Der letzte Kuss
genau?«, fragte er, weil er ganz sicher erfahren musste, womit er es zu tun hatte, wenn er ihre Ansichten umkrempeln wollte.
»Sex«, antwortete sie und bagatellisierte mit Absicht, was sie gemeinsam erfahren hatten.
Wenn Roman auch den Schutzmechanismus erkannte, musste er doch zugeben, dass sie ihn verletzt hatte. Er zwang sich zu einem unbeschwerten Lächeln. »Wie gut, dass du niemals versprochen hast, nicht zu lügen, Schätzchen.«
Damit ließ er sie wissen, dass er ihr kein Wort glaubte,
und diesmal schnappte sie nach Luft, weil sie sich ertappt fühlte.
Er atmete tief durch. Der Geruch von Sex hing in der Luft und erregte ihn. Er begehrte sie, obwohl sie ihre gemeinsame Erfahrung so stur herunterspielte. Er hatte sich klar ausgedrückt. Sie hatten gemeinsam etwas erlebt, das viel tiefer ging als nur Sex.
Mit seinen Knien schob er ihre Beine auseinander.
»Was machst du da?«, fragte sie.
»Du hast gesagt, dass du Hunger hast, oder?« Er wartete die Antwort nicht ab. »Du hast außerdem gesagt, dass es nur Sex sei zwischen uns.« Er schob seinen erigierten Penis zwischen ihre Beine und drang langsam, methodisch in sie ein mit gekonnten, starken Stößen, die sie einfach fühlen musste. Er jedenfalls tat es mit Sicherheit.
Ihre Lippen öffneten sich und ihre Augen weiteten sich, als sie ihn in sich aufnahm. »Was machst du da?«
»Ich werde dich dazu bringen, dass du deine Worte zurücknimmst.« Er wollte sie jeden Geschmack, jede Berührung und jedes Gefühl durchleben lassen, damit er für immer ein Teil von ihr würde. Er wollte ihr beweisen, dass alles zwischen ihnen tief und bedeutungsvoll war.
Seine kraftvollen Stöße entlockten ihr eine Erwiderung, die er nicht falsch deuten konnte. Genauso wenig wie sie selber, wenn man die erregenden Laute aus ihrer Kehle richtig einschätzte.
Jedes Stöhnen von ihr senkte sich in ihn hinein, führte zu einem stechenden Gefühl in seinen Augen und verschloss ihm die Kehle.
Als sie später schlafend in seinen Armen lag, wusste er, dass sie ein Teil von ihm geworden war – vielleicht schon immer gewesen war.
Als Roman sie am nächsten Tag zurück in die Stadt fuhr, war die Sonne schon längst am Horizont untergetaucht, ein orangefarbener Feuerball am geröteten Himmel. Charlottes Stimmung sank. Sie war noch nicht bereit, ihre gemeinsame Zeit so schnell zu beenden.
Nach dem einen ernsthaften Gespräch, das sie nicht weitergebracht hatte, war die Stimmung heiterer geworden. Sie hatten sich geliebt, sich gegenseitig mit hausgemachten Keksen gefüttert, waren eng umschlungen eingeschlafen und bei Sonnenaufgang aufgewacht. Zum Lunch hatten sie auf dem herrlichen Grundstück ein Picknick gemacht, und später das Dinner mit den Innsbrooks eingenommen. Schließlich waren sie in ihr Zimmer zurückgekehrt, hatten noch einmal miteinander geschlafen und dann den Gasthof verlassen.
Vielleicht war Roman genauso melancholisch wie sie, denn sie fuhren schweigend heim. Als er sie zu ihrer Wohnung begleitete, spürte sie eine nervöse Spannung in der Magengrube.
Sie war noch nicht soweit, sich zu verabschieden. »Ob es wohl gestern Nacht irgendwelche Einbrüche gegeben hat?«, überlegte sie laut, um noch etwas Zeit zu gewinnen.
»Nicht dass ich es jemandem wünschte, aber damit wäre ich eindeutig aus dem Schneider, was die Frauen dieser Stadt anbelangt.« Seine blauen Augen glänzten belustigt. »Ich habe ein Alibi.«
Sie lächelte. »Klar. Ich weiß, was du meinst. Da niemand weiß, dass du nicht in der Stadt warst, hätte dem Dieb einfallen können, dich als Schutzschild zu benutzen – falls das nach Erscheinen des Artikels seine Absicht war.« Sie zuckte die Schultern.
»Nur meine Mutter und meine Brüder wissen, dass ich weg war, wir werden ja sehen, was passiert.«
Ihre Mutter wusste auch Bescheid, aber da sie kaum unter Leute ging, war es unwahrscheinlich, dass sie die Neuigkeit verbreitet hatte. »In Häuser einzubrechen und Slips zu stehlen – wer tut denn so etwas«, bemerkte Charlotte mit einem Kopfschütteln.
Er wurde rot, und sie hob eine Hand, um ihn noch einmal zu berühren. Als ihre Fingerspitzen zart seine raue Wange streichelten, begegnete er ihrem Blick und hielt ihm stand. Erkenntnis glitzerte in diesen intelligenten blauen Augen, und sie zog ihre Hand zurück, verlegen, weil sie mit diesem einfachen Zuneigungsbeweis zu viel von ihren Gefühlen offenbart hatte.
»Das hier ist viel ernster als ein Jugendstreich«, bemerkte sie und
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