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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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gehabt nach der Eroberung des Sachsenlandes? Ein Jahr? Oder weniger? Hatten sie überhaupt je Frieden gehabt? Auf einmal fragte er sich, wie das Volk der Franken, zu dem er sich mit ganzem Herzen zählte, wohl aus weiter Ferne wirken mochte: ein kampflustiger, kühner Haufen verschiedener Stämme, deren einzige Leistung es war, alle Nachbarn zu erobern und zu erschlagen?
    Es war Krieg. Es war nicht der erste Krieg, in den Turpin mit seinem alten Freund Karl zog. Aber zum ersten Mal fühlte er Angst davor, aus ihm nicht zurückzukehren.

FUROR FRANCONUM
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    HERBST 777 N. CHR.

IRUÑA

    Der Feldzug hatte von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden. Jetzt war er zum Halten gekommen, und das war das Zweitschlimmste, was einem Feldzug passieren konnte. Das Allerschlimmste war, wenn die Männer das Vertrauen in ihren Anführer zu verlieren begannen. Soldaten ließen sich in den Kampf treiben und zum Gehorsam zwingen, aber das Herz des fränkischen Heers bestand aus selbstständig denkenden Kriegern in kleinen Verbänden, und diese folgten eher der Persönlichkeit ihres Königs und weniger den Anordnungen ihrer Decani und Centenarii. Der König jedoch schien von seinem Heil verlassen zu sein.
    Und zum ersten Mal überhaupt, seit es sie gab, herrschte Unfrieden unter den Paladinen.
    Es lag zum einen an den vier neuen Männern: Roland, Remi, Otker und Beggo. Den Kriegern, die sie befehligten – jeder von ihnen stand im Rang eines Comes scariti und befehligte eine Schar Panzerreiter – schien es suspekt, dass es seit Neuestem zwölf statt neun Paladine geben sollte. Karl hatte, schlecht beraten von Abt Styrmi, seine frühere Doktrin nicht befolgt, auch den einfachen Kriegern das Gefühl zu geben, sie seien in seine Entscheidungen irgendwie eingebunden. Die Männer fühlten sich überrumpelt und fürchteten sich. Nicht wenige von ihnen trugen an den Lederbändern, die um ihren Hals hingen, neben dem Kruzifix die alten heidnischen Symbole jener Götter, die ihnen immer Schlachtglück beschert hatten und von denen sie nun hofften, dass sie sich nicht erbost von ihnen abgewandt hätten. Entsprechend schwerfällig waren ihre Manöver in den bisherigen Kämpfen gewesen, entsprechend ätzend waren die Bemerkungen der alten Paladine, die erkannten, dass das Problem bei den vier neuen Kriegern lag, auch wenn diese nichts dafür konnten – und entsprechend groß war der Unfrieden zwischen den alten acht und den neuen vier. Die Paladine waren sich nie zuvor uneinig gewesen. Die einfachen Krieger nahmen die Streitereien als weiteres schlechtes Omen.
    Einen nicht unerheblichen Anteil an der Missstimmung und dem allgemeinen Unfrieden hatte aber auch einer der alten Paladine: Ganelon de Ponthieu. Er befehligte die eine Hälfte der Besten der Besten, die Scara francisca; Turpin war der Befehlshaber der anderen Hälfte. Ganelon war so gereizt, dass sogar der robuste Gerbert de Rosselló ihm aus dem Weg ging. Wenn ihn jemand anredete, gab er bissige Antworten oder wandte sich einfach wortlos ab. Sein Grimm machte die anderen Paladine, soweit dies möglich war, nervös. Immerhin besaß er als Schwager des Königs unter den Paladinen eine Sonderstellung, seit Piligrims Ausscheiden gehörte er zur älteren Generation von Karls Elite, und die meisten der jüngeren Männer unter den neun bisherigen Paladinen hatten von ihm die Tricks und Kniffe und vor allem die Geduld in Krisenzeiten gelernt, die ihnen noch gefehlt hatten. Und nun schien es, als sei Ganelon ausgerechnet das, was ihn stets ausgezeichnet hatte, die ruhige Übersicht und die Fähigkeit, kühle und pragmatische Entscheidungen zu fällen, abhanden gekommen zu sein.
    Roland hatte das Gefühl, eigentlich nirgendwohin zu gehören, weder zur Vierergruppe der neuen Paladine noch zu den acht, und zu den normalen Kriegern gehörte er seit seiner Ernennung erst recht nicht mehr. Dieses Gefühl der Entwurzelung speiste sich zu einem nicht geringen Teil daraus, was Arima ihm angetan hatte. Wäre Remi nicht gewesen, hätte er wortkarg brütend herumgesessen; aber sein Freund schaffte es meistens, ihn in die Gespräche hineinzuziehen, die abends an den Feuerstellen im Lager der Franken geführt wurden.
    Mit Roland und Remi war eine neue Art des Umgangs der Paladine mit ihren Kriegern aufgekommen. Die alten neun hatten sich stets abgesondert, ohne dabei herablassend oder verächtlich gewirkt zu haben. Sie hatten einfach nur die Distanz gehalten, die die Ehrfurcht der anderen

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