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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Kopf schoss sogar der Gedanke: Aber die Männer, die im Sommer während meines vermeintlichen Treuebruchs hier waren, sind alle abgezogen; er hat keine Zeugen! Doch dann sah sie ihm in die Augen und wusste, dass Roland nicht um der Vergeltung willen gekommen war, und sie fühlte einen Stich wegen der verzweifelten Liebe, die sie in seinen Augen lesen konnte.
    »Wir haben Iruña genommen«, keuchte Roland, offensichtlich ratlos, wie er das sagen sollte, was er sagen wollte.
    »Du bist von Iruña bis hierher geritten?«, rief Arima überrascht.
    »Einen Tag, eine Nacht«, sagte Roland. Er schüttelte sich. »Ich bin am Tag nach der Schlacht aufgebrochen. Um ehrlich zu sein …«, er schwankte. Plötzlich sank er auf den Boden, als habe ihn alle Kraft verlassen. »Ich glaube, ich falle gleich tot um. Ich hab zwei Nächte nicht geschlafen und …«
    … davor gekämpft wie ein Berserker, vollendete Arima in Gedanken. Da bin ich mir sicher. Die alte Zuneigung zu ihm wallte in ihr auf, und die erneute Erkenntnis, wie ähnlich er und Afdza sich waren. Diese nie enden wollende Energie, die sie so bereitwillig verschwendeten, immer, wenn es um sie, Arima, ging … Afdza mit Eleganz, Roland eher mit Kraft, aber beide stets, um dem zu folgen, was ihre Herzen ihnen eingaben.
    Roland spähte zu ihr hoch. Er hatte sich mit den Händen über das verschwitzte Gesicht gewischt und Dreckspuren darin hinterlassen.
    »Es tut mir so leid«, sagten beide gleichzeitig.
    Arima spürte, wie ein Lächeln in ihr Gesicht kroch. Roland seufzte, aber er lächelte auch.
    »Afdza hat sich verhalten wie ein Freund, weiter nichts«, sagte Arima.
    Roland wurde ernst. »Ich will nicht über Afdza reden«, erwiderte er. »Aber ich will mich bei dir entschuldigen.«
    »Und ich möchte mich dafür entschuldigen«, erklärte Arima und kauerte sich neben ihn, »dass ich dem Herrn über mein Leben und meine Burg damals keinen besseren Empfang bereitet habe. Es war unwürdig.« Roland wollte etwas einwenden, aber sie winkte ab. »Mir ist klar, welche Strapazen du im Sommer durchgemacht hast, um so schnell wie möglich hierherzugelangen. Und nur, um mich vor Scurfa zu beschützen.«
    »Ich war zu spät«, sagte Roland mit Bitterkeit. »Afdza war schneller als ich. Wie in Susatum.« Er räusperte sich. »Und wie in deinem Herzen.«
    Arima erwiderte nichts, weil es darauf nichts zu erwidern gab.
    »Der Zweite ist immer der Verlierer«, sagte Roland. »Arima …« Er brach ab und musterte sie. In seinen Augen war plötzlich mehr Angst zu sehen, als wenn er im Schildwall gestanden und auf die Panzerreiter des Feindes gewartet hätte. Er setzte erneut an. »Es geht um …, ich meine, liebst du …« Er bekam es nicht heraus und ließ den Kopf hängen.
    Arima verstand, was er fragen wollte. Doch was hätte sie darauf antworten können? Ich liebe euch beide, aber du bist nur in meinem Herzen, während er in meiner Seele ist? Roland hatte recht: Der Zweite war immer der Verlierer.
    Sie war froh, dass er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Sie raffte sich auf, nahm ihn am Arm und zog ihn in die Höhe. Dann legte sie die Arme um seine Hüften, schmiegte sich an ihn und flüsterte – und erst als sie es aussprach, wurde ihr klar, wie wahr es war: »Ich bin so froh, dass du hier bist, Herr.«
    Plötzlich verstand sie nicht mehr, wie sie die Leere der letzten Wochen ausgehalten hatte, ohne dabei verrückt zu werden.
    Arima fand Roland auf der Plattform des Donjon, wo er gegen die niedrige Brüstung gelehnt saß und die Sterne betrachtete. Ihr Band zog sich mit einer Brillanz über den tiefdunklen Himmel, wie man sie nur hier, auf dem Zenit des Passes, sehen konnte – ein gleißendes, glitzerndes Diadem auf der Stirn des Firmaments, ein in ewigem Schimmer erstarrter Strom aus Diamanten, ein mit Lichtern übersäter Königsweg zu einem Reich jenseits der Nacht.
    Arima hatte Roland ein Bad zubereiten lassen, ohne ihm zu verraten, dass sie diesen Luxus von Afdza kannte; sie hatte ihn mit dem Besten aus den Vorratslagern der Burg bewirtet; sie hatte ihn schlafen und dann mit den Kriegern plaudern lassen und schließlich selbst fassungslos vernommen, mit welcher List er, Remi, Otker und Beggo die Verteidiger von Iruña überwunden hatten. In all diesen Stunden waren sie nie allein gewesen, und Arima war froh darüber gewesen, denn sie hatte gefühlt, wie ein Verlangen in ihr aufstieg, mit ihm allein zu sein. Sie konnte es nicht begreifen. In Patris Brunna hatte sie

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