Der letzte Liebesdienst
blöde Idee, dich anzurufen. Sorry.«
»Nein, nein, ist schon gut«, rief Fiona hastig, denn es hörte sich an, als wollte Lara auflegen. »Marianne hat nur Luna gebracht. Sie ist schon wieder weg.«
»Aber sie kommt doch sicher wieder«, sagte Lara.
»Dieses Wochenende nicht«, erwiderte Fiona wahrheitsgemäß. »Wo steht denn dein Auto?«
Es folgte eine kleine Pause. »Immer noch bei dir vor der Tür«, sagte Lara dann.
Fionas Herz quittierte diese Auskunft mit einem kleinen Hopser. »Dann komm doch rauf«, sagte sie. »Noch ein Kaffee, bis der ADAC Zeit hat?«
»Klingt irgendwie gut«, sagte Lara. »Aber ich würde sagen, ich gehe schnell noch ein paar Sachen für dich einkaufen. Als ich vorhin deine Schränke durchgeschaut habe, habe ich mich gefragt, wofür du die überhaupt hast. Vorräte sind jedenfalls keine drin. Sie sind gähnend leer.«
»Das ist der Normalzustand«, sagte Fiona. »Du musst nichts einkaufen.«
»Doch«, sagte Lara. »Du bist krank. Du kannst es nicht tun. Und das ganze Wochenende nur Tiefkühlpizza – da läuft es mir kalt den Rücken runter.«
»Man kann sie vor dem Essen aufwärmen«, sagte Fiona.
Lara lachte. »Ich kaufe was ein. Dauert nicht lange. Bis gleich.«
Fiona starrte in die Luft und hielt das Telefon immer noch am Ohr, obwohl Lara längst aufgelegt hatte. Das war ja wie eine Achterbahnfahrt. Lara kam, ging, kam, ging . . . Nun ja, jetzt kam sie erst einmal.
Ein Lächeln überzog Fionas Gesicht. Wie gut, dass Autos manchmal nicht ansprangen.
»Das ist ja eine gute Idee mit dem Auto«, sagte Maja, »und die Sache mit Marianne hat sich jetzt auch erledigt, aber alles andere ist nur schlimmer geworden.« Sie schaute Anke an. »Wenn wir uns zusammentun, meinst du, wir könnten Elisabeth umbringen?«
»Bist du verrückt?« Anke starrte sie entgeistert an. »Einen Anlasser lahmzulegen ist das eine, aber Mord? Du kannst ja wohl nicht ganz dicht sein.«
»Was sie Lara angetan hat . . .« Maja knirschte mit den Zähnen. »Vielleicht kann ich sie auch allein umbringen, wenn ich mich anstrenge.«
»Wir haben uns möglicherweise zu wenig mit Elisabeth beschäftigt«, überlegte Anke. »Ich auf jeden Fall, weil sie so gar nicht mein Typ ist. Wir hätten wissen sollen, dass es keine gute Idee war, in ihr Auto reinzufahren.«
»Das sagst ausgerechnet du?« Majas Augen blitzten. »Du hast das Gaspedal so weit runtergedrückt, dass es noch viel schlimmer hätte ausgehen können. Ich wollte nur ein bisschen schubsen.«
»Ja, ja, jetzt bin ich wieder schuld.« Anke verzog schmollend die Lippen. »Tatsache ist aber, dass Lara sich viel zu sehr auf Elisabeth eingelassen hat. Hätte sie das nicht getan, könnte sie schon längst mit Fiona zusammen sein, und wir wären weg hier.«
26
E lisabeth saß allein in ihrem Büro. Kein ungewöhnlicher Zustand. Das einzig Ungewöhnliche daran war, dass sie eigentlich gar nicht hier sein wollte.
Sie hatte Lara nicht mehr gesehen, seit sie zum Mittagessen gegangen war. Lara hatte kurz erwähnt, dass sie am Nachmittag nicht wiederkommen würde, sie hätte etwas zu erledigen. Seit sie den Hochzeitstermin festgesetzt hatten, war das öfter der Fall. Lara blieb nie länger im Büro, als es unbedingt sein musste. Es war klar, dass sie Elisabeths Gegenwart mied.
Elisabeth hatte am Nachmittag versucht, Lara anzurufen, weil sie eine Frage zu einer Akte hatte, aber Lara hatte nicht abgenommen. Diese Frage zu einer bestimmten Akte war ohnehin nur ein Vorwand gewesen, wie Elisabeth selbst sehr gut wusste. Sie wollte wissen, wo Lara war, was sie tat – und mit wem.
Sie legte den Kopf in die Hände und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Schreibtisch ab. Was war nur geschehen? Was hatte sie getan? Es war ihr bewusst, dass selbst ein ganzer Schrank voller roter Rosen das nicht wiedergutmachen konnte. Vermutlich hatte Lara sie ohnehin weggeworfen.
Und sie hatte Recht. Elisabeth lehnte sich mit einem gequälten Seufzer in ihren großen Sessel zurück. Lara hatte absolut Recht. Was sie, Elisabeth, getan hatte, war unverzeihlich.
Sie konnte sich selbst kaum mehr erklären, wie es dazu gekommen war. Noch nie zuvor hatte sie so etwas getan oder sich auch nur vorstellen können, so etwas zu tun. Aber die Gefühle waren so stark gewesen, die Wut, die Eifersucht, die Hilflosigkeit. Wahrscheinlich war es das, was sie am meisten hasste: hilflos zu sein. Sie konnte sich immer wehren, konnte argumentieren, konnte gewinnen.
Aber in jenem Augenblick
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