Der letzte Liebesdienst
sich nicht dreckig machen. Wie wir früher als Kinder.« Sie lachte. »War das bei euch auch so?«
Lara schaute sie verständnislos an, als hätte sie nicht zugehört. »Hm, ja«, sagte sie dann. »Das war bei uns auch so. Bei den meisten wahrscheinlich.«
»Wahrscheinlich.« Fiona hatte das Gefühl, Lara wollte sich nicht mit ihr unterhalten. Gestern hatte sie Fiona halb ihr Herz ausgeschüttet, aber vielleicht war ihr das heute peinlich. »Du musst nicht mit mir reden, wenn du nicht willst«, sagte sie sanft. »Ich verstehe das.«
Lara schien wie aus einem Traum zu erwachen. »Bin ich so unfreundlich?«, fragte sie schuldbewusst. »Entschuldige, ich habe nur über etwas nachgedacht.« Sie zog ihre Stirn kraus zusammen. »Hattest du viele Freundinnen vor Anke?«, platzte es plötzlich aus ihr heraus. »Mist! Das wollte ich nicht sagen.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund. »Du musst natürlich nicht antworten.«
Fiona versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken. »Nun ja, ich war achtundzwanzig, als ich Anke kennenlernte. Da ist man meistens kein unbeschriebenes Blatt mehr.«
»Achtundzwanzig?« Lara starrte sie an, als hätte sie etwas ganz Erstaunliches gesagt. »Dann sind wir praktisch gleich alt.«
Fiona lächelte. »Das trifft sich ja gut.«
»Weswegen?« Lara runzelte irritiert die Stirn.
»Ach, nur so«, sagte Fiona. »Wie wäre es –« Sie brach ab. Dann setzte sie neu an: »Wie wäre es, wenn wir mit den Hunden ein bisschen rausfahren? Die Spielwiese hier ist doch ziemlich klein. Ich fahre am Wochenende, wenn ich mehr Zeit habe, mit Luna oft in den Wald.«
»Das haben wir früher –« Lara schluckte. Sie waren auch oft mit Amor in den Wald gefahren, und die Erinnerung kehrte zurück.
»Wie müssen nicht«, sagte Fiona sofort. »War nur so ein Vorschlag.«
Lara straffte ihre Schultern. »Doch«, sagte sie. »Lass uns fahren. Amor hat unter der Woche ja auch nicht viel Auslauf, wenn ich arbeiten muss.«
»Eben.« Fiona lächelte. »Mit deinem oder mit meinem Wagen?«
Lara verzog das Gesicht. »Also in meinen Wagen passen zwei so große Hunde kaum rein. Ich weiß ja nicht, wie groß deiner ist.«
»Groß genug«, sagte Fiona.
Fiona hatte einen SUV, wie Lara kurz darauf feststellte, und Luna und Amor verschwanden leicht darin. Es dauerte nur zwanzig Minuten, dann waren sie an einem Waldparkplatz angekommen und stiegen aus.
Amor stürmte sofort los, während Luna Fiona fragend ansah.
»Geh nur, mein Mädchen«, lachte Fiona. »Amüsiert euch.«
Luna sagte einmal kurz »Wuff!«, dann lief sie Amor mit großen Sprüngen hinterher.
Lara seufzte. »Ich wünschte, Amor wäre auch so gut erzogen. Aber er war schon erwachsen, als wir ihn aus dem Tierheim holten.«
»Ja, es ist einfacher, wenn man einen Hund als Welpen kriegt«, nickte Fiona. »Luna war noch ganz klein, als ich sie bekommen habe. Und Labradore sind bekannt dafür, dass sie sich gut ausbilden lassen.«
»Kennst du den Film Marley & Ich?«
»Ja.« Fiona wiegte den Kopf. »Aber ich mag das Ende nicht.«
Lara lächelte wehmütig. »Ich habe mir den Film mit Maja angesehen. Wir haben uns sehr viele Filme angeschaut bevor . . . es ihr so schlecht ging. Maja . . . sie hat auch geweint bei dem Ende.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich geweint habe.« Fiona öffnete protestierend die Augen.
»Hast du nicht? Dann entschuldige bitte.« Lara konnte sich kaum zurückhalten zu schmunzeln. Fiona hatte bestimmt geweint, als der Labrador Marley am Ende seines Lebens eingeschläfert werden musste, so wie sie an Luna hing. Aber zugeben würde sie das wohl nie. »Sollen wir mal schauen, wo die Hunde geblieben sind? Nicht dass sie noch was anstellen. Amor ist Spezialist in so was.«
»Lunas Jagdtrieb bringt sie auch manchmal dazu, nicht ganz so brav zu sein, wie du eben dachtest.« Fiona wies auf den Weg, der in den Wald hineinführte. »Ich folge Ihnen, Mylady.«
Lara lächelte. »Ich dachte, galante Ritter sind ausgestorben.« Sie ging los.
Fiona schloss sich ihr an. »Kam mir nur so in den Sinn. Irgendwie –« Sie wirkte verlegen.
»Irgendwie was?« Lara blickte sie fragend an.
»Irgendwie hast du so was«, fuhr Fiona etwas gezwungen fort. »Wenn du jetzt noch auf einem Pferd sitzen würdest, mit dem großen, grauen Hund neben dir – es gibt alte Gemälde, auf denen so etwas abgebildet ist.«
»Ich bin aber keine edle Dame, die zur Jagd ausreitet«, bemerkte Lara lächelnd. »Ein paar hundert Jahre alt bin ich wirklich noch
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