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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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gut Freund machen! Kameraden, Feuer!«
    Der Befehl fand sogleich Gehör, und der Nebel wurde von dem Knall von fünfzig Musketen erschüttert. Zum Glück war falsch gezielt, aber doch immer so nahe, dass es den ungeübten Ohren Davids und der beiden Mädchen dünkte, sie sausten nur um ein paar Zoll an ihnen vorbei. Der Ruf ward wiederholt und der Befehl nicht allein zum Feuern, sondern selbst zur Verfolgung war nur zu gut vernehmbar. Als Heyward kurz den Sinn des Gehörten erklärt hatte, hielt Falkenauge an und sprach entschlossen und fest:
    »Lasst uns auch Feuer geben, dann glauben sie, es sei ein Ausfall und weichen oder warten auf Verstärkung.«
    Der Plan war gut, blieb aber ohne Erfolg. Sobald die Franzosen die Gewehrsalve hörten, war es, als ob die ganze Gegend lebendig würde, und Flinten klirrten die Ebene entlang von den Ufern des Sees bis an den fernsten Saum der Wälder.
    »Wir kriegen das ganze Heer auf den Hals und führen einen allgemeinen Sturm herbei«, sprach Duncan; »voran, mein Freund, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«
    Der Kundschafter wollte willfahren, aber in der Verwirrung des Augenblicks hatte er seine Stellung verändert und die Richtung verloren. Vergeblich hielt er seine Wangen gegen den Wind, nicht das leiseste Lüftchen wehte mehr. In dieser Not bemerkte Uncas die Furche der Kanonenkugel, welche hier die Spitzen von drei nahe aneinander liegenden Ameisenhaufen weggenommen hatte.
    »Lasst mich mal schauen!«, sagte Falkenauge, bückte sich, um die Richtung zu erkennen, und setzte rasch seinen Weg fort.
    Geschrei, Flüche, rufende Stimmen, Flintenschüsse folgten sich ununterbrochen und, wie es schien, von allen Seiten. Plötzlich erleuchtete ein starker Feuerstrahl die Szene, der Nebel stieg in dichten Wallungen empor, mehrere Kanonenschüsse flogen über die Ebene und alle Echos der Berge hallten den Donner des Geschützes wieder.
    »Das ist von dem Fort!«, rief Falkenauge und blieb plötzlich stehen, »und wir laufen wie mit Blindheit geschlagen nach dem Walde, den Maquas in die Messer.«
    Sobald sie den Irrtum erkannt, beeilten sie sich, ihn gut zu machen. Duncan überließ gerne Uncas Arme die Sorge, Cora zu führen, und sie nahm diesen willkommenen Beistand bereitwillig an. Offenbar waren nicht wenige eifrig in ihrer Verfolgung begriffen, und jeder Augenblick drohte Gefangenschaft, wo nicht Verderben.
    »Keinen Pardon den Schuften!«, rief ein eifriger Verfolger, welcher die Bewegungen der Feinde zu leiten schien.
    »Steht fest und bereit, meine Tapferen vom sechzigsten Regiment!«, rief plötzlich eine Stimme über ihnen; »wartet, bis ihr die Feinde seht; feuert tief und fegt das Glacis rein!«
    »Vater! Vater!«, rief eine durchdringende Stimme aus dem Nebel, »ich bin’s! Alice! Deine Elsie! Halt ein, o rette deine Töchter!«
    »Halt!«, schrie der frühere Sprecher im furchtbarsten Tone väterlicher Angst, sodass der Ruf bis in die Wälder drang und in feierlichem Echo zurückrollte. »Sie ist’s! Gott hat mir meine Kinder wieder geschenkt! Das Ausfalltor geöffnet! Hinaus, ihr Sechziger! Hinaus! Tut keinen Schuss, ihr könntet meine Lämmer töten! Treibt die französischen Hunde mit dem Bajonette fort!«
    Duncan hörte das Rasseln der rostigen Angeln, und rasch zu der Stelle eilend, deren Richtung der Laut bezeichnete, stieß er auf eine lange Reihe dunkelrot uniformierter Krieger, die nach dem Glacis eilten. Er erkannte sie als sein eigenes Bataillon der königlichen Amerikaner, flog an ihre Spitze und entfernte bald jegliche Spur von Verfolgern aus den Festungswerken.
    Einen Augenblick hatten Cora und Alice zitternd und verwirrt dagestanden, als Duncan sie so unerwartet verließ; aber ehe sie Zeit zu sprechen fanden oder auch nur daran zu denken vermochten, stürzte ein Offizier von fast riesenhafter Gestalt, dessen Locken die Jahre und der Dienst gebleicht und dessen militärischen Stolz die Zeit zwar gemildert, aber nicht vernichtet hatte, mitten aus dem Nebel auf sie zu und drückte sie an seine Brust, während große Tränen über sein bleiches und tiefgefurchtes Antlitz rollten.
    »Ich danke dir, Herr!«, rief er in seinem eigentümlichen schottischen Akzent. »Lass Gefahr kommen, welche da wolle, dein Knecht ist vorbereitet!«

15
So tretet ein, zu hören seine Botschaft,
Die alsbald ich erraten wollt, und deuten,
Eh’ noch der Franzmann spräch’ ein Wort davon.
WILLIAM SHAKESPEARE
    Die nächsten Tage verflossen unter den Entbehrungen, der Verwirrung und den

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