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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ließ sich ein Kontakt nicht mehr vermeiden.
    Ein dunkler Schwarm …
    Plötzlich fiel Xavius etwas ein, und er machte einen Schritt in Vandovers Richtung, stützte sich dabei an der Decke ab, die fast zur Wand geworden war. Draußen wiederholte sich das Knirschen, und der Springer geriet ins Rutschen. Auf der anderen Seite kratzte etwas über den Rumpf, und für einen Moment hatte Xavius ein Bild von Krallen vor Augen, die tiefe Rillen in der Außenhülle hinterließen.
    »Was ist mit seinen Mikromaschinen?« Vandovers kahler Kopf war nicht mehr von einer vagen gelbweißen Wolke umgeben, aber das bedeutete nichts. Er konnte den Schwarm ganz in sich aufgenommen oder übertragen haben, in den Sitz, in irgendein anderes Objekt des Passagierabteils. Oder in den Schaum, der sie alle umgeben hatte. Vielleicht wartete er nur auf eine Gelegenheit, den winzigen Maschinen einen Angriff auf das Nervensystem seiner Widersacher zu befehlen.
    Unser Schwarm hätte die Aktivität anderer Mikromaschinen bemerkt, sagte der Chronass. Übrigens, ich empfange nichts mehr. Entweder blockiert die Kommunikations-KI des Konnektors meine Anfragen, was durchaus möglich wäre, oder mit unserem eigenen Schwarm stimmt etwas nicht.
    »Selektiver Inhibitor«, sagte Boris, während seine langen Finger über die Schaltkreise tanzten. »Vermutlich für Sie bestimmt, Chronist. Er hat Ihnen auch vorher nicht getraut.«
    Auch vorher. Bevor die Meldung aus dem Mesh gekommen war, dass er, Xavis Xavius, erster Chronist des Enduriums, den Regenten ermordet hatte.
    »Sie werden es bereuen«, brachte Vandover mühsam und undeutlich hervor. Er konnte kaum den Mund bewegen. »Sie werden es bitter bereuen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Er gehört zur ASE«, sagte Xavius.
    »Das wissen wir schon seit einer ganzen Weile. Wir haben ihn und seine Leute beobachtet.« Auch Laurania hatte damit begonnen, Fächer in den Wänden zu öffnen.
    Noch einmal knirschte es, lauter und länger als zuvor, und die Reste des Springers kippten so weit zur Seite, dass Vandover aus dem Sitz fiel und dicht neben dem zerbrochenen Fenster gegen die Wand prallte, die sich in den Boden verwandelt hatte. Hilflos blieb er dort liegen, von der Spange des Demobilisierers zu Reglosigkeit verurteilt.
    Das matte Licht der Notbeleuchtung flackerte einmal, zweimal, und Dunkelheit kroch aus dem draußen wartenden Urwald ins Wrack des Springers.
    Boris fluchte leise.
    »Das reicht«, erklang vorn Pribyllas Stimme. »Raus hier.«
    Ein wenig Licht kehrte zurück, gerade genug, dass Farben zu erkennen waren. Xavius’ Augen stellten sich nicht automatisch darauf ein, und als er versuchte, die Okulare in seinen Augen zu justieren, musste er feststellen, dass sich seine Sicht nur unwesentlich verbesserte.
    »Nur noch eine Minute«, sagte Boris, und seine Finger tanzten schneller.
    »Das hast du eben schon einmal gesagt.« Pribylla kletterte über ein geborstenes Segment, das zuvor Teil der Pilotenkanzel gewesen war, und bemerkte im letzten Augenblick einige Kundschafter, die über zerrissenen Synthstahl krabbelten. Zwei von ihnen richteten lange Fühler wie Antennen auf das nur wenige Zentimeter entfernte Gesicht der Frau. Pribylla hielt erschrocken die Luft an, wich langsam zur Seite und suchte sich dann einen Weg durchs Passagierabteil, vorbei an einer Wand mit Stühlen und zu einem zerbrochenen Fenster, das sich nun im Boden befand. In der einen Hand hielt sie noch immer den Pulser, in der anderen einen kleinen Rucksack.
    »Nichts«, sagte Laurania. »Oder fast nichts. Ich habe nur das hier gefunden.« Sie hob eine Lampe.
    »Ich habe dies.« Pribylla zeigte den Rucksack.
    Wieder bewegte sich das Wrack, mit einem bedrohlichen Knirschen und Ächzen.
    »Hinaus mit euch«, sagte Boris. »Ich bin gleich so weit, ehrlich. Nur noch eine Minute, höchstens. Ohne euer Gewicht bleibt dieses Ding vielleicht etwas länger stabil.«
    Xavius wollte als Erster durchs Fenster klettern – der Weg zur Luke im Heck war ihm zu weit –, zögerte dann aber. »Der Wald soll ziemlich gefährlich sein.«
    »Er ist noch viel gefährlicher, als Sie denken, das garantiere ich Ihnen.« Pribylla trat an ihm vorbei, den Pulser im Anschlag. »Aber er ist auch langsam. Er braucht eine Weile, bis er lokale Synchronizität erreicht und reagiert. Solange man nichts Falsches anfasst. Kennen Sie sich mit Netzwerktheorien aus?«
    Sie winkte ab und kletterte durchs Fenster im »Boden«. Laurania leuchtete mit der Lampe, so gut es ging,

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