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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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benützen, und kein anderer Mensch, der bei Sinnen ist, wird sie so missbrauchen.«
    »Auch ich kann den Narren, den Wahnsinnigen, den Helden spielen, kurz alles, wenn es gilt, sie, die ich liebe, zu befreien. Nennt keine Einwendungen mehr: Ich bin entschlossen.«
    Falkenauge sah den jungen Mann einen Augenblick mit sprachlosem Erstaunen an. Aber Duncan, der aus Achtung vor dem Geschick und den Diensten des andern bisher beinahe blindlings gefolgt war, nahm jetzt die Miene des höheren Ranges an, auf eine Weise, der man nicht leicht widerstehen konnte. Er winkte mit der Hand, zum Zeichen, dass er jede Gegenvorstellung verschmähe, und fuhr dann mit ruhiger Stimme fort:
    »Ihr habt die Mittel, mich zu verkleiden; wandelt mich um, bemalt mich, wie es Euch beliebt, kurz, macht einen anderen Mann aus mir, einen Narren, wenn Ihr wollt.«
    »Für einen wie mich ziemt es sich nicht, zu sagen, dass er, der bereits durch die mächtige Hand der Vorsehung gebildet ist, eine Umwandlung nötig habe«, murmelte der unzufriedene Kundschafter. »Wenn Ihr Eure Abteilung in den Krieg schicket, so findet ihr es wenigstens geraten, Plätze und Abzeichen für ein Lager zu bestimmen, damit die, welche auf Eurer Seite fechten, wissen, wann und wo sie einen Freund zu erwarten haben.«
    »Hört mich an«, unterbrach ihn Duncan; »Ihr habt von diesem getreuen Begleiter der Gefangenen gehört, dass die Indianer von zwei verschiedenen Stämmen, wo nicht Nationen sind. Bei einem, den Ihr für einen Zweig der Delawaren haltet, ist sie, die Ihr Schwarzhaar nennet, die andere und jüngere der Ladys befindet sich unstreitig bei unseren erklärten Feinden, den Huronen. Meiner Jugend und meinem Range kommt es zu, das letztere Abenteuer zu bestehen. Während Ihr daher mit Euren Freunden die Befreiung der einen Schwester unterhandelt, will ich die andere erlösen oder sterben!«
    Neuerwachtes Feuer glühte in den Augen des jungen Soldaten, und seine ganze Gestalt erhielt unter diesem Einflusse etwas Ehrfurchtforderndes. Falkenauge, welcher den Scharfsinn der Indianer zu gut kannte, um nicht die Gefahr eines solchen Unternehmens vorher zu fühlen, wusste gleichwohl nicht recht, wie er diesen plötzlichen Entschluss bekämpfen sollte.
    Es lag vielleicht in diesem Gedanken etwas, was seiner eigenen kühnen Natur und jener geheimen Vorliebe für verzweifelte Abenteuer zusagte. Diese war mit seiner Erfahrung gestiegen, bis Wagnis und Gefahr ihm gewissermaßen zum Lebensbedürfnis geworden waren. Statt dem Plane Duncans sich weiter entgegenzusetzen, schlug seine Stimmung plötzlich um, und er bot sich zur Mithilfe an.
    »Kommt«, sprach er wohlwollend lächelnd; »dem Bock, der ins Wasser will, muss man vorangehen, nicht folgen. – Chingachgook hat so viele Farben, als die Frau eines Ingenieuroffiziers, welche die Natur auf Papierschnitzel malt, sodass die Berge wie Haufen verdorbenen Heues aussehen, und man den blauen Himmel mit den Händen erreichen könnte. Der Sagamore kann auch gut damit umgehen. Setzt Euch da auf den Baumstamm, und ich wette meinen Kopf, er macht noch schneller einen natürlichen Narren aus Euch, sodass Ihr Euch selbst gefallen sollt.«
    Duncan gehorchte, und der Mohikaner, welcher der Unterredung aufmerksam zugehört hatte, unterzog sich gerne dem Geschäft. Lange geübt in all den feineren Künsten der Eingeborenen, zog er mit großer Gewandtheit und Schnelligkeit jene phantastischen Schattenlinien, welche die Wilden als ein Zeichen fröhlicher und scherzhafter Gemütsstimmung zu betrachten pflegen. Jeder Zug, der möglicherweise auf eine geheime Neigung zum Kriege hätte bezogen werden können, wurde sorgfältig vermieden, während er auf der anderen Seite auf jede Nuance achtete, die eine freundliche Gesinnung bekräftigen konnte.
    Kurz, er opferte gänzlich den Krieger der Mummerei des Narren. Solche Erscheinungen waren bei den Indianern nicht ungewöhnlich; und da Duncan bereits durch seine Kleidung zur Genüge unkenntlich war, durfte man mit einigem Grund annehmen, er werde sich bei seiner Kenntnis des Französischen für einen Gaukler von Ticonderoga ausgeben dürfen, der unter den verbündeten und befreundeten Stämmen umherschwärme.
    Als er sich gehörig bemalt glaubte, gab ihm der Kundschafter manchen freundlichen Rat, verabredete Signale und bezeichnete den Ort, wo sie sich im Falle gegenseitigen Erfolges treffen wollten. Munros Trennung von seinem jungen Freunde war schwerer, und doch ergab er sich mit einer

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