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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Brille ist ihre Miene neutral, ausdruckslos. »Mir auch.«
    »Was?«
    »Ich sagte, dass es mir ebenfalls leidtut, und wenn Sie glauben, dass ich es noch ein drittes Mal sage, irren Sie sich gewaltig.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Fenton dreht sich zu ihrem Wagen und nimmt ein einzelnes Blatt Papier zur Hand. »Das sind die Ergebnisse der serologischen Tests, und wie Sie sehen werden, haben sie mich veranlasst, meinen Standpunkt zu dem Fall zu revidieren.«
    »In welcher Hinsicht?« Ich zittere ein bisschen.
    »Dieser Mann wurde ermordet.«
    Mir fällt die Kinnlade herunter, die Worte schießen mir unwillkürlich durch den Kopf, und ich spreche sie laut aus. »Ich hab’s gewusst. O mein Gott, ich hab’s die ganze Zeit gewusst.«
    Fenton schiebt ihre Brille, die auf dem Nasenrücken heruntergerutscht ist, ein kleines Stück hoch und liest von dem Blatt Papier ab. »Erstens. Die Bluttests haben nicht nur hohe Blutalkoholwerte ergeben, sondern er hatte auch Alkohol im Magen. Das bedeutet, er hat in den Stunden vor seinem Tod eine Menge getrunken.«
    »Das wusste ich schon«, sage ich. J.T. Toussaint, in unserem ersten Gespräch: Sie haben sich Fernes fahles Schimmern angesehen. Sie haben ein paar Bier getrunken.
    »Außerdem«, fährt Fenton fort, »wies sein Blut signifikante Spuren eines Betäubungsmittels auf.«
    »Ja.« Ich nicke, mein Geist summt, ihr einen Schritt voraus. »Morphium.«
    »Nein.« Fenton blickt neugierig, überrascht und ein wenig irritiert zu mir hoch. »Morphin? Nein. Keine Spuren irgendwelcher Opiate. Er hatte eine chemische Verbindung namens Gamma-Hydroxy-Buttersäure im Körper.«
    Mit zusammengekniffenen Augen schaue ich über ihre Schulter hinweg auf den Laborbericht, ein dünnes Blatt Papier, übersät mit Berechnungen, Kästchen mit Häkchen, einer präzisen, nach hinten geneigten Handschrift. »Verzeihung. Was für eine Säure?«
    » GHB .«
    »Sie meinen … die Vergewaltigungsdroge?«
    »Hören Sie auf zu reden, Detective«, sagt Fenton und zieht durchsichtige Latexhandschuhe an. »Kommen Sie her und helfen Sie mir, den Körper umzudrehen.«
    Wir schieben unsere Finger unter seinen Rücken, heben Peter Zell vorsichtig an und drehen ihn auf den Bauch, und dann schauen wir auf die ausladende blasse Fläche seines Rückens, das Fleisch, das sich vom Rückgrat aus zu den Seiten erstreckt. Fenton klemmt sich eine kleine Linse ins Auge, die einer Juwelierlupe ähnelt, und langt nach oben, um die halluzinogen helle Lampe über dem Autopsi etisch zurechtzurücken und auf einen unregelmäßigen braunen Fleck hinten auf Zells linker Wade zu richten, unmittelbar über dem Knöchel.
    »Kommt Ihnen das bekannt vor?«, fragt sie, und ich schaue genauer hin.
    Ich denke immer noch über das GHB nach. Ich brauche ein Notizbuch, ich muss das alles aufschreiben. Ich mus s nachdenken. Naomi ist in der Tür meines Schlafzimmers stehen geblieben, sie hätte beinahe etwas gesagt, aber dann hat sie es sich anders überlegt und sich fortgeschlichen. Ich v erspüre eine Anwandlung von Sehnsucht, so stark, dass mir einen Moment lang die Knie weich werden, und ich lehne mich an den Tisch und umfasse ihn mit beiden Händen.
    Immer mit der Ruhe, Palace .
    »Dafür muss ich mich wirklich entschuldigen«, sagt Fenton rundheraus. »In meiner Eile, einen offensichtlichen Fa ll von Selbstmord abzuschließen, habe ich es versäumt, mich gründlich damit zu befassen, was einen solchen Ring blaue r Flecken über dem Knöchel verursacht haben könnte.«
    »Okay. Und das heißt …« Ich verstumme. Keine Ahnung, was sie meint.
    »Irgendwann in den Stunden, bevor er dort landete, wo Sie ihn gefunden haben, wurde dieser Mann betäubt und am Bein herumgeschleift.«
    Ich sehe sie sprachlos an.
    »Wahrscheinlich zum Kofferraum eines Autos«, fährt sie fort und legt das Blatt Papier wieder auf den Instrumenten wagen. »Wahrscheinlich, um zum Tatort gebracht und dort erhängt zu werden. Wie gesagt, ich habe meinen Standpunkt zu diesem Fall erheblich revidiert.«
    Innerlich sehe ich vor mir, wie Peter Zells tote Augen, die Brille, in der Dunkelheit eines Kofferraums verschwinden.
    »Haben Sie Fragen?«, will Fenton wissen.
    Ich habe nichts als Fragen.
    »Was ist mit seinem Auge?«
    »Wie bitte?«
    »Die andere Ansammlung alter Blutergüsse. Auf der Wange, unter seinem rechten Auge. Er hat anscheinend behauptet, er sei die Treppe hinuntergefallen. Ist das möglich?«
    »Möglich schon, aber unwahrscheinlich.«
    »Sind Sie sicher, dass

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