Der letzte Single fangt den Mann
Stoßseufzer zurück.
» Ich habe eine berufliche Krise, Dave«, sage ich.
Es ist Zeit, ihm von dem Jobangebot in Hongkong zu erzählen.
» Wirklich, mein Engel? Sag bloß…«, erwidert er, während er in die Schublade starrt. » Scheiße, ich habe noch nie rosarote Socken besessen. Woher kommt die?« Er hält eine rosarote Socke hoch. » Ich sollte dich Bethany taufen. Bethany, die geheimnisvolle rosarote Socke.«
Ich kichere. Dave schnappt sich ein unsortiertes Bündel weißer Socken, zieht sie zusammen und beginnt Bethany and Ivory zu singen.
» Tja… ich liebe meine Arbeit nicht. Und ich weiß nicht, ob es an meinem Team liegt oder am Job selbst oder an der Branche…«
» Niemand liebt seine Arbeit«, entgegnet Dave, geht ins Bad und kehrt mit seiner Zahnbürste im Mund zurück. » Das ist eine Tatsache.«
» Findest du nicht, es sollte mir nicht egal sein, was ich täglich von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends mache?«
» Du hast doch keine anderen Interessen, oder?«, erwidert er mit der Zahnbürste im Mund. » Es ist ja nicht so, als hättest du ein Faible für Fotografie oder Innendesign oder Blumengestecke… Was willst du also stattdessen anfangen?«
» Äh…« Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Er hat absolut recht.
» Du wirst nicht auf wundersame Art den perfekten Beruf finden, der dich für den Rest deines Lebens wahnsinnig glücklich macht. Akzeptier einfach, dass du bist wie alle anderen, mein Engel.«
Seine Worte treffen mich, und ich frage mich, warum. Er ist nicht wirklich gemein. Nur ehrlich.
» Ich habe ein Angeb…«
Dave hebt die Hand, um mich zu unterbrechen, geht wieder ins Bad, spuckt die Zahnpasta aus, reinigt die Bürste und trottet zurück ins Schlafzimmer.
» Genug von der Arbeit! Das erinnert mich nur an meine eigene berufliche Unzufriedenheit. Hoffentlich ist mein Bonus in diesem Jahr so groß wie Birmingham, sonst werden Schädel gespalten. Diese Leute wissen meine Arbeit nicht zu schätzen.«
» Ich bezweifle, dass überhaupt jemand einen guten Bonus in diesem Jahr bekommt«, sage ich.
Daves Bonuszahlungen, die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen, sind sein Lieblingsthema, wie mir aufgefallen ist.
» Na dann, lass uns nicht mehr darüber reden, hm?« Er sieht mit einem lasziven Lächeln zu mir herüber. » Sind Sie nackt, junge Dame?«
Ich nicke schüchtern. Bei dieser Unterhaltung weiß ich wenigstens, was ich zu tun habe.
» Schockierend«, sagt er. » Das muss ich selbst sehen.«
Kapitel 34
Ich habe das Thema Hongkong immer noch nicht zur Sprache gebracht. Und der Januar ist schon um.
Ich nehme mir ständig vor, heute Abend sage ich es ihm, und dann kneife ich jedes Mal. Wenn ich Dave von meiner Reise zur Asien-Luxusmesse in Hongkong erzähle, die ich (diese Woche, o mein Gott) antreten soll, werde ich gezwungen sein, ihm auch von dem Jobangebot zu erzählen und ein Gespräch zum Thema » Wohin soll diese Beziehung führen?« zu beginnen. Und dafür fühle ich mich noch nicht selbstsicher genug. Flug und Hotel sind also gebucht… aber insgeheim bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt fliege. Es gab einfach nie einen passenden Zeitpunkt, um es Dave zu sagen. In letzter Zeit ist er noch abwesender als sonst. Ich glaube, sein Job stresst ihn ziemlich– er muss oft bis spät in der Nacht arbeiten, sodass wir uns tagelang nicht sehen. Aber eines hat sich nicht geändert: Vor jedem Treffen mit ihm habe ich nervöses Magenflattern.
Heute Abend werde ich es Dave beibringen, bestimmt. Ganz bestimmt. Und ich werde André eine E-Mail schreiben und die Reise bestätigen. Wir haben uns in letzter Zeit oft gemailt– hauptsächlich beruflich, aber immer war auch ein bisschen privates Geplänkel dabei. Vielleicht wäre es in Hongkong anders, als hier mit ihm zu arbeiten, vielleicht würde es mir gefallen. O mein Gott. Ich muss mich bald entscheiden.
Ich lasse den Blick über die hektische Langeweile, die typisch ist für Montagnachmittag um vier in unserem Büro, schweifen, klicke auf » Aktualisieren« in meinem Posteingang und seufze.
Ich habe das Jobangebot Sophie und Plum gegenüber bei unserem Sonntagsessen gestern Abend in Sophies Haus erwähnt. Ihre schockierten Gesichter überzeugten mich rasch davon, dass es keine gute Idee wäre, von meiner Reise zu erzählen.
» Scheiße, du ziehst weg… nach Hongkong?«, sagte Plum ungläubig.
» Nein, nein, ich weiß nicht, vielleicht«, erwiderte ich, über meine eigenen Wörter
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