Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
Wenn er nachher die maurische Gesandtschaft mit seinen Heiratsplänen für Arima Garcez vor den Kopf stieß, würde es nicht viel Sympathie für die Boten von Statthalter Suleiman geben; und später würde er behaupten können, die Mauren hätten mit dem Unfrieden angefangen. Einen Augenblick lang fragte Turpin sich, ob das nicht alles ein abgekartetes Spiel war und Afdza Asdaq in Wahrheit im Auftrag Karls handelte. Doch Styrmis Erregung war viel zu echt. Karl würde ein solch raffiniertes Doppelspiel nicht ohne Abstimmung mit seinem neuen besten Freund, dem Abt, eingefädelt haben.
    Afdza sagte etwas zu dem Sachsen, das wegen des Geschreis in der Halle niemand verstand. Afdzas eigene Leute brüllten am lautesten. Der Sachse kniete nieder. Afdza legte ihm die rechte Hand auf den Scheitel und erhob die Linke, woraufhin Chlodwig wieder aufstand.
    »Dieser Mann«, rief Afdza mit einer Stimme, die sich über das Getümmel erhob, »ist nun mein Knecht und daher Mitglied der Gesandtschaft. Niemand darf ihm ein Haar krümmen.«
    Für einen Mann war dies der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Ganelon de Ponthieu stapfte auf Afdza und Chlodwig zu, die Rechte schon am Griff seiner Spatha. Turpin folgte ihm erschrocken. Wenn Ganelon hier in der Halle das Schwert zog …!
    Ein anderer war schneller als Turpin. Mit zwei, drei Sätzen hastete Roland seinem Stiefvater hinterher, überholte ihn und stellte sich zwischen ihn und den Mauren. Ganelon blieb stehen, als sei er gegen eine Mauer geprallt. Seine Hand am Schwertgriff zuckte. Erneut sank Stille über die Versammlung. Diesmal war sie so schwer, dass man sie greifen konnte.
    »Geh mir aus dem Weg«, sagte Ganelon erstickt.
    Roland schüttelte den Kopf. »Ich habe dem Mauren meine Freundschaft angeboten«, sagte er fest. »Wir sind Waffenbrüder. Ich habe die Pflicht, ihm beizustehen.«
    Turpin war stehen geblieben. Wenn er auch noch versuchte, auf Ganelon einzuwirken, würde der Zorn des Paladins ihn unberechenbar werden lassen. Im Publikum entstand Unruhe, als Remi de Vienne versuchte, sich vorzudrängen und Roland beizustehen. Turpin warf ihm einen warnenden Blick zu, der Remi innehalten ließ.
    Ganelons Kiefer mahlten. »Du stellst dich gegen mich – für ihn?«, brachte der Paladin hervor.
    »Er ist mein Waffenbruder«, sagte Roland laut. Dann flüsterte er, so dass nur Ganelon und der auf halbem Weg stehen gebliebene Turpin ihn hören konnten: »Ich will dir nur helfen. Wenn du hier das Schwert ziehst, brichst du den Königsfrieden. Dann bist du entehrt!«
    Ganelon zögerte. Sein Gesicht war dunkel vor Wut. Turpin gab sich einen Ruck. Er trat zu Ganelon, nahm ihn am Arm, führte ihn um Roland herum und stellte sich mit ihm hinter Afdza Asdaq und den Sachsen, als sei es ihre Aufgabe, den beiden Männern den Rücken zu decken. Noch immer herrschte Stille im Saal. Afdza betrachtete Turpins Tun mit interessierter Miene, dann sah er wieder nach vorn zu König Karl.
    »Herr«, sagte Turpin laut, »zwei Paladine erwarten deine Befehle. Hat der Maure recht, dann werden wir ihn und seinen Knecht auf ihre Plätze zurückbringen. Hat er unrecht, dann sag uns, welche Bestrafung du wünschst.«
    Karl holte tief Luft. Sein Schreiber flüsterte ihm etwas zu, aber er schien es nicht zu hören. »Der Maure hat recht«, sagte der König.
    Tumult brach aus. Turpin gab Ganelon einen versöhnlichen Stoß und sagte dann leise zu Afdza: »Deine Tat war so edel wie dumm, Maure. Du hast ein Menschenleben gerettet um den Preis des Friedens.«
    »Inschallah« , murmelte Afdza.
    Sie eskortierten die beiden zurück zur maurischen Gesandtschaft. Als sie wieder auf ihre Plätze stapften, schluckte Ganelon und flüsterte heiser: »Danke.« Turpin hatte ihm mit seinem eleganten Manöver das Gesicht bewahrt.
    »Bedank dich bei deinem Stiefsohn«, flüsterte Turpin zurück. Ganelon verzog den Mund.
    Roland marschierte plötzlich zu Afdza Asdaq hinüber. Der Maure begrüßte ihn mit einem würdevollen Neigen seines Kopfes. Zum dritten Mal wurde es in der Halle still. Roland zog etwas aus seiner Gürteltasche. Turpin erkannte, dass es ein Schilfrohrgriffel war, wie ihn die Mauren verwendeten. Roland hielt ihn hoch, dann zerbrach er ihn und ließ ihn vor Afdza auf den Boden fallen.
    Roland schritt durch die Halle zu Remi hinüber. In seinem Gesicht arbeitete es. Die Männer in der Aula würden es für unterdrückte Wut halten, aber Turpin konnte den jungen Krieger besser einschätzen und wusste,

Weitere Kostenlose Bücher