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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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Squaw, der die Flasche gehört, hat noch mehr dergleichen in ihrem Wigwam; denn diese da wird kein Wasser mehr halten!«
    Der Kundschafter hatte unter dem Sprechen sein Zündpulver geschüttelt und die Büchse gespannt; als er fertig war, setzte er einen Fuß rückwärts und hob die Mündung langsam in die Höhe; die Bewegung geschah sicher, gleichförmig und in ein und derselben Richtung. Als sie gänzlich waagrecht lag, ruhte sie einen Augenblick, ohne im Geringsten zu zittern oder die Lage zu ändern, als ob Mann und Büchse in Stein gehauen wären. Während dieses Stillstandes entlud sich ihr Inhalt in einem hellen, glänzenden Feuerstrom. Abermals sprangen die jungen Indianer vor; doch ihr hastiges Suchen und die Enttäuschung in ihren Blicken verkündeten, dass keine Spuren der Kugel zu sehen waren.
    »Geh!«, sprach der alte Häuptling zu dem Kundschafter im Tone tiefer Missbilligung, »du bist ein Wolf in der Haut eines Hundes. Ich will mit der Langen Büchse der Yengeese sprechen.«
    »Ach, dass ich die Flinte hätte, welche mir den Namen gab, den du gebrauchst: Ich wollte mich verbindlich machen, den Riemen durchzuschießen und die Kürbisflasche herabzuwerfen, ohne sie zu brechen!« sprach Falkenauge, keineswegs außer Fassung gebracht durch das Benehmen des anderen: »Narren, wenn ihr die Kugel eines Scharfschützen aus diesen Wäldern finden wollt, müsst ihr in, nicht außer dem Ziele suchen!«
    Die jungen Indianer verstanden seine Meinung sogleich, denn er sprach diesmal delawarisch; sie rissen den Kürbis vom Baume herab und hielten ihn unter ausgelassenem Jubelgeschrei in die Höhe, auf ein Loch in dem Boden zeigend, das die Kugel, durch die gewöhnliche Mündung in der Mitte der oberen Seite dringend, geschlagen hatte. Bei dieser unerwarteten Aufklärung brach ein lautes und stürmisches Beifallrufen aus dem Munde aller anwesenden Krieger. Es entschied die Frage und gab Falkenauge den Besitz seines gefährlichen Ruhmes wieder. Die Augen voll Neugierde und Bewunderung, welche sich wieder zu Heyward gewandt hatten, blieben jetzt auf der verwitterten Gestalt des Kundschafters ruhen, und dieser war von nun an der Hauptgegenstand der Aufmerksamkeit für die einfachen und unverdorbenen Wesen um ihn her. Als die plötzliche geräuschvolle Aufregung sich ein wenig gelegt hatte, nahm der betagte Häuptling sein Verhör wieder auf:
    »Warum wolltest du meine Ohren stopfen?« fragte er wieder, an Duncan gewandt, »sind die Delawaren Toren, dass sie nicht imstande sein sollen, den jungen Puma von der Katze zu unterscheiden?«
    »Und doch werden sie in dem Huronen einen falschen Singvogel finden!« sprach Duncan, indem er sich bemühte, die Bildersprache der Eingeborenen anzunehmen.
    »Es ist gut. Wir werden sehen, wer die Ohren der Männer schließen kann, Bruder!«, fügte der Häuptling hinzu, seine Augen auf Magua lenkend, »die Delawaren hören.«
    So besonders und unmittelbar aufgefordert, seine Absicht zu erklären, erhob sich der Hurone, schritt mit großer Würde und Besonnenheit in die Mitte des Kreises, den Gefangenen gerade gegenüber, und schickte sich zum Sprechen an. Ehe er aber seinen Mund öffnete, ließ er seine Blicke langsam über den ganzen lebendigen Gürtel ernster Gesichter schweifen, als wollte er seinen Vortrag der Fassungskraft der Zuhörer anbequemen. Auf Falkenauge warf er einen feindseligen und doch achtungsvollen Blick, auf Duncan einen des unauslöschlichsten Hasses; die zusammenschauernde Gestalt Alices würdigte er kaum des Ansehens; als aber sein Auge der kühnen, gebieterischen, und doch so liebenswürdigen Erscheinung Coras begegnete, blieb es eine Weile mit einem Ausdrucke haften, der sich schwer beschreiben ließe. Dann sprach er, ganz von seinen finsteren Plänen erfüllt, in der Sprache Kanadas, die, wie er wohl wusste, von den meisten seiner Zuhörer verstanden wurde.
    »Der Geist, welcher die Menschen schuf, färbte sie auf verschiedene Weise«, begann der schlaue Hurone. »Die einen sind schwärzer als der träge Bär. Diese, sprach er, sollen Sklaven sein, und er gebot ihnen, gleich dem Biber, immerwährende Arbeit. Wenn der Südwind weht, mögt ihr sie stöhnen hören an den Gestaden des großen Salzsees, lauter als die brüllenden Büffel, wo die großen Kanus sie herdenweise bringen und wegführen. Andere schuf er mit Gesichtern, blässer als der Hermelin in den Wäldern: Diese hieß er Krämer werden, Hunde gegen ihre Weiber und Wölfe gegen ihre Sklaven. Diesem

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