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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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überzeugen können.«
    »Mantira und ich hatten in unserem Leben oft unterschiedliche Ansichten. In dieser Angelegenheit stimmen wir darin überein, dass es eine schwierige Wahl ist, ob wir nach Süden ziehen oder in Entorror bleiben sollen.«
    »Ich würde gern wissen, ob du aus freiem Willen gehen wirst.«
    Ole Sadera riss einen Grashalm aus dem Boden, spaltete ihn mit seinem Daumennagel und betrachtete ihn dann eingehend, als läge die Antwort darin verborgen. »Dein Maa ist ziemlich gut, Swara, aber ich frage mich, ob du begreifst, was freier Wille bedeutet. Ist es freier Wille, wenn ich die Konsequenzen meiner Zustimmung fürchte, aber dennoch mein Einverständnis gebe? Was ist, wenn mich ein Freund darum bittet, etwas zu tun, bei dem ich fürchte, dass es sich um einen schrecklichen Fehler handelt? Ist es freier Wille, wenn ich ja sage, um ihn zufriedenzustellen? Und wenn ich hierbleiben wollte, aber all jene, die ich liebe, fortgehen, ist das dann auch freier Wille?«
    Coll wusste keine Antworten darauf, und die Fragen hingen zwischen ihnen in der Luft.
    Ole Sadera hatte den Grashalm in seiner Hand zerrissen. Er ließ die Fetzen zu Boden fallen und presste beide Hände an den Kopf. »Niemand vermag diese Dinge für mich zu beantworten, Swara.« Er verzog sein Gesicht, als litte er unter Schmerzen. »Niemand vermag mir bei meiner Entscheidung zu helfen.«

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    Teil 3
    Ngatet
    Kapitel 38
    1912
    N ashilo beobachtete Parsaloi, wie sie es so oft tat, wenn er in der Nähe war. Sie fragte sich, ob nur sie allein seine Gegenwart zu spüren vermochte oder ob jeder diese kaum wahrnehmbare Empfindung hatte, einem leichten Druck auf der Haut vergleichbar. Sie hatte manchmal dieses Gefühl, wenn sie nackt badete und der warme Wind aus der Savanne sanft über ihre Haut strich. Eine Berührung ohne eine Berührung. Sie lächelte angesichts ihrer Torheit. Vielleicht lag es an dem Kind, das in ihr wuchs, dass sie solche Gedanken hegte.
    Parsaloi war in eine Unterhaltung mit einer Gruppe von Ältesten vertieft, zu der ironischerweise auch ihr Mann gehörte. Es hatte eine Reihe von Treffen unter den Anführern zur Vorbereitung des Umzugs der Purko nach Süden gegeben. Sie hob die Wasser-Kalebasse auf und schlenderte damit auf das
Boma
-Tor zu, wo Parsaloi und die Ältesten standen.
    »Ihr solltet euch beim nächsten Neumond auf den Weg machen«, sagte Parsaloi gerade. »Ihr werdet das Licht des vollen Mondes benötigen, wenn ihr den Kamm des Mau-Gebirges erreicht.«
    »Was ist mit dir und den Il Tuati?«, fragte Nashilos Ehemann.
    »Die
Moran
werden sich nicht nach Lust und Laune der Weißen als Hirtenjungen betätigen. Wir werden unser Vieh nach eigenem Gutdünken und über einen Weg, der uns angemessen scheint, nach Ngatet treiben.«
    Die Männer setzten ihre Unterhaltung fort, während Nashilo langsam an ihnen vorüberging. Nichts deutete darauf hin, dass Parsaloi sie gesehen hatte, aber kurz nachdem sie das Wasserloch erreicht hatte, war er da, zehn Schritte von ihr entfernt, trank und bespritzte seinen Körper mit Wasser.
    Nashilo hielt ihren Blick auf die Kalebasse gerichtet. »Gehst du schon so bald wieder?«
    »Ja«, erwiderte er und trank Wasser aus seiner hohlen Hand.
    »Und du wirst nicht gemeinsam mit uns nach Süden ziehen?«
    »Ich dachte, deine Ohren seien klein und hübsch, aber sie müssen wohl die Größe von Eselsohren haben.«
    Es stand ihr nicht der Sinn nach solchen Spielchen. Sie versuchte, verletzt und traurig zu tun. »Wer wird sich auf dem langen Marsch um mich kümmern?«
    »Dein Ehemann natürlich.«
    »Er hat so viele Ehefrauen.«
    »Vier. Und du bist die Hübscheste. Warum sollte er nicht dafür sorgen, dass du sicher nach Ngatet gelangst?«
    »Ich erwarte ein Kind«, sagte sie.
    Nach einer kurzen Pause fragte er: »Was geht mich das an?«
    »Es ist dein Kind.«
    »Du redest törichtes Zeug. Es ist das Kind deines Ehemannes. Und jetzt geh zu ihm und überbring ihm die frohe Kunde. Er wird sich darüber freuen.«
    »Gehörst du zu denen, die glauben, es sei unmöglich für eine Frau, ein Kind zu bekommen, das nicht von ihrem Ehemann stammt?«
    »Das spielt keine Rolle. Ein Kind ist ein Geschenk, über das sich alle freuen. Sei dankbar für diesen Segen.«
    Sein Verhalten vergällte ihr die Freude über ihre Neuigkeit, doch sie zog sich dennoch nicht zurück. Dies könnte das letzte Mal sein, dass sie sich sahen, bevor der Marsch nach Süden begann. Sie änderte ihre

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