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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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westlichen als den östlichen Rand hin, lagen die ausgedehnten Erdwälle und die niedrigen Gebäude von William Henry. Zwei der Hauptbastionen schienen aus dem Wasser, das ihren Fuß bespülte, aufzutauchen, während ein tiefer Graben und ausgedehnte Sümpfe die anderen Seiten der Winkel verteidigten. Das Land war auf eine beträchtliche Strecke rings um die Festungswerke der Bäume beraubt, sonst aber lag der ganze Schauplatz in dem grünen Kleide der Natur: Ausgenommen da, wo die klaren Gewässer den Gesichtskreis begrenzten oder steile Felsen ihre schwarzen, kahlen Häupter über die Wellenlinien der Gebirgsketten erhoben. Vor dem Fort waren hin und wieder Schildwachen zu sehen, welche ihre zahlreichen Feinde aufmerksam zu beobachten schienen, und innerhalb der Wälle erblickten die Reisenden Soldaten, nach durchwachter Nacht in Schlummer versunken. Gegen Südosten, aber in unmittelbarer Berührung mit dem Fort, stand ein verschanztes Lager auf einer Felsenanhöhe, einem Punkte, den man weit geeigneter für das Fort selber gewählt hätte. Hier zeigte ihnen Falkenauge jene Hilfstruppen, welche erst kürzlich in ihrer Gesellschaft den Hudson verlassen hatten. Aus den Wäldern, ein wenig weiter gegen Süden, stiegen zahlreiche schwarze und finstere Rauchsäulen auf, die man von den reinen Ausdünstungen der Quellen leicht unterscheiden konnte: Nach der Aussage des Kundschafters sichere Zeichen, dass der Feind sich dort in Masse gelagert hatte.
    Das Schauspiel, welches sich am Westufer des Sees, dem südlichen ganz nah, darbot, nahm die Aufmerksamkeit des jungen Soldaten vor allem in Anspruch. Auf einem Streifen Landes, welcher von seinem Standpunkt aus zu schmal schien für ein so beträchtliches Truppencorps, sich aber wirklich mehrere tausend Fuß von den Ufern des Horican bis an den Fuß des Berges erstreckte, sah man weiße Zelte und Kriegswerkzeuge für ein Lager von zehntausend Mann. Bereits waren vorne Batterien aufgeführt, und während die Zuschauer mit so verschiedenen Empfindungen auf eine Szene herabblickten, die einer Landkarte gleich vor ihren Füßen ausgebreitet lag, erscholl bereits der Donner einer Artilleriesalve aus dem Tale herauf und tönte von Echo zu Echo durch die östlichen Berge hin.
    »Da unten fängt’s nachgerade an zu tagen«, sagte der bedächtige und besonnene Kundschafter, »und die Wachenden wollen die Schläfer mit Kanonendonner wecken. Wir sind um ein paar Stunden zu spät. Montcalm hat bereits die Wälder mit seinen vermaledeiten Irokesen angefüllt.«
    »Der Platz ist in der Tat eingeschlossen«, bemerkte Duncan; »aber bleibt uns denn gar kein Mittel, hineinzukommen? Besser noch, innerhalb der Werke gefangen genommen zu werden, als den herumschwärmenden Indianern in die Hände zu fallen.«
    »Seht!« rief der Kundschafter, die Aufmerksamkeit Coras unwillkürlich auf das Quartier ihres eigenen Vaters richtend, »wie dieser Schuss die Steine aus dem Haus des Kommandanten emporschlug! Ja, diese Franzosen werden es, so solid und massiv es ist, in kürzerer Zeit zusammenschießen, als es aufgebaut wurde.«
    »Heyward, ich sterbe beim Anblick einer Gefahr, die ich nicht teilen kann!« sprach die unerschrockene, aber besorgte Tochter. »Gehen wir zu Montcalm und bitten ihn, uns einzulassen: Er wagt es nicht, dem Kinde die Bitte zu versagen.«
    »Ihr würdet schwerlich noch mit einem Haar auf dem Kopf in das Zelt des Franzmannes kommen!« entgegnete der derbe Jäger. »Wenn ich nur eines der tausend Boote hätte, die leer am Ufer stehen, dann ließ’ es sich noch machen. Ha! Da wird’s bald mit ihrem Feuer ein Ende haben: Dort kommt ein Nebel, der den Tag zur Nacht machen muss, in der ein Indianerpfeil gefährlicher als eine Kanone wird. Jetzt, wenn ihr’s euch getraut und mir folgen wollt, will ich’s versuchen: Denn es verlangt mich recht ins Lager hinab, und wär’s auch nur, um die Mingohunde, die ich da drunten in dem Birkendickicht lauern sehe, auseinander zutreiben.«
    »Wir sind bereit«, antwortete Cora mutig: »einem solchen Ziele entgegen trotzen wir jeglicher Gefahr!«
    Der Kundschafter wandte sich mit dem Lächeln aufrichtigen und herzlichen Beifalls zu ihr um und antwortete:
    »Ich wollt, ich hätte tausend Mann mit sehnigen Armen und scharfen Augen, die den Tod so wenig fürchteten als Ihr! Ich wollte diese schnatternden Franzosen, eh’ noch eine Woche um wäre, in ihr Nest zurückgejagt haben, dass sie heulen sollten wie Hunde an der Kette oder wie hungrige

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