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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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gehen. »Ich habe Sie niemals persönlich angegriffen, Governor Edouard. Ich verabscheue lediglich die skrupellosen, geheimnistuerischen Entscheidungen, die Sie unter dem Vorwand eines vorurteilsfreien Regierens verbergen.«
    Edouards Gesicht wurde rot. »Da wir nun offenbar bei Fragen des Charakters angelangt sind, Dr. Lewis, möchte ich zur Diskussion stellen, was von einem Mann zu halten ist, der vorgibt, starke moralische Überzeugungen zu besitzen, aber zu schwach und ängstlich ist, sie zu äußern, und stattdessen wie ein Feigling herumschleicht und anderen ins Ohr flüstert, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der die Größe und Tapferkeit besitzt, um seinen Kampf für ihn auszufechten.« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Aber lassen wir Fragen des Charakters doch beiseite. Ich will nur eines von Ihnen wissen. Haben oder haben Sie nicht widerrechtlich erlangte, vertrauliche Informationen über Regierungsentscheidungen in bestimmten Angelegenheiten an Ramsay MacDonald weitergegeben? Angelegenheiten, die dazu bestimmt waren, den hart arbeitenden Einwohnern Britisch-Ostafrikas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen?« Er trat mit vorgestrecktem Brustkorb einen Schritt auf Lewis zu. »Diese Entscheidungen zu treffen war mein Recht, nein, meine Pflicht, ob dies nun mit Ihrer fragwürdigen Sichtweise dessen, was das Beste für die Menschen dieses Landes ist, übereinstimmt oder nicht. Sind Sie ein solcher Feigling, dass Sie immer noch abstreiten, MacDonald informiert zu haben?«
    »Und ob ich ihn informiert habe!«
    Edouards Anspannung verflüchtigte sich sogleich. Er schnaubte und versuchte, ein Lächeln zu verbergen.
    »Nun«, sagte er, und sein Lächeln wurde trotz seiner Bemühungen immer breiter. »Ich freue mich, dass wir heute Abend wenigstens in diesem einen Punkt eine Einigung erzielt haben, Doktor. Ich werde gleich morgen früh eine Aktennotiz unseres Gesprächs anfertigen lassen, die ich Ihnen zur Unterschrift vorlegen werde.«
    Der Gouverneur schritt zur anderen Seite seines Schreibtischs und nahm daran Platz. Ohne noch einmal von seinen Papieren aufzublicken, sagte er: »Und jetzt verschwinden Sie, ich habe noch einiges zu tun.«

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Kapitel 36
    O le Sadera war verärgert. Mantira war seit vielen Jahren sein Freund, aber es hatte immer wieder Zeiten gegeben, in denen er ihre Freundschaft durch seine Angewohnheit belastet hatte, Ole Sadera gnadenlos zuzusetzen, um ihn für seine Anliegen zu gewinnen. Heute war wieder einmal so ein Tag.
    »Was willst du von mir, Mantira?«, fragte Ole Sadera gereizt. »Ich habe dir doch gesagt, dass die Il Tuati nicht nach Süden ziehen werden. Das ist unsere endgültige Entscheidung. Und jetzt lass mich in Ruhe.«
    »Vielleicht ist Entorror jetzt nicht besser als der Süden. Das
Ol-Milo
hat nun auch unsere Rinder befallen, wie die im Süden. Aber dort werden wir wenigstens mehr Weideland haben. Und was wirst du tun, wenn die Briten nach Entorror kommen und darauf bestehen, dass du gehst?«
    Ole Sadera wandte ihm einfach den Rücken zu.
    »Ich stimme dir ja zu, dass die Briten ihre Versprechen brechen«, fuhr Mantira unbeirrt fort. »Und ich finde auch, dass es falsch ist, unsere Leute und die Herden mit einer solch großen Hast nach Süden zu führen.«
    »Du erwähnst gar nicht die britische Justiz. Bist du nicht auch der Ansicht, dass sie uns im Stich gelassen hat? Hielten wir sie nicht einst für bewunderungswürdig? Aber wo blieb die Gerechtigkeit, als der Siedler Collins des Mordes an einem unserer Brüder beschuldigt und dann freigelassen wurde?«
    »Ja, das war falsch. Vielleicht war es dumm von uns, zu glauben, dass die britische Justiz immer zu unseren Gunsten urteilen würde, aber ist es das wert, alles für das Leben eines einzigen
Morani
aufs Spiel zu setzen?«
    Ole Sadera weigerte sich erneut, zu antworten, und wandte seine Aufmerksamkeit den Brüdern seiner Altersgruppe zu, die die Vorbereitungen für ein Scheingefecht trafen, das sie untereinander auszukämpfen gedachten.
    Früher, als Mantira und er Freunde gewesen waren, hätte er bereits eine rüde Bemerkung von sich gegeben und die Debatte beendet oder ihn zu einem Wettstreit herausgefordert, um die Angelegenheit zu entscheiden, aber nun, da Mantira die große Ehre widerfahren war, zum
Aulononi
ernannt zu werden, schrieb es der Brauch vor, dass Ole Sadera ihm den schuldigen Respekt zollte. Daher hörte er zu und gab sich große Mühe, seine Wut im Zaum zu

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