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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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sein.«
    » Alles klar , Kumpel.«
    »Hallo?«
    Peter Zells Haus in 14 Matthew Street Extension ist ein billig hochgezogener Neubau mit nur vier kleinen Zimmern: Wohnzimmer und Küche im Erdgeschoss, Schlafzimmer und Bad oben. Ich zögere an der Türschwelle und rufe mir die relevante Passage aus Polizeiliche Ermittlungen ins Gedächtnis, die mir rät, langsam zu arbeiten, ein Raster über das Haus zu legen und die Quadranten immer schön der Reihe nach in Angriff zu nehmen. Beim Gedanken an den Farley & Leonard und mein reflexhaftes Vertrauen darauf fällt mir Naomi Eddes ein: Klingt, als würden Sie aus einem Handbuch zitieren . Ich schüttle die Erinnerung ab, streiche mir über den Schnurrbart und trete ein.
    »Okay, Mr. Zell«, sage ich zu dem leeren Haus. »Schauen wir uns mal um.«
    Der erste Quadrant gibt mir herzlich wenig in die Hand . Ein dünner beigefarbener Teppich, ein alter Kaffeetisch mit ringförmigen Flecken. Ein kleiner, aber funktionsfähiger Flachbildfernseher, Kabel, die sich von einem DVD -Player nach oben schlängeln, eine Vase mit Chrysanthemen, die, wie sich bei näherer Untersuchung herausstellt, aus Stoff und Draht bestehen.
    Der Platz auf Zells Bücherregalen ist weitgehend seinen beruflichen Interessen vorbehalten: Mathematik, höhere Mathematik, Quoten und Wahrscheinlichkeiten, eine dicke Geschichte der versicherungsmathematischen Buchhaltung, Ordner vom Amt für Arbeitsstatistik und von der Gesundheitsbehörde. Auf einem Bord steht – wie in Quarantäne – der ganze private Kram, all die nerdigen Sci-Fi- und Fantasy-Sachen, Kampfstern Galactica: die komplette Serie , uralte Dungeons & Dragons-Regelwerke, ein Buch über die mythologischen und philosophischen Grundlagen von Krieg der Sterne . Eine kleine Armada von Miniaturraumschiffen hängt an Drähten im Durchgang zur Küche, und ich bücke mich unter ihnen durch.
    In der Speisekammer stehen neun Schachteln Müsli, sorgfältig alphabetisch geordnet: Alpha-Bits, Cap’n Crunc h, Cheerios und so weiter. In der ordentlichen Reihe ist eine Aussparung, wie eine Zahnlücke, zwischen den Frosted Flakes und den Golden Grahams, und ich füge die fehlende Schachtel im Kopf automatisch ein: Fruity Pebbles. Eine verirrte bonbonrosa Getreideflocke bestätigt meine Hypothese.
    »Ich mag dich, Peter Zell«, sage ich und schließe behutsam die Tür der Speisekammer. »Du gefällst mir.«
    In der Küche liegt ein schlichter weißer Notizblock in einer ansonsten leeren Schublade neben der Spüle. Auf dem obersten Blatt steht Liebe Sophia geschrieben.
    Mein Herz legt einen Zahn zu, und ich atme ein und aus, hebe den Block auf, drehe ihn um, blättere ihn durch, aber das ist alles, ein Blatt Papier mit zwei Wörtern, Liebe Sophia . Die Handschrift ist akkurat, gewissenhaft, und man merkt, man spürt, dass Zell hier keine beiläufige Notiz, sondern etwas Wichtiges geschrieben hat – oder schreiben wollte.
    Ich zwinge mich, ruhig zu bleiben, denn schließlich könnte es nichts sein, obwohl ich innerlich in Flammen stehe; ich denke, ob es nun der Anfang eines abgebrochenen Abschiedsbriefs ist oder nicht, es ist eindeutig etwas .
    Ich stecke den Block in die Tasche meines Blazers, steige die Treppe hinauf und denke: Wer ist Sophia?
    Das Schlafzimmer ist wie das Wohnzimmer, steril und schmucklos. Ein einzelner gerahmter Druck hängt über dem nachlässig gemachten Bett, ein signiertes Standfoto aus dem ersten Planet der Affen -Film. Im Schrank hängen drei Anzüge, alle in matten Brauntönen, und zwei abge nutzte braune Gürtel. In der zweitobersten Schublade eines kleinen Spanholz-Nachttischs neben dem Bett liegt eine fest mit Klebeband umwickelte Schuhschachtel, auf der in derselben präzisen Handschrift die Zahl 12,375 steht.
    »Zwölf Komma drei sieben fünf«, murmele ich. »Was ist das?«
    Ich klemme mir die Schuhschachtel unter den Arm, stehe auf und werfe einen Blick auf das einzige persönliche Foto im Raum: Es ist ein kleiner Druck in einem billigen Rahmen, ein Schulfoto von einem Jungen, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, dünnes, blondes, fliegendes Haar, einfältiges Grinsen. Ich nehme es aus dem Rahmen und drehe es um. Auf der Rückseite steht in akkurater Handschrift Kyle, 10. Februar . Letztes Jahr. Vorher.
    Ich funke Trish McConnell an.
    »Hey«, sage ich, »ich bin’s. Haben Sie die Angehörigen des Opfers ausfindig gemacht?«
    »Ja, hab ich.«
    Zells Mutter ist tot, wie sich herausstellt; sie liegt hier in Concord auf dem

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