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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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ohne jener stolzen Strahlen zu entbehren, die dem Klima und der Jahreszeit eigentümlich sind. Das frische, liebliche Grün der Berge wurde bald durch das sanftere Licht der Sonne gemildert, bald durch die leichten Wölkchen verdunkelt, welche zwischen ihnen und der Sonne schwammen. Zahlreiche Eilande ruhten im Schosse des Horican, so niedrig und tief, als wären sie in die Wasser gebettet, andere über den Fluten schwebend, gleich leichten Hüllen grünen Samtes. Zwischen diesen ruderten die Fischer des Belagerungsheeres friedlich ihre Nachen umher oder gaben sich auf dem klaren Wasserspiegel ruhig dem Vergnügen des Fischfanges hin.
    Die Szene war belebt und doch still; und alles, was der Natur angehörte, lieblich und einfach groß, während, was von dem Willen und den Bewegungen der Menschen abhing, lebhaft und mutwillig erschien.
    Zwei kleine weiße Flaggen wehten, die eine auf einem hervorspringenden Winkel des Forts, die andere auf der vorgeschobenen Batterie der Belagerer, – Sinnbilder der Ruhe, nicht bloß für die Feindseligkeiten, sondern selbst für die Erbitterung der Kämpfenden. Hinter ihnen wehten, in schweren, seidenen Falten sich ausbreitend und schließend, die nebenbuhlerischen Standarten Englands und Frankreichs. Hunderte junger Franzosen, munter und sorglos, zogen Netze an den kieselreichen Strand, in der gefährlichen Nähe der düsteren, aber schweigenden Geschütze des Forts, während die östlichen Berge den lärmenden Jubel der Fischenden widertönten. Die einen kamen eilig herbei, um die Belustigung auf dem Wasser mitzumachen, während andere mit der unruhigen Neugierde ihrer Nation bereits die benachbarten Hügel erklommen. Von all diesem Treiben, dieser Lust waren diejenigen, welche die Belagerten zu beobachten hatten, und die Belagerten selbst müßige, wenn schon nicht gleichgültige Zuschauer. Hier und da stimmte auch ein Pikett ein Lied an oder begann einen Tanz, der die düsteren Indianer aus ihren Hinterhalten in dem Walde um sie versammelte. Kurz, alles hatte mehr den Anschein eines Freudentages denn einer den Gefahren und Anstrengungen eines blutigen, erbitterten Krieges gestohlenen Stunde.
    Duncan hatte, diese Szene betrachtend, eine Weile in nachdenklicher Stellung dagestanden, als seine Augen durch den Laut nahender Fußtritte sich auf das Glacis vor dem schon erwähnten Ausfalltor richteten. Er trat in den Winkel einer Bastion und sah, wie der Kundschafter unter der Bewachung eines französischen Offiziers auf das Fort zukam. Falkenauges Züge waren eingefallen und bekümmert, seine Miene niedergeschlagen, als fühlte er sich tief entehrt, dass er den Feinden in die Hände geraten war. Er trug seine Lieblingswaffe nicht, und die Hände waren ihm mit Riemen aus Hirschhäuten auf den Rücken gebunden. Das Herannahen von Fahnen, zum Schutze der Unterhändler bestimmt, war in letzter Zeit so häufig geworden, dass Heyward bei dem ersten nachlässigen Blick auf die Gruppe wieder einen Offizier in gleichem Auftrag zu sehen erwartete. Sobald er aber den hohen Wuchs und die immer noch trotzigen, wenngleich niedergeschlagenen Züge seines Freundes, des Weidmanns, erkannte, fuhr er erstaunt zurück und eilte von der Bastion in das Innere der Festung herab.
    Töne anderer Stimmen zogen jedoch seine Aufmerksamkeit auf sich und ließen ihn einen Augenblick seinen Vorsatz vergessen. In einem inneren Winkel des Erdwalls traf er auf die beiden Schwestern, welche längs der Brustwehr umherwandelten, um, wie er, die frische Abendluft zu genießen. Er hatte sie seit dem schmerzlichen Augenblick, wo er sie nur verließ, um für ihre Sicherheit zu sorgen, nicht wiedergesehen. Von Sorge gebeugt und durch Anstrengungen erschöpft hatte er sie verlassen und fand sie jetzt frisch und blühend, obgleich sie immer noch einige Schüchternheit und Unruhe verrieten. Unter solchen Umständen dürfen wir uns nicht wundern, wenn der junge Mann eine Zeitlang alles andere vergaß, um sie anzureden. Die arglose, jugendliche Alice kam ihm jedoch zuvor.
    »Ha, der lässige, pflichtvergessene Ritter, der seine Damen mitten in den Schranken verlässt!« rief sie. »Tage, Jahrhunderte warteten wir darauf, dass Sie zu unseren Füßen um Gnade und Verzeihung bitten würden für Ihr feiges Entweichen, Ihre Flucht – denn wirklich flohen Sie mit einer Eile, dass kein angeschossenes Wild, wie unser würdiger Freund, der Kundschafter, sich ausdrücken würde, Ihnen hätte gleichkommen können!«
    »Alice spricht, wie

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