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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihn ganz verbrennen.
    Er holte tief Luft.
    »Ja, ich habe den Regenten getötet«, sagte Xavius der Mörder.
    Auf den ersten Blick hätte man den Lokalisator für ein kleines Insekt halten können, das den Glanz der Sterne einfing und silbrig reflektierte. Aber er hatte keine Flügel und verriet sich mit dem leisen Summen eines Mikrogravitators. Xavius schlug danach, aber das kleine kugelförmige Objekt wich geschwind aus und richtete seine Sensoren auf ihn.
    Der Fluss donnerte und rauschte, zerrte an dem Treibholz, das sich zwischen den Felsen in seiner Mitte angesammelt hatte. Es gab noch mehr Bewegung. Einige Meter entfernt rangen zwei Schatten miteinander, und Xavius erkannte sie, als er den Kopf hob. Pribylla lag halb eingezwängt zwischen den halb vermoderten Resten von Baumstümpfen und versuchte, sich gegen Vandover zu wehren, der einen Stein in der Hand hielt und mehrmals damit zuschlug, bis Pribylla mit blutigem Kopf liegen blieb und sich nicht mehr rührte.
    Der silbergraue Lokalisator schwebte in der Nähe, ein Maschinenauge, das alles aufmerksam beobachtete.
    Vandover drehte sich mit dem Stein in der Hand um und kroch auf allen vieren zu Laurania, die offenbar gerade zu sich kam. Sie lag auf einem der nahen Felsen, mit den Füßen im Wasser, und als Vandover sie erreichte, erkannte sie die Gefahr und hob den Arm.
    »Nein«, krächzte Xavius, richtete sich auf und kämpfte dabei gegen den Schmerz an, der in allen seinen Gliedern stach. Die Mikromaschinen bemühten sich um Regeneration und Kompensation, aber sie funktionierten noch immer nicht richtig, nicht wie früher.
    »Ich tue uns beiden einen Gefallen, Chronist«, knurrte Vandover. »Sie sollten mir dankbar sein.« Er holte mit dem Stein aus, an dem Pribyllas Blut klebte.
    Zwei oder drei Sekunden entschieden darüber, ob Laurania lebte oder starb. Xavius sah sie noch einmal in der Raumschiff-Nekropole, ihr Gesicht undeutlich hinter einem blutverschmierten Helmvisier. Vor diesem Erinnerungsbild zeigte ihm die Gegenwart drei in der Nähe liegende Gegenstände: einen Coder sowie das Navigationsgerät und den Pulser, beides offenbar aus Pribyllas Tasche gerutscht. Der Coder lag näher als die anderen beiden Objekte, war schneller zu erreichen; damit ließ sich der Demobilisierer programmieren, dessen Spange Vandover noch immer am Handgelenk trug. Wie lange dauerte es, die Codesequenz einzugeben? Fünf oder sechs Sekunden, wenn ihm kein Fehler unterlief; mit zitternden Fingern dauerte es noch länger.
    Zu lange.
    Xavius hatte seine Entscheidung bereits getroffen und sprang, streckte die Hand der Waffe entgegen und bekam sie zu fassen: kühles Metall an seinen Fingern, nass und schlüpfrig. Mit der anderen Hand versuchte er, den Aufprall abzufangen, aber der Arm, schwach geworden, gab nach, und er schlug mit der Seite des Kopfes auf hartes Holz.
    »Was soll der Unsinn, Chronist?«
    Die Silhouette dort, der Schemen vor dem größeren Schatten eines Felsens, vom Fluss umtost, musste Vandover sein. Xavius blinzelte und stellte überrascht fest, dass der Pulser in seiner Hand auf Vandover zeigte.
    »Lassen Sie den Stein fallen«, sagte Xavius. »Sofort.«
    Seine Stimme klang nicht besonders fest, und vermutlich bot er einen traurigen Anblick, wie er am Rand einer Ohnmacht dahockte, so schwach, dass es ihm schwer genug fiel, den Pulser aufs Ziel gerichtet zu halten. Vielleicht beschloss Vandover deshalb, nicht auf ihn zu achten. Auch er musste sofort handeln, denn Laurania machte Anstalten, sich zur Seite zu rollen, weg vom drohenden Stein.
    Vandover beugte sich vor, und nur eine Sekunde trennte ihn davon, den Stein auf Lauranias Kopf zu schmettern.
    Xavius betätigte den Auslöser, und die Waffe in seiner Hand sang ihr tödliches Lied.
    Vandovers Schulter verbrannte, und der Arm, dessen Hand den Stein hielt, fiel in eine Lücke zwischen zwei Ästen, verschwand im Wasser. Im Schock richtete sich der Generalkonsul von Bluestone auf, und die Mündung des Pulsers folgte ihm, als er taumelte, mit der linken Hand nach der verkohlten rechten Schulter griff, eine Grimasse schnitt, den Mund zu einem Schrei öffnete … und zur Seite kippte. Ein letzter Rest von klarem Verstand veranlasste ihn zu einem schnellen Schritt, mit dem er das Gleichgewicht wahren wollte, aber es war zu spät. Jarqez Vandover stürzte in den Fluss, dessen wilde, schaumgekrönte Wellen ihn packten und forttrugen.
    Der Lokalisator, Xavius, sagte der Chronass.
    Das Maschinenauge … Es schwebte

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