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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Händen der beiden Assistenten durch Ohren und Nase in den Kopf gekrochen war.
    »Ich nehme an, sie sind auch für die Sache mit dem Karma verantwortlich«, fuhr Zayac fort. »Damals sollte es das Bewusstsein von Freiwilligen auf den Rekombinator vorbereiten, aber dann wurde ein Grundbaustein Ihrer Kultur daraus. Sie haben es selbst erfahren, während Ihrer Ausbildung am Mnemonischen Institut in Ibbemma auf Tibetian. Die Karma-Prägung hat nicht nur Wissen in I hrem Gehirn verankert und die Neuronen auf Mikromaschinen vorbereitet; sie hat auch den Grundstein dafür gelegt, dass ein Vivus den kontrollierten Tod sterben und zu einem Mortus werden kann.«
    »Sie bedeutet noch mehr, nicht wahr?« Xavius fühlte sie jetzt, Wahrheiten hinter Wahrheiten, als hätte jemand einen Vorhang fortgezogen, der sie bisher verborgen hatte.
    »Die Karma-Sitzungen in den Mnemonischen Instituten konditionieren das Denken und Fühlen der Menschen im Endurium«, sagte Zayac. »Auch dafür sind die Sechsundzwanzig verantwortlich. Die von Rekombinatoren geschaffene Verbindung in der Phalanx genügte ihnen nicht. Sie hielten es damals für notwendig, Gehorsam und Loyalität tief in allen Menschen zu verankern, schon in jungen Jahren. Die Bedrohung durch den Feind war zu groß. So entstand das Endurium, das letzte Bollwerk der Menschheit, die Festung, in der sie sich gegen die Ayunn verteidigten. Aber eine Konsequenz der Konditionierung war eine fast statische Gesellschaft, die sich kaum verändert und weiterentwickelt.«
    »Vielleicht hatte Salyard recht«, murmelte Xavius und sah es mit gnadenloser Deutlichkeit: den bedingungslosen Gehorsam, mit dem Vivi wie Morti alle Anweisungen des Regenten befolgten; die starre gesellschaftliche Struktur des Enduriums; kaum Innovation aus Mangel an technischer und kultureller Kreativität; das Sterben der Kunst. Und noch etwas anderes, Tragisches …
    »Das Karma kann unfruchtbar machen«, sagte Xavius. »Das ist der Grund, warum die Geburtenrate im Endurium immer mehr sinkt.« Zahlen kamen, sterile Werte, die eine immer steriler werdende Gesellschaft beschrieben. Stimmen flüsterten und riefen sie ihm zu. Er stellte fest, dass er Informationen bekam, wenn er sie wollte, wenn er sich darauf konzentrierte. Zayac hatte recht, es war alles da. Und er dachte: Ich habe ebenfalls Karma bekommen, das unerschütterliche Loyalität in mir verankerte. »Es kanalisiert die Verteidigungsbemühungen. Es stärkt uns für den Kampf, schweißt uns zusammen.«
    »Wie es Wunsch und Willen der Sechsundzwanzig entsprach. Ihnen ging es allein um das Überleben der Menschheit.« Etwas leiser fügte Zayac hinzu: »Um jeden Preis.«
    »Das Karma schränkt die Freiheit des Denkens und Fühlens der Menschen ein«, erkannte Xavius nicht ohne eine gewisse Betroffenheit.
    »Die Sechsundzwanzig hielten es für nötig. Sie glaubten, dass der Zweck alle Mittel heiligt. Wahre Freiheit gab und gibt es nur für den Regenten. Sie sind frei, Xavius.«
    »Wie kann ich frei sein, wenn ich in meinem Kopf gefangen bin?«
    Zayac lachte. »Gute Frage. Aber keine Sorge, so ergeht es uns allen. Kennen Sie die Redensart ›über den eigenen Schatten springen‹?«
    Xavius nickte.
    »Das müssen Sie. Über Ihren Schatten springen. Sie müssen Ihr altes Selbst überwinden und zu einem neuen finden. Vergessen Sie Xavis V Xavius. Das heißt, vergessen Sie ihn nicht, schieben Sie ihn beiseite. Werden Sie Xavis M Xavius, fünfter Regent des Enduriums.«
    »Karma-Sitzungen können unfruchtbar machen«, wiederholte Xavius. »Ich hatte einen Sohn, Zayac. Wussten Sie das? Er hieß Timotius und starb als Dreijähriger auf Demaria.«
    Für einige Sekunden betrachtete er die zitternden Hände auf dem Knauf des Gehstocks, dünn und knochig, mehr als zweitausend Jahre alt. Das Wissen um ZORN und CERN war da, aber es erzählte eine lückenhafte Geschichte. »Dies ist eine Parallelwelt?«
    »Alle Welten sind Parallelwelten«, sagte Zayac. Seine Stimme klang noch rauer. »Wir leben in einem quantenmechanischen Multiversum, in dem die Wahrscheinlichkeit der Maßstab des Realen ist.«
    »Sie haben eine Tür geöffnet.«
    »Oh, wir haben mehr getan als nur das«, sagte Rudolph Allan Zayac traurig.
    »Sie haben die Ayunn zur Erde geholt. Zu unserer Erde.«
    »Und wir mussten die Erde, von der wir kamen, vor ihnen schützen. Deshalb schlossen wir die Tür wieder. Sie haben den Bogen gesehen, als Sie hierherkamen.«
    »Der alte Translokator.«
    »Ja.«
    Stille folgte, und

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