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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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gefunden! Lasst die Augen des sterbenden Adlers in die aufgehende Sonne blicken!«
    Der Jüngling trat leichten, aber stolzen Schrittes auf die Erhöhung hinan, wo er der ganzen bewegten und verwunderten Menge sichtbar ward. Tamenund hielt ihn lange an seinem Arme gefasst vor sich, und nahm jeden Zug des schönen Antlitzes in sich auf, mit unverwandtem Auge auf Uncas schauend, wie einer, der sich glückliche Tage wieder zurückruft.
    »Ist Tamenund ein Knabe?«, rief der verwirrte Prophet endlich aus. »Habe ich von so manchem Winter geträumt – geträumt, dass mein Volk gleich dem flutenden Sande zerstreut worden ist – von den Yengeese, zahlreicher als die Blätter auf den Bäumen! Tamenunds Pfeil würde das Hirschkalb nicht mehr schrecken, sein Arm ist welk wie der Ast einer abgestorbenen Eiche; die Schnecke würde schneller im Wettlauf sein; und doch steht Uncas vor ihm, wie damals, als sie zum Kampfe mit den Blassgesichtern zogen! Uncas, der Puma seines Stammes, der älteste Sohn der Lenapen, der weiseste Sagamore der Mohikaner! Sagt mir, ihr Delawaren, hat Tamenund hundert Winter lang geschlafen?«
    Die ruhige, tiefe Stille, die diesen Worten folgte, verkündete zur Genüge, mit welch’ ehrerbietiger Scheu die Mitteilung des Patriarchen von seinem Volke aufgenommen worden war. Niemand wagte zu antworten, und alle starrten in atemloser Erwartung, was folgen werde. Uncas aber, der ihm mit der Zärtlichkeit und Verehrung eines Lieblingskindes ins Antlitz sah, erwiderte, auf seine hohe, anerkannte Stellung vertrauend:
    »Vier Krieger seines Geschlechts haben gelebt und sind gestorben, seit Tamenunds Freund sein Volk in die Schlacht führte. Das Blut der Schildkröte rann in den Adern vieler Häuptlinge; sie sind aber in die Erde zurückgekehrt, aus der sie kamen, außer Chingachgook und seinem Sohn.«
    »Es ist wahr – es ist wahr«, versetzte der Weise, dem ein Blitz der Erinnerung alle die lieblichen Bilder zerstörte und ihm mit einem Male das wahre Bewusstsein von der Geschichte seines Volkes wiedergab. »Unsere weisen Männer haben oft gesagt, dass zwei Krieger aus dem alten, wandellosen Geschlechte noch in den Bergen der Yengeese weilten. Warum sind ihre Sitze bei den Versammlungsfeuern der Delawaren so lange leer geblieben?«
    Bei diesen Worten richtete der junge Mann sein Haupt empor, das er seither ehrerbietig gesenkt hielt, erhob seine Stimme, um vor der ganzen Menge mit einem Male die Politik seiner Familie zu erläutern und sprach laut:
    »Es war eine Zeit, da wir in unserem Schlafe den Salzsee in seiner Wut sprechen hören konnten. Damals waren wir Herrscher und Sagamoren über das Land. Als sich aber an jedem Bache ein Blassgesicht zeigte, folgten wir dem Wilde, zurück nach dem Flusse unserer Nation. Die Delawaren waren fortgezogen. Wenige Krieger nur blieben, um von dem Strome zu trinken, den sie liebten. Dann sagten meine Väter: Hier wollen wir jagen. Die Wasser des Flusses gehen in den Salzsee. Gehen wir dem Untergang der Sonne zu, so finden wir Ströme, welche in die großen Seen von süßem Wasser fließen: Da würde ein Mohikaner sterben, gleich dem Fische der See, wenn er in das klare Wasser kommt. Wenn Manitu bereit ist und spricht: Kommet! so folgen wir dem Flusse nach dem Meere und nehmen wieder was unser ist. Dies, Delawaren, ist der Glaube der Kinder der Schildkröte. Unsere Augen blicken nach der aufgehenden, nicht nach der niedergehenden Sonne. Wir wissen, woher sie kommt, aber nicht, wohin sie geht. Es ist genug.«
    Die Männer der Lenapen hörten seinen Worten mit all der Achtung zu, die der Aberglaube zu leihen vermag, und fanden selbst in der bildlichen Sprache, in welcher der junge Sagamore seine Gedanken mitteilte, einen geheimen Reiz. Uncas selbst beobachtete mit kundigem Auge den Eindruck dieser kurzen Erläuterung und stimmte den Ton der Hoheit, welchen er angenommen hatte, allmählich wieder herab, als er bemerkte, dass seine Zuhörer befriedigt waren. Sein Blick, der über die um Tamenunds erhabenen Sitz versammelte Menge schweifte, traf Falkenauge in seinen Banden. Ungestüm vorschreitend drängte er sich zu seinem Freunde heran, durchschnitt mit schneller, ungeduldiger Hand die Riemen und winkte der Menge, sich zu teilen. Die Indianer gehorchten schweigend und wieder bildeten sie einen Kreis, gleich dem vor des Jünglings Erscheinen unter ihnen. Uncas nahm den Kundschafter bei der Hand und führte ihn zu den Füßen des Patriarchen.
    »Vater«, sprach er, »sieh

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