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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Stabilität des Enduriums«, sagte Xavius und überlegte, ob es möglich war, jemanden wie Salyard allein mit rationalen Worten zur Vernunft zu bringen. Viele Innovatoren waren so verbohrt, dass vernünftige Argumente an ihnen wirkungslos abprallten. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie man mit einer solchen Einstellung leben konnte, mit einem so falschen Blick auf die Geschichte und die aktuelle Situation des Enduriums. »Die Regenten schützen unsere wichtigsten Errungenschaften, damit sie nicht den Splitter-Welten oder gar den Ayunn in die Hände fallen. Apropos Splitter-Welten …« Xavius lächelte. »Haben Sie gewusst, dass es den intuitiven Linguisten …«
    »Wie viele Kinder haben Sie, Chronist?«
    »Was?«
    »Wie viele Söhne oder Töchter haben Sie, Xavis V Xavius?«
    »Ich habe …«, begann Xavius und zögerte. »Ich habe einen Sohn. Ich hatte einen«, fügte er mit erinnertem Schmerz hinzu. Wie lange hatte er nicht mehr an Elvira und Timotius gedacht, der drei Jahre nach seiner Geburt auf Demaria gestorben war, im Licht einer Sonne rot wie Rubin? Es war ein Verstoß gegen die Regeln der Familien gewesen, die Zeugung eines Nachkommen ohne genetische Kontrolle, noch dazu mit einer Person, die nicht aus einer der Sechsundzwanzig Familien stammte. Das mochte der Grund für das Fieber gewesen sein, dem der kleine Timotius damals zum Opfer gefallen war, ein genetischer Defekt.
    »Es werden kaum mehr Kinder geboren, Chronist«, sagte Salyard. »Von hundert Paaren auf den Welten des Enduriums bekommen nur einunddreißig Nachwuchs, und von diesen einunddreißig Eltern haben nur neun mehr als ein Kind. Außerdem steigt seit achtzig Jahren die Kindersterblichkeit. Die Bevölkerung auf den Welten des Enduriums schrumpft rapide, Chronist. Selbst auf den wichtigen zentralen Planeten wie Tibetian, Cuadrado, Youngquist, Beaufort, Quiggle, Canas und Smelcer leben nur noch jeweils hundert oder zweihundert Millionen Menschen. Auf vielen peripheren Welten gibt es nur noch eine größere Stadt. Das ist der wahre Tiefe Fall , der wahre Abgrund: Irgendwann wird es im Endurium nur noch Morti geben, keine Vivi mehr, und auch sie werden immer weniger, weil sie Unfällen zum Opfer fallen oder die physische Existenz ganz aufgeben und sich mit KIs verbinden. Auf den Splitter-Welten hingegen nimmt die Bevölkerung zu.«
    Xavius schüttelte sich voller Abscheu und verlor auch das restliche Interesse am Körper unter der Toga. »Wollen Sie das Chaos im Magellangraben und Schlund als nachahmenswertes Beispiel präsentieren?«
    Salyard schüttelte wie mitleidig den Kopf. »Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, Chronist, sondern auch viele Grautöne dazwischen. Das Endurium braucht Erneuerung, und zwar dringend. Diesen Punkt haben Sie bei den Reklusionen nie verstanden und wollten ihn vielleicht auch gar nicht verstehen: Wir Innovatoren sind keine Gegner des Enduriums. Wir wollen es erhalten, seinen Untergang verhindern.«
    Jugendliche Verblendung, dachte Xavius. Engstirnigkeit aus Mangel an Erfahrung. Selektive Wahrnehmung.
    »Zweitausend Jahre des Überlebens beweisen, dass es richtig war, an den alten Dingen festzuhalten.« Xavius stellte das Glas auf den Tisch und sah mit seltsamer Deutlichkeit, wie sich die Oberfläche des Aromawassers darin kräuselte. Der Regent ist tot, dachte er mit einem Echo des ursprünglichen Entsetzens. Die Dinge verändern sich bereits. Und die Veränderung betrifft auch mich; ich soll zu einem Mörder werden.
    Aber wenn die Pflicht dem Endurium gegenüber es verlangte …
    »Pflicht«, sagte er laut, den Blick noch immer aufs Glas gerichtet, als könnten die Bewegungen des Wassers darin Auskunft über die Zukunft geben. »Letztendlich läuft es darauf hinaus. Auf Pflicht und Verantwortung. Auf Einsicht in die Notwendigkeit. Jeder Bürger des Enduriums muss seinen Platz im großen Ganzen erkennen und seinen Beitrag leisten. Es ist eine starre Ordnung, zugegeben, aber sie macht uns stark. Ihr Innovatoren hingegen stellt das Individuum in den Mittelpunkt und leugnet seine Pflicht. Ihr …«
    »Ersparen Sie mir Ihre Propaganda, Chronist«, schnaubte Salyard abfällig. »Wir leugnen weder Pflicht noch Verantwortung, aber wir geben dem Leben Vorrang, nicht dem Tod.« Es waren zornige Worte, von der Leidenschaft der Jugend hervorgestoßen, und es war ein zorniger Eugene Salyard, der mit einem Ruck aufstand. Doch dann löste sich der Zorn des jungen Mannes plötzlich auf, er verschwand aus dem glatten,

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