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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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dieses Blassgesicht an, er ist ein gerechter Mann und ein Freund der Delawaren.«
    »Ist er ein Sohn Miquons?«
    »Nicht doch; ein Krieger, bekannt unter den Yengeese und gefürchtet von den Maquas.«
    »Welchen Namen hat er durch seine Taten gewonnen?«
    »Wir nennen ihn Falkenauge!« versetzte Uncas, des delawarischen Ausdrucks sich bedienend, »denn sein Blick fehlt nie. Die Mingos kennen ihn noch besser durch den Tod, den er unter ihre Krieger bringt: Bei ihnen heißt er die Lange Büchse.«
    »La Longue Carabine!«, rief Tamenund, seine Augen öffnend und den Kundschafter streng ansehend. »Mein Sohn hat nicht wohl getan, ihn Freund zu nennen.«
    »Ich nenne den so, der sich als solcher erweist«, entgegnete der junge Häuptling mit großer Ruhe, aber mit fester Miene. »Wenn Uncas unter den Delawaren willkommen ist, so ist auch Falkenauge bei Freunden.«
    »Das Blassgesicht hat meine jungen Männer erschlagen; sein Name ist groß durch die Streiche, welche er gegen die Lenapen geführt hat.«
    »Wenn ein Mingo dies den Delawaren in das Ohr geflüstert hat, so hat er nur bewiesen, dass er ein Lügenvogel ist«, sprach der Kundschafter, der nun die Zeit gekommen glaubte, sich selbst von so beleidigenden Anschuldigen zu reinigen. Er bediente sich der Mundart des Mannes, an welchen er sich wandte, bequemte aber die indianische Bildersprache seinen eigenen Begriffen an. »Zu leugnen, dass ich die Maquas erschlagen habe, dazu bin ich der Mann nicht, selbst nicht vor ihren eigenen Versammlungsfeuern; aber dass wissentlich meine Hand jemals einem Delawaren etwas zuleide getan, widerstreitet meiner innersten Natur, die freundlich für sie gesinnt ist.«
    Ein leiser Ausruf des Beifalls lief durch die Krieger hin, und sie wechselten Blicke miteinander, wie Menschen, die einen Irrtum innewerden.
    »Wo ist der Hurone?«, fragte Tamenund. »Hat er meine Ohren verstopft?«
    Magua, dessen Gefühle während dieses Auftritts, in welchem Uncas seinen Triumph feierte, leichter zu denken als zu beschreiben sind, antwortete dem Ruf, indem er keck vor den Patriarchen hintrat.
    »Der gerechte Tamenund«, sprach er, »wird nicht behalten, was ein Hurone ihm geliehen hat.«
    »Sag’ mir, Sohn meines Bruders«, war des Weisen Antwort, der das finstere Gesicht Le Subtils vermied und mit Vergnügen auf Uncas sinnvollen Zügen verweilte, »hat der Fremde das Recht des Siegers über dich?«
    »Er hat keines. Der Puma kann in Schlingen geraten, die ihm Weiber legen; aber er ist stark und weiß über sie zu springen.«
    »La Longue Carabine?«
    »Er lacht der Mingos. Geh, Hurone, frag’ deine Squaws nach der Farbe des Bären!«
    »Der Fremde und das weiße Mädchen, die zusammen in mein Lager kamen?«
    »Sie sollen auf offenem Pfade reisen.«
    »Und das Weib, das der Hurone bei meinen Kriegern zurückließ?«
    Uncas erwiderte nichts.
    »Und das Weib, das der Mingo in mein Lager brachte?«, wiederholte Tamenund mit Würde.
    »Sie ist mein!«, schrie Magua, seine Hand triumphierend gegen Uncas schwingend. »Mohikaner, du weißt, dass sie mein ist.«
    »Mein Sohn ist stumm«, sprach Tamenund und bemühte sich, in dem Antlitz zu lesen, das der Jüngling bekümmert von ihm abwandte.
    »Es ist so!«, war seine leise Antwort.
    Eine kurze, bedeutungsvolle Pause folgte, und es war offenbar, mit welchem Widerwillen die Menge das Recht von Maguas Ansprüchen einräumte. Endlich sprach der Weise, von dem allein die Entscheidung abhing, mit fester Stimme:
    »Hurone, entferne dich!«
    »Wie ich kam, gerechter Tamenund«, fragte der schlaue Mingo, »oder mit Händen, gefüllt durch die Treue der Delawaren? Der Wigwam Le Renard Subtils ist leer. Mache ihn stark mit dem, was sein ist!«
    Der alte Mann sann einen Augenblick für sich nach; dann wandte er das Haupt gegen einen seiner ehrwürdigen Begleiter und fragte:
    »Sind meine Ohren offen?«
    »So ist es!«
    »Ist dieser Mingo ein Häuptling?«
    »Der Erste in seiner Nation!«
    »Mädchen, was willst du? Ein großer Krieger nimmt dich zum Weib. Geh, dein Geschlecht wird nimmer enden.«
    »Tausendmal eher mag es enden«, rief Cora, vor Entsetzen schaudernd, »als solcher Schmach begegnen!«
    »Hurone, ihr Geist ist in den Zelten ihrer Väter. Ein Mädchen, das gegen seinen Willen den Wigwam betritt, bringt Unglück herein.«
    »Sie spricht mit der Zunge ihres Volks«, entgegnete Magua, sein Schlachtopfer mit bitterem Spott betrachtend. »Sie ist aus einem Geschlecht von Krämern und feilscht mit einem

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