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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Hitze«, sagte Roseford und schüttelte die geöffnete Ausgabe der
Times,
die er in den Händen hielt, ehe er sie zusammenfaltete und auf den kleinen Tisch neben seinen Sessel legte.
    »Durchaus«, erwiderte Lansdowne und trommelte mit seinen Fingern auf die gepolsterte Armlehne seines Sessels.
    Roseford war in Lansdownes Alter und hatte einige Jahre vor ihm das Amt des Ministers für auswärtige und imperiale Angelegenheiten innegehabt. Roseford war ein aufsteigender Stern in der konservativen Partei gewesen, bevor seine Position aufgrund parteiinternen Gezänks unhaltbar wurde. Er hatte die Gunst seiner Parteigenossen nie mehr zurückgewinnen können, doch Lansdowne schätzte seinen Rat und bat ihn hin und wieder um seine Beurteilung strittiger Angelegenheiten.
    Als Lansdownes Whiskey eintraf, griff Roseford in seine Tasche und zog eine Pfeife hervor. »Und wie läuft es im Außenministerium?«, erkundigte er sich.
    »Hmm … Es ist so ziemlich das Gleiche wie immer«, antwortete Lansdowne. »Ich habe heute dieses verfluchte Massai-Dokument aus Ostafrika erhalten.«
    »Das, worin es um die Umsiedelung geht?«
    »Hmm, ja«, erwiderte Lansdowne und nahm einen Schluck von seinem Whiskey. »Dieser junge Schnösel Ramsay MacDonald hat Wind davon gekriegt.«
    »Unruhestifter, der ganze Haufen«, entgegnete Roseford. »Schimpfen sich Labour –
pah!
Aufgeblasene Liberale sind das. Ich rate Ihnen, diesen ganzen Unsinn zu ignorieren. Schenken Sie nur Ihrem Mann vor Ort Beachtung. Dieser neue Kerl – wie war noch einmal sein Name? Stewart? Der hat ja schnell Karriere gemacht.«
    »Der Meinung bin ich auch. Ein wenig zu schnell für meinen Geschmack«, sagte Lansdowne.
    Der Oberkellner tauchte neben Rosefords Schulter auf, um ihm Feuer zu geben. Er zog an seiner Pfeife und ließ eine Wolke blaugrauen Rauchs zur Decke hinaufsteigen.
    »Sind Sie mit seinen Entscheidungen nicht einverstanden?«
    »Nun, ich habe das verdammte Ding unterschrieben, aber ich frage mich, ob er wirklich alle möglichen Wege geprüft hat. Es handelt sich im Grunde um ein Abkommen.«
    »Was für eine Sorte Mann ist er denn? Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn gut kenne, aber sein Vater war anscheinend vom richtigen Schlag.«
    »Immerhin hat er eingeräumt, dass damit zu rechnen ist, dass die Siedler neidische Blicke auf das Reservat im Norden werfen werden. Das heißt, sobald sie erst einmal gesehen haben, wie die Rinder der Massai das Weideland verbessert haben.«
    »Wird er an dem Reservat festhalten?«
    »Das sollte er lieber tun. Ich habe eine dahingehende Zustimmung zur Antwort an ihn geschickt, worin ich deutlich gemacht habe, dass die entschiedene Anerkennung der politischen Linie einheimischer Reservate eine absolute Garantie beinhaltet, dass die Eingeborenen, solange sie es wünschen, den unbestrittenen Anspruch auf den Besitz des Landes haben, das für sie vorgesehen ist.«
    »Es besteht natürlich immer die Möglichkeit einer Entschädigung.«
    »Roseford, alter Junge, es ist zu früh, um über Kompromisse und Entschädigungen zu reden. Ich habe das verteufelte Ding gerade erst unterzeichnet.« Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Whiskey. »Stewart war ein Soldat, wohlgemerkt – und ein verdammt guter –, daher rechne ich nicht damit, dass er irgendwelche Schwierigkeiten haben wird, die Stellung zu halten, sobald die Siedler erkennen, was sie sich da haben entgehen lassen.«
    »Und sind sich die Massai dieser Unwandelbarkeit bewusst?«
    »Ich vermute es. Stewart hat es meiner Ansicht nach in dem Papier unmissverständlich formuliert. Etwas in der Art, dass sie so lange gilt, wie die Massai als Volk existieren.«
    »Du meine Güte!«, sagte Roseford um den Stiel seiner Pfeife herum. »Deutlicher kann man es ja gar nicht ausdrücken.«
    Er zündete seine Pfeife mit einem eigenen Zündholz ein weiteres Mal an und wies den Kellner ab. Sich in seinem Stuhl nach vorn beugend fragte er: »Sagen Sie, Henry, ist eigentlich dieser ganze Ärger um Eliot verraucht?«
    Es war wohl bekannt, dass es sich im Kern um die Versprechungen großer Landzuweisungen gegenüber Siedlern im Great Rift Valley handelte, die dazu geführt hatten, dass Sir Charles nach London abberufen worden war. Selbst nach seinem Ausscheiden aus dem Amt fand der Wirbel um die Affäre einfach kein Ende.
    »Es gibt einige Punkte diese Angelegenheit betreffend, über die es mir nicht gestattet ist zu sprechen«, sagte Lansdowne.
    »Aber, aber, Henry. Ich weiß doch

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