigte, in Yorkshire Falls zu bleiben. Schon das allein bedeutete, dass sie nicht in Betracht kam.
Aber gleichzeitig fürchtete Roman, dass sie imstande wäre, ihn festzuhalten, in dieser Stadt, und ihn die Träume und Lebensziele, die er immer gehabt hatte, vergessen zu lassen.
Je mehr er nachgab, desto tiefer zog sie ihn hinein. »Mich von dir befreien zu wollen, ist eine verdammt gute Idee. Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, aber das hier …«, er zeigte auf ihren fast nackten und seinen erregten Körper, »ist nicht die schlaueste Art und Weise.«
Ehe er es sich anders überlegen konnte, drehte er sich um und stürmte durch die Schwingtüren, deren Scharniere hinter ihm quietschten. Er erlaubte es sich nicht, zurückzublicken.
Erst als er sich auf der Straße und in Sicherheit befand, fiel ihm ein, dass er Ricks Liste mit den möglichen Verdächtigen vergessen hatte. Und es kam für ihn überhaupt nicht in Frage, jetzt noch einmal ins Feuer zurückzukehren.
Kapitel fünf
Die Straßen von Yorkshire Falls waren leergefegt; die meisten Einwohner hatten sich im Rathaus versammelt. Nachdem Charlotte noch etwas frische Luft geschnappt hatte, ging sie in den Saal an ihren freiwilligen Arbeitsplatz, wo sie die Bowlenschüssel bewachen sollte. Kein vernünftiger Erwachsener würde diese grüne Flüssigkeit sonst anrühren, aber am alljährlichen Saint Patrick’s Day Tanzabend genehmigte sich jeder etwas von der farbigen
Weitere Kostenlose Bücher