Der letzte Liebesdienst
angesehen habe«, erwiderte Fiona, nun etwas genervt. »Das weißt du wahrscheinlich besser als ich, da du mich ja anscheinend beobachtet hast.«
»Ja, ich habe dich beobachtet.« Meret schürzte die Lippen. »Du hättest sie am liebsten sofort flachgelegt.«
»Meret, das geht zu weit!« Fiona wich aus und ging an Meret vorbei.
Meret kam ihr ohne Verzögerung nach. »Meinst du, ich kenne diesen Blick nicht?«, fragte sie spitz. »Denkst du, mich hat noch nie jemand so angesehen?«
»Du bist eine gutaussehende Frau«, sagte Fiona. »Bestimmt haben dich viele so angesehen.«
»Warum du dann nicht?« Nun klang Merets Stimme schrill, als ob sie kurz vor einem Ausraster stünde. »Warum du nicht?« Sie krallte sich in Fionas Ärmel.
Wenn ihre Jacke in einem Stück bleiben sollte, musste Fiona stehenbleiben. »Beruhige dich doch«, sagte sie, schaute Meret aber nicht an. Sie hatte das Gefühl, dass das eher zum gegenteiligen Effekt führen würde, den sie erreichen wollte, nämlich dass Meret sie in Ruhe ließ. »Du wirst bestimmt jemand finden. Warum muss es ausgerechnet ich sein? Es gibt eine Menge Frauen, die auf der Suche sind. Aber ich bin es nicht.«
»Triffst du dich außerhalb der Gruppe mit ihr?«, fragte Meret fast schon hysterisch. »Kommt sie deshalb nicht mehr, weil du sie dir gleich gekrallt hast? Wartet sie jetzt zuhause auf dich? Hat sie das Bett schon vorgewärmt?« Ihre Fingernägel schlugen sich schmerzhaft in Fionas Schulter, es kratzte an ihrem Hals.
Fiona war unwillkürlich zurückgesprungen, sonst hätten Merets Nägel wohl noch mehr von ihr erwischt. »Hör auf, Meret!« Sie griff sich an den Hals, wo es brannte. Als sie ihre Hand zurückzog, war Blut daran. »Du bist wirklich verrückt«, fuhr sie fort, während sie ungläubig auf den dunkelroten Fleck starrte. »Denkst du, so kannst du irgendjemand für dich gewinnen? Das ist keine Liebe, auch wenn du das denkst, und das ruft auch keine Liebe hervor.«
Meret starrte sie an, als würde sie gar nicht begreifen, was Fiona gesagt hatte, dann plötzlich schluchzte sie auf, drehte sich um und lief davon.
»Du meine Güte.« Fiona blieb stehen und starrte immer noch auf ihre Hand. »Das glaub’ ich ja jetzt nicht.«
9
» W eißt du, Luna, langsam habe ich das Gefühl, alle Frauen sind irgendwie verrückt.«
Luna wedelte fragend mit dem Schwanz und legte den Kopf schief.
»Nein, du natürlich nicht.« Fiona lachte ein wenig. »Du bist die einzige Frau, der ich hundertprozentig vertraue und von der ich nichts Schlimmes erwarte.«
Das Schwanzwedeln wurde schneller.
»Ja, du hast Recht. Was rede ich hier eigentlich dumm rum? Du willst endlich raus. Der Park wartet.« Sie nahm Lunas Leine, und sie verließen das Haus.
Es war Samstag, und als sie im Park ankamen, war dort schon einiges los. Jogger, Hunde, Fahrräder – es war ein ziemliches Chaos. Fiona war relativ spät aufgestanden, weil die Woche so stressig gewesen war, normalerweise ging sie früher mit Luna raus. Dann war es ruhiger.
»Einen Vorteil hat die Sache«, sagte sie zu Luna, als sie sich zu ihr hinunterbeugte. »Du hast mehr Spielgefährten.« Sie leinte Luna ab, und Luna sauste los auf die Hundespielwiese.
Fiona schlenderte ein wenig den Weg entlang. Luna sollte sich richtig austoben, sie würde sie so schnell nicht zurückrufen. Sie hatte sich ein Buch mitgebracht und würde sich ein Weilchen auf die Bank setzen.
Nachdem sie ein bisschen gelesen hatte, stupste sie plötzlich eine kalte Hundenase an. »Na, schon genug?« Lächelnd schaute sie auf Luna. »Ach, ich sehe, du hast einen neuen Freund gefunden. Willst du ihn mir vorstellen?«
Luna schien fast zu nicken, sie hechelte vom Spielen, ihre Zunge hing heraus, und sie sah sehr fröhlich aus.
»Dann ist das wohl Luna«, sagte eine weibliche Stimme vom Weg her.
Fiona blickte auf. »Amor?« Sie wies mit dem Kopf auf den großen Hund mit schwarz-grau gezeichnetem Fell, der neben Luna stand.
»Ja.« Lara kam langsam näher. »Ich habe ihn und Cassiopeia wieder zu mir geholt.«
Fiona spürte, wie ihr Herz lauter schlug. In dem Moment, als Lara sie ansprach, war es fast stehen geblieben, sie hatte es sich nur nicht anmerken lassen. »Das ist schön«, sagte sie. »Dann bist du nicht so allein. Luna gibt mir viel.«
»Hm.« Lara stand nun vor ihr und schaute auf sie hinunter.
»Willst du dich nicht setzen?«, fragte Fiona und wies neben sich auf die Bank.
Lara zögerte, doch dann setzte sie sich. »Gehst du immer mit
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