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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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sie mit ihren eigenen Waffen besiegen.«
    »Schlag dir solche Gedanken aus dem Kopf. Wir können nichts tun. Lass dich von deinem gesunden Menschenverstand leiten. Die Massai haben in der gegenwärtigen Zeit mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Lenana versteht die Briten.«
    »Leider glauben sie, dass er für uns alle spricht«, sagte Ole Sadera, »und sie hören nur das, was sie hören wollen. Aber die Worte der
Moran
hören sie nicht.«
    »Aber Lenana spricht für die Massai. Er ist der
Laibon.
«
    »Und wir sind die Sprecher unserer Altersgruppen. Und was die Worte des
Laibon
betrifft – sie stammen aus den Mündern der Briten.«
    »Du willst den
Laibon
doch wohl nicht des Verrats bezichtigen! Wir müssen seinen Ratschlägen Beachtung schenken.«
    »Wieso? Die Ältesten sind nur wenige. Unsere Altersgruppen sind nun im Besitz der Macht.«
    Mantira sah seinen Freund forschend an, bevor er sprach. »Seit ich die Geschichte von den beiden Steinen hörte, die du bei deiner Geburt in den Händen hieltest, habe ich immer darauf geachtet, ob ich bei dir die bösen Vorzeichen entdecken würde, von denen es heißt, dass ein solches Kind sie zu bringen vermag, doch ich konnte keine entdecken. Da waren nur die Eigenschaften, die einen guten Anführer ausmachen: Mut und Beseeltheit. Aber wenn ich solche Worte von dir vernehme, Parsaloi, dann frage ich mich, ob du uns alle ins Verderben führen wirst.«
    »Du glaubst, es handele sich um ein böses Vorzeichen, wenn man für das eintritt, was richtig ist?«
    »Nein, ich halte es für ein böses Vorzeichen, die neue Welt, in der wir leben, zu verleugnen.«
    »Es liegt nicht in meiner Absicht, mich Veränderungen zu verweigern, aber die alten Sitten haben uns groß gemacht. Und als die Ältesten
Moran
waren, da haben sie in vielen, vielen Kriegen gekämpft. Wie können sie da von uns erwarten, dass wir nun widerspruchslos hinnehmen, was mit uns geschieht? Es ist an uns
Moran,
jetzt die größere Verantwortung zu übernehmen – deine Il-Talala-Altersgruppe und meine Il Tuati. Wir halten die Macht in den Händen. Unser Volk wird auf uns hören.«
    »Was ist denn das für ein Unsinn, Parsaloi? Willst du damit etwa andeuten, dass wir nun gegen unsere Ältesten kämpfen sollen?«
    »Nein. Ich will damit sagen, dass wir, wenn wir schon nicht kämpfen, wenigstens als Sprecher tätig sein sollten.«
    »Du könntest dir also vorstellen, dass wir die Rolle des
Laibon
gegenüber den Briten einnehmen?«
    »Wenn es sein muss, ja.«
    Für einen Moment herrschte Stille.
    »Wenigstens bestehst du nicht auf Speer und Schwert«, sagte Mantira schließlich seufzend. »Aber es ist ohnehin zu spät, um den Kampf aufzunehmen, Parsaloi. Wir haben die Vereinbarung unterzeichnet, und wenn wir uns nun widersetzen, wäre das eine offene Feindseligkeit, die in einen Krieg münden würde.«
    »Ein guter Krieger weiß, wann er sich neu formieren muss.«
    »Es gibt keinen Grund, sich neu zu formieren. Wir haben die Almosen der Briten angenommen.«
    »Dieses Gerede von Niederlage kränkt mich.«
    »Hör mich an. Die Reservate gehören jetzt uns. Wir müssen nicht noch einmal woanders hinziehen. Es wird keine Uneinigkeiten mehr geben. Wir können die Gefahr eines Krieges abwenden.« Als er sah, dass Ole Sadera nicht überzeugt war, fügte er hinzu: »Ich schlage Folgendes vor: Lass uns mit den Weißen zusammenarbeiten. Lass uns ihre Blutsbrüder werden, wie du es einst empfohlen hast. Lass uns ihre Sitten und Bräuche erlernen, damit wir zukünftige Schlachten gewinnen können. Ich stimme dir zu, dass wir neue Wege finden müssen, um die Weißen zu besiegen. Du sagst, es soll mit Worten geschehen, aber mit welchen Worten? Wir wissen nicht genug über ihre Gepflogenheiten. Unzureichend vorbereitet in die Schlacht zu ziehen, das wäre so, als würden wir dem Feind unsere Waffen zeigen, bevor wir deren Gebrauch vervollkommnet haben. Sollten Lenana und die Ältesten dann außerstande sein, sich gegen sie zu behaupten, dann bin ich deiner Meinung, dass wir ihnen die Macht nehmen sollten.«

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Kapitel 14
    E s war ein heißer Abend, selbst für London im August. Lord Lansdowne, ein hagerer Mann mit einem buschigen Schnurrbart, wie er seit Victorias früher Regentschaft in Mode war, erspähte seinen Freund Roseford in einer ruhigen Ecke des Clubs. Sie tauschten mit gedämpften Stimmen einige Grußworte, und Lansdowne bestellte beim Oberkellner einen Whiskey mit Soda.
    »Scheußlich, diese

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