Der letzte Single fangt den Mann
fallen.«
» Richtig. Sobald du draußen bist, bleibst du stehen und tust so, als würdest du nach deinen Freunden Ausschau halten. Vor dem Pub ist es immer rappelvoll, also ist das nicht weiter ungewöhnlich. Tu so, als hättest du Schwierigkeiten, die Gläser zu halten. Irgendeiner wird dir seine Hilfe anbieten. Rede, lache, flirte– und die Sache ist geritzt.«
» Und das funktioniert wirklich?«, frage ich, während Plum sich sofort aufmacht.
» Sicher, warum auch nicht? Der erste Schritt, um angesprochen zu werden, ist, sichtbar zu sein«, entgegnet Robert. » Sie ist ein hübsches Mädchen, und sie kann außergewöhnlich gut fluchen… Natürlich sieht man ihr an, dass sie anspruchsvoll ist, und das ist ihre Achillesferse.«
» Und ich? Ich meine, was ist meine Achillesferse?«
» Mangelndes Selbstvertrauen«, antwortet er prompt.
Autsch.
» Ich habe genug Selbstvertrauen«, protestiere ich schwach. (Was natürlich nicht die richtige Reaktion ist, wenn einem vorgeworfen wird, mangelndes Selbstvertrauen zu haben. Die richtige Antwort wäre ein höhnisches » Was du nicht sagst!« gewesen.) » Ich habe eben kaum Erfahrungen mit Dates.«
» Außerdem machst du immer den Eindruck, als wärst du mit den Gedanken woanders, als würdest du mit dir selbst diskutieren. Das verleiht dir eine Verpiss-dich-Aura.«
» Verpiss dich«, sage ich beleidigt. Robert grinst dreckig. » Das ist nicht meine Schuld«, füge ich nach einer Pause hinzu. » Man braucht Erfahrung, um Selbstvertrauen zu sammeln. Beim Autofahren. Beim Schminken. Beim Pfannkuchenwenden. Ich habe keine Erfahrung als Single. Wie soll ich da Selbstvertrauen haben?«
» Daran werden wir arbeiten«, entgegnet er. » Du bist die Nächste.«
Ich seufze. Ich möchte mich nicht wieder verstellen müssen wie bei dem schlimmen Date mit Paulie.
» Entspann dich«, sagt er. » Du kannst das. So was wie mit Paulie wird sich nicht wiederholen. Aus Erfahrung lernen, schon vergessen?«
Sein Trick, meine Gedanken zu lesen, geht mir langsam wirklich auf die Nerven.
» Da ist sie!«, ruft Sophie.
Ich drehe den Kopf. Plum schlendert mit heldenhaftem Grinsen im Gesicht über die Straße auf uns zu. Sie hebt die Faust und spreizt den Zeigefinger und den kleinen Finger ab, das Teufelszeichen im Heavy Metal.
» Leute, der Sieg ist mein. Zuerst hat mir ein Kerl an der Theke seine Visitenkarte gegeben«, sagt sie, während sie Platz nimmt. » Und draußen haben mich gleich zwei Männer angequatscht. Der eine musste dann telefonieren, und der andere hat mich nach meiner Nummer gefragt. Er hat mich für Mittwochabend zu einem Drink eingeladen!«
Sophie und ich beugen uns vor, um Plum unauffällig abzuklatschen.
» Die Karte kannst du wegwerfen«, sagt Robert. » Der Typ ist bequem. Wäre er wirklich an dir interessiert, hätte er nach deiner Nummer gefragt.«
Plum reißt die Karte gehorsam in zwei Teile und wirft sie in den Aschenbecher. Paulie hat mir auch seine Karte gegeben. Kein Wunder, dass das Date ein Reinfall war.
Plum lehnt sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln zurück. Schon seltsam, wie sehr das Glück an das Gefühl, begehrenswert zu sein, gekoppelt ist, nicht? Beziehungsweise an das Gefühl, nicht unbegehrt zu sein.
» Du bist dran, Abigail«, sagt Plum und grinst mich an.
O Gott, nein. Ich könnte es nicht ertragen, vor aller Augen zu versagen.
» Sinnlos«, sage ich rasch. » Die Typen im Westbourne kennen jetzt den Drei-Gläser-Trick von Plum. Wenn ich das nachmache, wird das schräg aussehen.«
» Vergiss das Westbourne. Versuch es direkt hier. Geh rein und bestell fünf Drinks an der Bar«, sagt Robert. » Stell dich neben einen Kerl, der einen anständigen Eindruck macht. Wenn deine Bestellung kommt, mach ein ratloses Gesicht. Er wird dir seine Hilfe anbieten.«
» Ich will nicht«, sage ich in genervtem Ton, der hoffentlich verbirgt, wie nervös mich diese Vorstellung macht.
» Mach schon, Süße«, sagt Sophie. » Ich brauche sowieso Nachschub.«
» Es gibt keinen Grund, nervös zu sein, Abigail«, sagt Robert.
Seufzend mache ich mich auf den Weg in den Pub und stolpere dabei über zwei Hunde, die sich breitgemacht haben, und über die langen Beine eines Models.
Ich lasse meinen Blick über die Theke schweifen. Ich sehe drei Männer in knielangen Khakibermudas, die mich alle an Peter erinnern, weshalb ich sie sofort abhake. Daneben steht eine Frau mit Locken, die mit dem Barkeeper plaudert. Ich beschließe, mich an das andere Ende
Weitere Kostenlose Bücher