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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Zahl sich gerade einmal auf dreitausend beläuft, den Rest innehaben.«
    »Ist das so?«
    »Ja, wahrhaftig, Mrs. Wallace, so verhält es sich. Und dabei habe ich die Schwierigkeiten mit den Dampfern nicht einmal erwähnt, was mir persönlich am Herzen liegt. Wir erhalten keine Decken, müssen Sie wissen, nicht einmal für einen Fahrpreis zweiter Klasse, während die Weißen nicht nur eine, sondern zwei ausgezeichnete Decken erhalten. Das ist wirklich ungerecht, Mrs. Wallace.«
    Katherine nickte und versuchte, sich zu konzentrieren, während die weißen Siedler mit hochroten Gesichtern auf die nächststehende Gruppe von Indern zutrat, aus deren Reihen sie einige aufforderten, still zu sein.
    Mit einem Mal traf ein Stein das Wellblechdach über dem Kopf des Redners. Ein weiterer folgte und traf den Mann an der Wange. Er griff sich mit der Hand an die Stelle, und Blut rann zwischen seinen Fingern hervor.
    Lautstarkes Gebrüll erhob sich.
    Die Pfeife eines Polizisten ertönte, und wie aus dem Nichts gingen ein Dutzend Schutzmänner und Beamte der Bahnpolizei auf die Versammlung los.
    »Oje!«, rief Fazal. »Die Polizei! Kommen Sie, Mrs. Wallace, wir müssen hier weg.«
    Katherine stand wie angewurzelt da, vermochte nicht zu fassen, welche Wendung die Ereignisse genommen hatten. Die freundliche Stimmung hatte sich in einen hässlichen Tumult verwandelt. Doch anstatt die weißen Unruhestifter zurückzuhalten, stellte sich die Polizei an deren Seite und schlug gleichermaßen auf indische Männer und Frauen ein.
    Fazal kam zurückgeeilt. »Mrs. Wallace, ich bitte Sie! Um Allahs willen, kommen Sie mit mir! Kommen Sie schnell –«
    Ein Knüppel traf Fazal im Gesicht und schlug ihm mehrere seiner vorstehenden Zähne aus. Er fiel schreiend zu Boden, versuchte, seinen Kopf mit den Händen zu schützen, aber der Polizist fuhr fort, den alten Mann brutal zu schlagen und zu treten.
    Katherine ging im Strudel der unvorstellbar gewalttätigen Ereignisse unter. Sie hörte ihre eigenen, hysterischen Schreie und begann mit den Händen auf den Polizisten einzuschlagen, um ihn davon abzuhalten, den regungslos daliegenden Fazal weiter zu attackieren.
    Der Polizist fuhr herum und traf Katherine mit seinem Knüppel an der Wange. Sie fiel in eine schwarze Leere und verlor das Bewusstsein.
     
    Kira brachte ein kühles, feuchtes Tuch, um das zu ersetzen, das Katherine auf ihr verletztes Auge drückte. Das Zimmer war erfüllt vom zarten, warmen Leuchten des Spätnachmittags, und sie trug Kira auf nachzusehen, ob die Kälber für die Nacht sicher im Stall untergebracht waren.
    Sie stand angesichts der Brutalität des Angriffs auf die Inder am Vortag immer noch unter Schock, begann sich aber zu fragen, warum sie sich der Ungleichheit der Gesetze beider Gemeinschaften nicht bewusst gewesen war. Natürlich hatte sie Kenntnis von den unterschiedlichen Lebensweisen, war aber völlig unwissend bezüglich der Art von Beschränkungen, die Fazal erwähnt hatte. Bis zu dem Augenblick, als sie ihn so böse zugerichtet am Boden liegen sehen hatte, war sie völlig ahnungslos gewesen, wie groß die Vorurteile zwischen Weißen und Indern waren.
    Sie begriff, welch ein behütetes Leben sie auf der Farm führte.
    Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht hörte, wie draußen ein Wagen vorfuhr. Sie zuckte zusammen, als George Coll im Türrahmen auftauchte, eingerahmt vom abendlich blutroten Himmel.
    »Ich bin sofort gekommen, als ich es gehört habe«, sagte Coll. Er zog sanft Katherines Hand zur Seite, die das feuchte Tuch hielt, und nahm es von ihrem Gesicht. Als er ihr blaues Auge sah, stieß er ein Keuchen aus. »Mein Gott! Was haben sie Ihnen angetan?«
    Seine Besorgnis war rührend, und als er fortfuhr, ihre Hand zu halten, wurde ihr bewusst, dass sie sich noch niemals berührt hatten – nicht einmal zur Begrüßung.
    »Ein allzu einsatzfreudiger Polizist hat mich mit seinem Knüppel erwischt«, sagte sie und legte sich das Tuch wieder aufs Gesicht, um die hässliche blaugrüne Prellung zu verbergen. »Die Schwellung lässt aber bereits nach. In ein paar Tagen werde ich wieder so gut wie neu sein.«
    Er verlangte die Einzelheiten zu erfahren und schüttelte fassungslos und wütend den Kopf, als sie den Teil der Geschichte schilderte, wie der alte Fazal brutal zusammengeschlagen worden war.
    »Sie haben ihn in einer schlechten Verfassung in das Hospital eingeliefert«, sagte sie. »Ich habe noch nichts weiter gehört, aber ich werde

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