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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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endlich verlassen zu haben. Montcalm hat ihn gefasst und mit der verdammten Artigkeit seines Volkes ihn mir wieder zugesandt mit der demütigenden Erklärung: Da er wisse, wie große Stücke ich auf den Burschen halte, so wolle er mir ihn nicht vorenthalten. Eine jesuitische Manier, Major Heyward, einem Manne zu sagen, dass er im Unglück ist!«
    »Aber der General und seine Hilfe?«
    »Sahen Sie nach dem Süden, als Sie hereinkamen, und konnten Sie noch nichts von ihnen erblicken?«, fragte der alte Soldat, bitter lachend; »gehen Sie! Gehen Sie, Sie sind ein ungeduldiger Knabe, Sir, und wollen den Herren keine Zeit zum Marschieren lassen!«
    »So kommen sie denn! Hat der Kundschafter davon gesagt?«
    »Wann? Und auf welchem Wege? Das hat der Dummkopf mir nicht gesagt. Es war ein Brief vorhanden, und das ist das einzige Erfreuliche bei der Sache. Was die gewohnten Aufmerksamkeiten Ihres Marquis von Montcalm betrifft – ich stehe dafür, Duncan, der von Lothian könnte ein Dutzend solcher Marquisate kaufen – wenn die Nachrichten in dem Briefe schlimm lauteten, so würde diesem französischen Herrn die Artigkeit gewiss nicht erlauben, sie uns zu verschweigen.«
    »Er behält also den Brief und lässt den Boten frei?«
    »Ja, und das alles aus sogenannter Gutmütigkeit. Ich wollte wetten, wenn man die Wahrheit wüsste, so würde ich finden, dass des Burschen Großvater in der edlen Kunst des Tanzens unterrichtet hat.«
    »Aber was sagt denn der Kundschafter? Er hat Augen und Ohren und eine Zunge: Wie lautet sein mündlicher Bericht?«
    »Oh! Sir, an den natürlichen Organen fehlt’s ihm nicht, und er bedenkt sich auch nicht, zu sagen, was er gehört und gesehen hat. Alles aber läuft darauf hinaus: An den Ufern des Hudson befindet sich ein Fort seiner Majestät, zu Ehren Seiner königlichen Hoheit des Prinzen von York, Edward genannt, wie Sie wissen, und ist wohl gefüllt mit Bewaffneten, wie es einem solchen Werke ziemt.«
    »Bemerkte er keine Bewegung, keine Zeichen, dass man uns zu Hilfe kommen wolle?«
    »Es gab Morgen- und Abendparaden, und wenn einer von den Lümmeln aus den Provinzen – Sie wissen’s ja, Duncan, sind selbst ein halber Schottländer – wenn einer sein Pulver auf seinen Kochtopf fallen ließ und es traf die Kohlen, so gab’s Feuer!« Plötzlich aber ging er von seiner bitteren Ironie in einen ernsteren, bedächtigeren Ton über und fuhr fort: »Und doch müsste und muss in dem Brief etwas stehen, das zu wissen für uns gut wäre.«
    »Unser Entschluss sollte schnell geschehen«, sagte Duncan, welcher gern diese veränderte Stimmung benützte, um die Unterredung auf wichtigere Gegenstände zu lenken. »Ich kann Ihnen nicht verhehlen, Sir, dass sich das Lager nicht mehr lange halten lässt, und es tut mir leid, hinzufügen zu müssen, dass es mit dem Fort selber nicht besser zu stehen scheint: Mehr als die Hälfte unseres Geschützes ist zersprungen.«
    »Und wie sollte es anders sein? Die einen wurden aus dem See aufgefischt; andere rosteten seit der Entdeckung des Landes in den Wäldern, und wieder andere sind gar keine Kanonen, nur Spielzeug für Korsaren. Glauben Sie, Sir, man könnte dreitausend Meilen von Großbritannien, mitten in einer Wildnis, Woolwicher Ware bekommen?«
    »Die Mauern stürzen uns über dem Kopfe zusammen, und der Mundvorrat fängt an zu fehlen«, fuhr Heyward fort, ohne diesen neuen Ausbruch seines Unmutes zu beachten; »selbst die Mannschaft zeigt Spuren von Unzufriedenheit und Unruhe.«
    »Major Heyward«, sprach Munro, mit der vollen Würde des Alters und eines höheren Ranges zu dem jungen Manne sich wendend, »umsonst hätte ich seiner Majestät ein halbes Jahrhundert gedient und meine Haare im Felde ergrauen sehen, wenn ich das, was Sie sagen, und die Dringlichkeit der Umstände nicht selbst begreifen würde; und doch sind wir der Ehre der königlichen Waffen und unserer eigenen alles zu opfern verpflichtet. So lange noch Hoffnung auf Unterstützung vorhanden ist, werde ich diese Feste verteidigen, und sollt’ ich dazu die Kiesel vom Seeufer auflesen. Alles kommt darauf an, den Brief zu Gesicht zu bekommen, damit wir die Absichten des Mannes kennen lernen, den uns der Earl von London als seinen Stellvertreter hinterlassen hat.«
    »Und kann ich hierbei von Nutzen sein?«
    »Ja, das können Sie, Sir; der Marquis von Montcalm hat mich neben seinen übrigen Artigkeiten auch zu einer persönlichen Unterredung zwischen den Festungswerken und dem Lager

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