Der letzte Liebesdienst
etwas, das Maja ihr nicht mehr geben konnte. Sie hing aber immer noch an Maja. Ihre Gefühle waren gebunden.
Fiona atmete tief durch. Sie dachte auch immer noch an Anke, aber der bohrende Schmerz hatte sich gelegt, war einer schönen Erinnerung gewichen. Sie würde Anke nie vergessen, diesen Wirbelwind, der ihr ganzes Leben durcheinandergewirbelt hatte, aber sie war fort. Für immer.
Auch wenn Anke immer einen Platz in ihrem Herzen haben würde, waren da noch andere Plätze, die unbesetzt waren. Einen davon hätte sie gern an Lara vergeben. Aber sie wollte ihn nicht.
Was bimmelte denn da? Eine Straßenbahn? Wo kam denn eine Straßenbahn mitten in ihrer Wohnung her?
Fiona rieb sich verwirrt die Augen und merkte plötzlich, dass sie wohl auf der Couch vor dem Fernseher eingeschlafen war. Die Straßenbahn hörte aber nicht auf zu bimmeln, obwohl sie nun wach war.
Es klingelte an der Tür, ja klar. Wie kam sie denn auf Straßenbahn?
Sie stand etwas schlaftrunken auf und ging öffnen.
»Du warst nicht im Park«, sagte Lara, die mit Amor vor der Tür stand. »Da dachte ich, ich schaue mal nach, was los ist. Ist dir jetzt doch noch schlecht geworden?«
Fiona war so überrascht, dass sie nicht gleich antworten konnte. »Nein, ich bin nur«, sie wies hinter sich, »auf der Couch eingeschlafen.«
»Ah, gut, dann ist ja alles in Ordnung.« Lara wirkte unschlüssig.
Luna und Amor begrüßten sich derweil wedelnd und schnupperten sich ab. Luna schaute zu Fiona hoch.
»Ja. Ja, natürlich. Du musst raus.« Fiona griff nach ihrer Jacke und trat vor die Tür.
Lara schmunzelte. »Schuhe wären vielleicht auch noch nützlich«, sagte sie und schaute nach unten.
Fiona folgte ihrem Blick auf ihre Füße. Tja, auf der Couch hatte sie ohne Schuhe gelegen, aber jetzt wären sie ganz praktisch. Sie ging zurück und schlüpfte hinein.
Danach verließen sie gemeinsam das Haus.
Im Park tobten sich die Hunde aus, und Lara und Fiona schlenderten den Weg entlang, der um die Wiese herumführte.
»Dein Magen hat sich wieder beruhigt?«, fragte Fiona. »Keine Beschwerden mehr?«
»Nichts mehr.« Lara schüttelte den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, was das war.« Sie warf einen scharfen Blick auf Fiona. »Und komm mir nicht wieder mit schwanger.«
Fiona hob lachend die Hände. »Komme ich gar nicht. Das habe ich nicht ernsthaft angenommen. Du hast ja gesagt, du hast keine Erfahrung mit Männern.«
»Das fehlte mir noch«, sagte Lara.
Sie gingen stumm nebeneinander her. Fiona beobachtete Lara von der Seite und spürte, dass sie etwas zurückhielt. Es war wie eine Spannung, die zwischen ihnen lag.
Als Lara so plötzlich vor der Tür stand, hatte Fiona gedacht, sie wäre eine Fata Morgana. Dass sie noch nicht richtig wach wäre, immer noch träumte. Und von wem sollte sie schon träumen, wenn nicht von Lara?
Den ganzen Tag über war Lara ihr nicht aus dem Sinn gegangen. Es wäre so schön gewesen, wenn sie geblieben wäre.
Sie seufzte innerlich. In der Hinsicht waren Hunde einfach unpraktisch. Eine Katze konnte man vielleicht mal ein Wochenende über allein lassen, wenn man ihr genug Wasser und Futter hinstellte, aber ein Hund musste einfach raus. Er konnte nicht tagelang in der Wohnung bleiben.
Aber Lara wäre sowieso nicht geblieben. Durch Amor sparte sie sich nur die Erklärung, warum nicht.
Im Moment schien sie ganz in Gedanken versunken, sie bemerkte noch nicht einmal, dass Fiona sie kaum aus den Augen ließ. Worüber dachte sie nach? Weshalb war sie wirklich gekommen? Doch nicht, um mit den Hunden in den Park zu gehen.
Fiona dachte etliche Wochen zurück. Bevor Lara gekommen war. Damals war Fiona mittwochs regelmäßig in die Gruppe gegangen, um über Anke zu sprechen. An den anderen Tagen hatte sie das Haus abends nicht verlassen. Sie war morgens zur Arbeit gegangen, danach wieder nach Hause, hatte sich um Luna gekümmert und sich mit ihr auf dem Sofa zusammengekuschelt, weil niemand anderer da war, mit dem sie hätte kuscheln können. Und sie sich auch niemanden vorstellen konnte, mit dem sie das wollte.
Seit ein paar Wochen ging sie nicht mehr in die Gruppe. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, es nicht beschlossen, es hatte sich von selbst ergeben. Sie brauchte die Gruppe nicht mehr, denn jetzt gab es ja Lara.
Gab es sie? Wieder betrachtete Fiona sie nachdenklich. Lara war augenblicklich in der Phase, in der Fiona vor einigen Wochen gewesen war. Sie ging zwar nicht in die Gruppe, aber sie hatte fast so etwas
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