Der letzte Single fangt den Mann
angeblichen Unfähigkeit zu wissen, was du willst im Leben.«
» Wirklich«, erwidere ich.
» Ich glaube, du weißt genau, was du willst. Du hast nur Angst, es dir einzugestehen, denn dann müsstest du ja etwas ändern.«
Mein Gesicht wird ernst. Wow, das war verdammt einsichtsvoll. Aber ich will nicht darüber nachdenken.
» Zu weit? Bin ich zu weit gegangen?«, sagt er und grinst.
» Ja, allerdings«, sage ich und sehe ihn stirnrunzelnd an. » Das hat gesessen. Ordentlich.«
» Sorry, Abby, mein Schatz.« Er legt den Arm um mich und drückt meine Schulter. » Du kannst mir auch gerne was an den Kopf werfen, wenn du magst.«
» Na schön, ich finde es lächerlich, dass du immer noch nicht über ein Miststück weg bist, das sowieso nie gut genug für dich war«, sage ich und schiebe seinen Arm weg. » Ich meine, es gibt Menschen, die sind einfach scheiße. Du musst damit abschließen. Du kannst nicht alles kontrollieren in deinem Leben.«
» Danke für den Rat«, fährt er mich an. » Echt super, vor allem von jemandem, der selbst nie ein Risiko eingeht.«
Wir starren uns einen Augenblick lang wütend an, dann brechen wir in Lachen aus.
Das Punch Bowl ist der Pub von Guy Ritchie und macht einen weniger edlen Eindruck als das gemütlich-coole The Only Running Footman. Die Gäste hier sehen aus, als wären sie schon wochenlang hier, schicke Schlägertypen, die wahrscheinlich kreuzbrav sind und in der Musik- oder Filmbranche arbeiten, außerdem die unvermeidlichen Mayfair-Touristen und ein paar Typen im Anzug, die scheinbar vergessen haben, dass sie auf irgendeiner Silvesterparty eingeladen sind.
Robert macht sich auf die Suche nach einem freien Tisch, während ich zwei Wodkas und Soda bestelle. Ja. Einfach und wohltuend.
Es ist jetzt neun Uhr. Dave könnte jeden Moment auftauchen und mich überraschen. Vielleicht schreibt er gerade eine SMS an Robert, um herauszufinden, wo wir sind… Bei der Vorstellung muss ich lächeln.
» Du solltest öfter lächeln«, sagt eine Stimme links von mir. Ich drehe den Kopf und sehe einen großen Mann– Mitte dreißig, leicht vergammelt– in einer grottenhässlichen Lederjacke. » Dann siehst du viel hübscher aus.«
Warum sagen Männer solche Dinge? Das ist nicht einmal ein Kompliment, da es aussagt, dass man hässlich ist, wenn man nicht lächelt. Ich drehe mich wieder zu dem Barkeeper und bezahle meine Getränke.
» Schätze, ich werde dich um Mitternacht suchen müssen und zum Lächeln bringen«, fährt er fort.
» Schätze ich auch«, sage ich und gehe mit den Getränken zurück an unseren Tisch. Als ob.
» Ich war hier mal mit Antonia«, bemerkt Robert. » Das war keine gute Idee.«
» Das kann ich mir vorstellen«, sage ich und stelle mir Antonia in ihrem weißen Outfit hier drinnen vor. » Hatte sie die weiße Pelzweste an? Woraus ist die eigentlich gemacht? Aus Albinokätzchen?«
» Nein, aus Kaninchenbabys«, sagt er und macht eine Pause, während wir anstoßen. » Gott, wahrscheinlich ist es tatsächlich Kaninchenfell. Krass.«
» Was war eigentlich damals, als ihr euch am Flughafen begegnet seid?«, frage ich in der Hoffnung, dass er offener ist als sonst.
» Was?… Oh, das. Na ja, ich meinte › Hi Antonia, wie geht es dir? ‹ . Daraufhin erzählte sie mir, was für ein mieser Bastard ich sei, wie viel Kummer ich ihr bereitet habe und dass ich mir den Flug nach Mailand hätte sparen können damals, als es mir am Arsch vorbeiging, dass sie völlig aufgelöst war, weil ihr Hund im Sterben lag…«
» Im Ernst?«
» Sie war total von der Rolle!«, sagt er und grinst. » Ich fand das damals nicht besonders romantisch.«
» Ist es aber. Der Ritter in der glänzenden Rüstung ist ein sicheres Aphrodisiakum.«
» Ich hatte gehofft, ein bisschen Sex zu kriegen«, gibt er zu.
» Du hast wirklich keinen Anstand. Und was ist dann passiert?«
» Also sagte ich zu ihr: Tut mir leid, es war unfair von mir zu erwarten, dass du das einfach so wegsteckst. Außerdem hätte ich nicht mit dir per SMS Schluss machen sollen…« Ich keuche entsetzt auf. » …und es tut mir leid, dass ich nie auf deine Anrufe reagiert habe und nicht mit dir sprechen wollte. Das war ein Fehler.«
» Großer Gott, Robert, ich kann nicht glauben, dass ich jemals deine Ratschläge für Dates angenommen habe. Du bist ein richtiger Arsch.«
» Ich habe mich bei ihr entschuldigt! Und sie hat mir verziehen. Außerdem waren das keine Ratschläge für Dates, sondern für Singles. Das ist
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