Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
Vom Netzwerk:
langweilig.
    Als ich an meinen Schreibtisch zurückkehre, wartet Alistair auf mich.
    » Ich muss mit dir reden«, zischt er mir zu. » Können wir zusammen einen Kaffee trinken gehen?«
    Gott, ich hatte bereits vier Tassen, und es ist erst halb zehn.
    » Sicher«, sage ich schweren Herzens bei dem Gedanken an noch mehr Koffein. » Gib mir zehn Minuten. Ich muss kurz meine E-Mails checken.«
    In meinem Postfach sind über fünfzig neue Nachrichten, und auf dem Anrufbeantworter sind auch welche. Ach, was soll’s. Alistair möchte mit mir reden. Das ist bestimmt wichtiger.
    » Ich habe ein Job-Angebot«, eröffnet mir Alistair, kaum dass wir Platz genommen haben. » Von UBS . Am Handelstisch. Als Tischassistent.«
    » Dann bist du nur ein besseres Kaffeemädchen«, sage ich bestürzt. Dann reiße ich mich schnell zusammen. » Ich meine, bist du sicher? Das ist ein Einsteigerjob.«
    » Es ist das, was ich will!«, sagt er. » Hör zu, ich bin ein ungeduldiger Mensch. Was ich will, will ich sofort. Ich kann nicht noch mehr Zeit hier verschwenden.«
    » Weißt du, du bist erst dreiundzwanzig. Es besteht kein Grund zur Eile!«
    » Doch. Tut mir leid, Abigail. Ich weiß, du hast für mich recherchiert, aber ich wollte den Job.«
    » Wir haben uns doch erst vor zwei Wochen oder so unterhalten…«
    Er zuckt mit den Achseln. » Da war alles schon mündlich geregelt. Ich habe deine Hilfe nur nicht abgelehnt, weil ich höflich sein wollte, wirklich. Und weil ich mit dir essen gehen wollte.«
    » Oh, danke«, sage ich ironisch, bis mir bewusst wird, dass er mich gespannt ansieht und auf meine Zustimmung wartet. » Natürlich, das verstehe ich total. Herzlichen Glückwunsch«, füge ich hinzu. » Tolle Sache. Ich freue mich wirklich sehr für dich.«
    » Schade, dass ich dein Team verlasse. Du weißt, ich habe sehr gerne mit dir zusammengearbeitet. Aber es kommt mir vor, als… als würde ich hier versauern.«
    Ich nicke und denke: Ich versaure hier auch.
    » Ich bin nicht mit derselben Begeisterung dabei wie du«, sagt er dann schnell entschuldigend.
    » Ich würde nicht gerade sagen, dass ich mit Begeisterung dabei bin«, erwidere ich, während ich meine Serviette in kleine Fetzen reiße. » Aber ich… ich kenne das Geschäft nun mal in- und auswendig.«
    » Darum bist du ja die Beste.«
    Wir nehmen beide einen vorsichtigen Schluck aus unseren Tassen, und ich versuche den Gedanken zu ignorieren, dass ich in einem ungeliebten Job versaure.
    Nun werde ich es Suzanne, meiner Chefin, beibringen müssen. Heilige Scheiße.
    Ich fürchte mich vor Gesprächen mit Suzanne. Sie ist sehr klein, sehr blond und sehr furchteinflößend. Sie ist vor sechs Monaten von einer anderen Bank zu uns gewechselt und hat meinen sehr pflegeleichten Exchef ersetzt. (Der entweder gegangen wurde oder hingeschmissen hat, je nachdem, wem man Glauben schenkt.)
    Suzanne arbeitet mindestens vierzehn Stunden am Tag und blafft ständig in ein Headset, das immer hinter ihrem Ohr klemmt, während sie gleichzeitig Berichte liest, Zahlen prüft, den Umsatz antreibt und bissig-knappe E-Mails verschickt. Ihre Freizeit verbringt sie damit, Einkaufsarkaden wie Bluewater und Westfield zu begutachten und Tagesreisen nach Edinburgh oder Paris zu machen, wo sie die Geschäfte und die Kunden und die Kaufatmosphäre unter die Lupe nimmt. Daraus entsteht ein detailliertes Bild über den Einzelhandel in ihrem Kopf. Suzanne ist eine Art Supercomputer für Börsenanalysen.
    » Und warum will er aufhören?«, blafft sie mich an.
    » Er langweilt sich.«
    Ups. Das rutschte heraus, ohne dass ich darüber nachgedacht habe. Eine Pause entsteht, und Suzanne starrt mich an.
    » Er langweilt sich?«
    » Er findet Recherche einfach nicht… spannend genug«, sage ich hilflos. » Er möchte direkt an die Börse und selbst handeln.«
    Sie starrt mich weiter an. Sie hat es voll drauf mit dem Blickkontakt. Sie würde mich inspirieren, wenn sie nicht so verdammt furchteinflößend aussähe. Sie trägt ihren Eyeliner viel zu dick auf.
    » Ich sehe bei Ihnen nicht genügend Antrieb, Abigail«, sagt sie schließlich. » Sie haben zwar das Fachwissen und die Erfahrung, aber Sie sind nicht mit Begeisterung dabei. Ihre Berichte sind tadellos, trotzdem sind Sie zu passiv, und Sie bringen nie mehr als nötig, Sie… liefern nur ab.«
    Ich nicke und versuche, so gefasst wie möglich zu wirken. Warum stehe ich jetzt plötzlich in der Kritik?
    » Ich beobachte Sie schon, seit ich hier angefangen habe.

Weitere Kostenlose Bücher