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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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waren so ungefähr im gleichen Alter«, wandte Anke ein. »Jung. Da darf man ja wohl ein bisschen Spaß haben.«
    »Es gibt Spaß und Spaß«, erwiderte Maja scharf. »Und ehrlich gesagt denkt man nicht mehr so viel an Spaß, wenn einem die Ärzte sagen, dass man an einem Gehirntumor sterben wird, und zwar bald. Die Schmerzen haben auch nicht gerade dazu beigetragen, das Leben lustig zu finden.«
    »Sorry, das hatte ich vergessen.« Anke verzog schief das Gesicht. »Für mich kam es so plötzlich –«
    »Ja, stimmt schon.« Ankes Erklärung beruhigte Maja wieder. Warum regte sie sich eigentlich auf? Für Anke und sie hatte das doch alles keine Bedeutung mehr. Sie lächelte auch entschuldigend. »Wenn wir uns im Leben kennengelernt hätten, hätten wir wohl kaum etwas miteinander anfangen können, aber hier . . .«
    »Hier ist alles anders.« Anke atmete tief durch. »Ich wünsche mir so sehr, dass Fiona wieder glücklich wird, und Lara scheint eine nette Frau zu sein.«
    »Das ist sie.« Maja schluckte.
    Anke blinzelte schelmisch. »Dann sollten wir uns mehr darauf konzentrieren, dass die beiden nicht mehr vom Weg abkommen. Wenn sie jeweils ein paar Frauen durchprobieren müssen, bis sie die Richtige finden, kann das hier ein richtig langer Aufenthalt für uns werden.« Sie seufzte schicksalsergeben.

10
    L ara saß im Wohnzimmer und streichelte geistesabwesend Amors Kopf, den er ihr aufs Knie gelegt hatte. Cassiopeia hatte sich auf ihrem Schoß niedergelassen.
    Sie war gerade erst vom Spaziergang mit Amor zurückgekehrt. Dieser Spaziergang . . . war etwas anders verlaufen, als sie erwartet hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dabei ausgerechnet Fiona zu treffen. Und was noch viel schlimmer war: Ihr Herz hatte schneller geschlagen, als sie Fiona dort auf der Bank sitzen sah. Sie hatte sich gefreut, Fiona zu sehen.
    Der Gedanke erschreckte sie zutiefst. Wie konnte sie überhaupt an Fiona denken? Sie kannte diese Frau doch überhaupt nicht, und trotzdem hatte sie sich in ihre Gedanken geschlichen. Lara bemerkte jedes Mal, wenn sie an Fiona dachte, dass es ihr gleich etwas besser ging. Es war so, als ob eine winzige warme Flamme in ihrem Inneren sich daran machte, das Eis zu schmelzen.
    »Das ist aber nicht das, was ich will! Mein Herz gehört Maja, und das wird auch immer so bleiben!«
    Sie hatte so laut gesprochen, dass Cassiopeia irritiert von ihrem Schoß zu Lara aufsah. Wer störte die Katzenkönigin da in ihrem Schönheitsschlaf?
    »Ich weiß, Cassiopeia.« Lara strich entschuldigend über das weiche Fell. »Ich wollte dich nicht stören, aber was würdest du tun, wenn du plötzlich an eine Frau denken müsstest, an die du gar nicht denken willst?«
    Wenn Cassiopeia hätte den Kopf schütteln können, hätte sie es wohl getan. Die Menschen hatten Probleme . . . Sie rollte sich wieder auf Laras Schoß zusammen.
    »Vielleicht sollte ich das auch tun«, seufzte Lara. »Mich einfach zusammenrollen und nicht mehr daran denken.«
    Aber das konnte sie nicht. Fiona hatte sie aus ihrer Lethargie gerissen, sie verstand, im Gegensatz zu allen anderen, die das behaupteten, tatsächlich, wie es Lara ging, wie sehr sie trauerte, wie schwer es ihr fiel, endgültig von Maja Abschied zu nehmen.
    Denn Fiona ging es genauso. Auch in ihrem Leben hatte Anke noch immer eine große Bedeutung, auch wenn sie schon viel länger tot war als Maja.
    Und das war der Unterschied: Fiona hatte bereits mehr Zeit gehabt, sich mit Ankes Tod abzufinden, und sie hatte nicht ein ganzes Jahr lang dabei zugesehen, wie Anke starb. Anke war von jetzt auf gleich aus ihrem Leben gerissen worden.
    Dieses Jahr mit Maja war zugleich das schönste und das schrecklichste Jahr in Laras Leben gewesen. Und es hatte sie tiefer verbunden, als Lara es beschreiben konnte. Sie hatte gewusst, dass Maja sterben würde, jeden Tag hatte sie es gewusst, jede Minute, jede Sekunde. Jedes Mal, wenn Maja geschwächt zusammenbrach. Jedes Mal, wenn sie nachts im Schlaf stöhnte, weil die Schmerzen ihr keine Ruhe ließen.
    Lara hatte mit ihr gelitten und bis zum Schluss gehofft, dass sie überleben würde, das alles nur ein schrecklicher Traum war.
    Aber das war es leider nicht gewesen. Es war die Realität gewesen, harte, unerbittliche Wirklichkeit.
    Sie wollte den Traum immer noch nicht aufgeben, dass es anders hätte kommen können, dass Maja und sie ein gemeinsames Leben gehabt hätten über dieses eine Jahr hinaus.
    Sie wusste, dass es ein Traum war. Aber immer,

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