Der letzte Liebesdienst
leid. Uns beide zusammen zu sehen hat schon gereicht, um sie halb in den Wahnsinn zu treiben.«
»Halb?«, fragte Lara spöttisch.
»Ich glaube, sie ist kein schlechter Mensch«, fuhr Fiona nachdenklich fort. »Nicht wirklich. Ich habe erlebt, wie sie vielen Frauen in der Gruppe geholfen hat. Sie war immer für alle da.«
»Besonders aber für dich«, sagte Lara. »Vermute ich mal.«
»Das ist mir nie so aufgefallen, aber wahrscheinlich war es so, ja«, gab Fiona zu. »Ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Mit meinen eigenen Problemen.«
»Sie benimmt sich, als wärt ihr mal zusammen gewesen«, stellte Lara fest.
»Waren wir nicht. Ganz bestimmt nicht.« Fiona lächelte leicht. »Sie vermutet, wir sind zusammen, du vermutest, Meret und ich waren – oder sind vielleicht noch – zusammen. Ich komme mir richtig begehrt vor.« Nur habe ich nichts davon, dachte sie im Stillen.
»Du bist ja auch . . . nett«, sagte Lara. »Wie du dich um mich gekümmert hast – um mich und Amor – das war wirklich sehr nett.«
»Aber?«, fragte Fiona. »Wenn ein Satz so anfängt, kommt immer etwas nach.«
Lara zögerte. »Aber . . . ich bin –«
»Noch nicht soweit«, setzte Fiona fort. »Ich weiß. Und ich verstehe das. Ich muss nur an die Zeit vor ein paar Wochen denken, als jeder Gruppenabend für mich ein Eintauchen in die Vergangenheit war.«
Lara blieb stehen. »Ich glaube, wir sollten uns eine Weile nicht sehen«, sagte sie.
Fiona dachte, ihr Herz hätte aufgehört zu schlagen. Das ist es also, dachte sie. Das hat sie die ganze Zeit zurückgehalten. Deshalb ist sie überhaupt heute Abend gekommen. Um mir das zu sagen.
»Warum?«, fragte sie. »Habe ich etwas falsch gemacht? Bin ich dir zu nahe getreten? Hat dich Meret so schockiert? Glaub mir, das war alles nur Gerede. Kein wahres Wort –«
»Das ist es nicht«, unterbrach Lara sie. »Es geht nicht um Meret.« Sie atmete tief durch. »Und du hast auch nichts falsch gemacht. Im Gegenteil. Ich war . . . bin sehr dankbar für deine Hilfe.«
Dankbar. Toll, genau das habe ich mir gewünscht. Fionas Gedanken rasten. Was konnte sie nur tun, um Lara davon zu überzeugen, dass das alles falsch war?
»Lara . . .« Sie streckte hilflos die Hände nach Lara aus. »Bitte . . . Es ist deine freie Entscheidung, aber ich würde mich freuen, wenn wir . . .«, sie schluckte, »wenn wir in Verbindung bleiben würden. Natürlich nur, wenn du willst.« Sie atmete so schwer, als wäre sie noch einmal durch den ganzen Park gerannt.
Lara stand da wie eine Statue, bewegungslos, aus Marmor, ein Standbild, das man nicht erreichen konnte. »Ja«, sagte sie endlich, nahm Amors Leine auf und fixierte den Ausgang. »Ich rufe dich an.«
Sie ging los, und Fiona blieb fassungslos an der Stelle zurück, an der Lara sie verlassen hatte. Selbst Luna schaute Amor hinterher, als würde sie ihn nie mehr wiedersehen.
14
» W as soll das?« Anke sah genauso fassungslos aus wie Fiona. »Was tut sie da?«
»Sie . . . sie – Es ist ihr alles zuviel«, flüsterte Maja. »Du musst verstehen –«
»Was? Dass sie Fiona das antut? Meiner lieben, süßen, wundervollen Fiona?« Anke explodierte fast vor Wut. »Dass sie ihr das Herz bricht? Nein, das verstehe ich nicht. Warum tut sie das?«
»Sie ist immer noch in Trauer.« Maja richtete sich trotzig auf. »Sie liebt mich eben immer noch.«
»Verdammt, du bist tot! Genauso wie ich! Was soll dieses Getue?« Ankes Kiefer mahlten. »Es hatte wohl doch etwas zu bedeuten, dass sie mir nicht ähnlich ist. Sie war nicht für Fiona bestimmt.«
»Vielleicht nicht«, sagte Maja.
»Du bist ganz froh, oder?« Anke blitzte sie an. »Du hast Fiona nie gemocht!«
»Das würde ich so nicht sagen«, wich Maja aus, »aber Tatsache ist, dass sie mir auch nicht sehr ähnlich ist, oder?«
»Glücklicherweise nicht!« Anke dampfte aus allen Poren. Sie beobachtete Fiona, die immer noch wie versteinert dastand, mit Luna neben sich, die etwas verwirrt darauf wartete, was ihr Frauchen nun tun würde. »Es gibt so viele Frauen. Warum musste es ausgerechnet diese Zicke sein?«, quetschte Anke zwischen zusammengepressten Lippen hervor.
»Was? Was hast du gesagt?« Maja starrte sie an.
»Das weißt du ganz genau.« Anke wandte ihr Gesicht zu Maja, obwohl sie sich auch ohne sich direkt anzusehen unterhalten konnten.
»Lara ist keine . . . Zicke! Absolut nicht! Sie ist der liebste Mensch, den es gibt.« Maja traten fast die Tränen in die
Weitere Kostenlose Bücher