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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
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ausgepackt, die Waschmaschine angestellt, mein Bett neu bezogen und meinen Kleiderschrank umsortiert– und nebenher sehr laut meine Lieblingssongs von Roxy Music gehört.
    Langeweile.
    Ich versuche, meine Vorfreude auf Dave unter Kontrolle zu halten. Er wird sich heute melden, das weiß ich. Er hat ja » Bis morgen« gesimst. Ich muss mich in Geduld üben und darf ihn nicht mit Fragen belästigen.
    Und wenn ich ihn wiedersehe– beziehungsweise küsse–, werde ich es vielleicht merken. Genau wie mein Vater gesagt hat.
    Ich frage mich, was mit Robert ist… Ich habe ihm in Frankreich eine Weihnachtskarte gebastelt. Ich möchte, dass unsere Freundschaft wieder so wird wie früher… Was auch immer er dagegen hat, dass ich mit Dave zusammen bin, er wird sich einfach damit abfinden müssen.
    Hm.
    Ich nehme mein Notizbuch heraus und lese erneut den Satz. Wenn du den Richtigen gefunden hast, wirst du es merken. Ich habe so viele Schnörkel und Pfeile darum herum gemalt, dass jeder, der diese Seite analysiert, mich unwillkürlich für verrückt und potenziell gewalttätig hält.
    Große Langeweile. Plum und Henry feiern Silvester mit ihren neuen Partnern, und Sophie und Luke kommen erst am Abend in London an… DaveDaveDave… Ich frage mich, was Robert gerade macht. Ich werde ihn anrufen.
    » Wenn das mal nicht das Fast-Geburtstagskind ist«, sagt er zur Begrüßung.
    » Du bist doch nicht etwa arbeiten, oder? Es ist nämlich kurz vor fünf an Silvester, und das wäre echt schräg. Übrigens, frohe Weihnachten nachträglich.«
    » Dir auch. Und ja, ich bin im Büro.«
    » Lust auf einen kleinen Silvesterdrink?«
    » Einverstanden. The Only Running Footman in Mayfair?«
    » Okay, in einer Stunde.«
    The Only Running Footman ist ein uriger alter Pub in Mayfair. Er liegt ganz in der Nähe des Berkeley Square, und an normalen Wochentagen versammeln sich dort die feinen Anwohner im Anzug zum ausgiebigen Bechern. Um achtzehn Uhr an diesem dunklen und frostigen Silvesterabend ist der Pub allerdings überraschend leer, bis auf eine Handvoll Männer im Smoking, die sich zweifellos einen Aperitif genehmigen, bevor sie zu irgendeinem glamourösen Silvesterball in Mayfair gehen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Männer immer sehr selbstzufrieden und rund wirken in festlicher Kleidung, während Frauen darin zu funkeln und zu frieren scheinen?
    Ich bestelle zwei doppelte Whiskys und setze mich. Gleich sehe ich eine vertraute breitschultrige Gestalt hereinkommen und beginne zu strahlen.
    » Robert!«, rufe ich und springe auf, um ihn zu umarmen. Er sieht ein wenig müde aus und blass, wahrscheinlich hat er zu viel gearbeitet und nicht richtig gegessen, überlege ich. Und mit so kurzen Haaren habe ich ihn noch nie gesehen. Sie lassen ihn irgendwie klarer und jünger wirken.
    » Tolle Frisur! Darf ich dich Oberfeldwebel nennen?«
    » Ah, Abby«, sagt er und beugt sich vor, um mich auf beide Wangen zu küssen, während ich ihn umarme.
    Er ist so groß und breit, vor allem in seinen dicken Winterklamotten. Es ist, als würde ich die Arme um einen Baum schlingen.
    » Setz dich, mein Junge«, sage ich. » Du siehst blass aus. Hast du auch richtig gegessen?«
    » Ja, Mummy«, antwortet er und nippt an seinem Whisky. » Oh, Scheiße, der ist gut. Was ist das?«
    » Laphroaig«, antworte ich. » Aber du kriegst nur einen, Prinzessin. Du weißt ja, wie du dich aufführst nach mehreren Gläsern.«
    Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Robert bricht in lautes Lachen aus. » Jesus! Das war einmal! Und damit du es weißt, an dem Abend habe ich gleich eine ganze Flasche geleert. Normalerweise kenne ich meine Grenzen.«
    » Sicher. Hey! Ich habe für dich eine Weihnachtskarte gebastelt.«
    Er packt sie aus. » Das wäre doch nicht nötig gewesen! Ah, wirklich, du hättest nicht…«
    Ich weiß, ich bin ein Amateur, aber ich habe für Robert eine kleine Collage aus alten Geschenkanhängern und Bildern, die ich aus Zeitschriften ausgeschnitten habe, gemacht. Darunter sind ein Motorrad, eine Schüssel Porridge, eine Bloody Mary, eine Zeitung und Don Draper aus Mad Men, weil ich finde, dass Robert Ähnlichkeit mit ihm hat, sowie ein Plum Pudding und ein Rentier, auf das ich » Weihnachten 2002« geschrieben habe, und ganz viele Sterne.
    » Sie ist potthässlich, aber feierlich. Sie passt also zu der Deko in unserem Haus«, sage ich.
    Robert liest das Gedicht, das ich hineingeschrieben habe.
    » Für Robert mit den langen Beinen, der immer

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