Der letzte Single fangt den Mann
dass Jon die besten Läden im Viertel kennt. Aber in den paar SMS , die wir uns geschrieben haben, hat er sich erschreckend bedeckt über einen möglichen Treffpunkt gehalten.
» Er ist pflegeleicht«, beschwichtigte Sophie, als ich sie anrief, um sie darauf hinzuweisen.
» Du nennst das pflegeleicht, ich nicht«, erwiderte ich. » Ich möchte einen Mann, der Verantwortung übernimmt, damit ich nicht alles allein entscheiden muss.«
» Gott, du verwandelst dich allmählich in eine Femme fatale«, sagte sie.
Ich war begeistert.
» Danke!«
Femme fatale ist wirklich eine hübsche Abwechslung, wenn man sonst immer als nett, verlässlich, süß, gefügig… bezeichnet wird
Wir einigten uns schließlich darauf, uns um neun in einer Cocktailbar in Soho zu treffen.
Ich wähle mein narrensicheres Outfit: kleines Schwarzes, schwarze Nylons und schwarze High Heels. Dazu einen weißen Blazer und einen breiten schwarzen Kimonogürtel. (Hübsch mit einem Schwarz-Weiß-Touch, Plum.) Haare offen, für den Fall, dass ich mich dahinter würde verstecken müssen. Fertig. Ich fühle mich schlank und groß und selbstsicher. Und bei Dates hat man damit schon die halbe Schlacht gewonnen.
Um acht Uhr gehe ich nach unten in die Küche, um mir ein Erdnussbuttertoast zu machen (Alkohol auf nüchternen Magen ist keine gute Idee für mich) und mir nebenbei You belong with me von Taylor Swift im Fernsehen anzuschauen. Ich liebe Teenie-Pop. Ich war jahrelang heimlich ein Fan von Avril Lavignes Sk8Er Boi und Girlfriend. (Ich weiß, sehr unreif, aber Plum fand Justin Bieber gut, darum habe ich kein schlechtes Gewissen. Dieser Bubi!) Ich strecke meine Beine in Richtung Couchtisch aus, bewundere meine hohen Absätze und singe laut mit. Ich kenne das Lied auswendig.
» Das ist ein verdammt blöder Song«, sagt eine Stimme hinter mir.
Es ist Robert.
» Mir egal«, antworte ich.
» Ernsthaft. Du bist zu alt für diese Kindermucke.«
» Ich liebe sie. Ich liebe diese Kindermucke«, sage ich. » Okay, ich bin weg. Hab ein Date.«
Ich stehe auf und gehe in die Küche, um meinen Teller in die Spülmaschine zu stellen. Robert packt sein Essen aus. Ohne einen Blick darauf zu werfen, weiß ich, er hat sich Spaghetti napoletana geholt, sein Standardgericht abends unter der Woche.
» Du wirst noch krank, wenn du nicht bald mal Gemüse isst«, sage ich zu ihm.
» Danke, Mum«, antwortet er. » Glaub nicht, ich wüsste nicht, was du gerade gegessen hast. Du bist die faulste Köchin der Welt.«
» Ich hatte heute Mittag Gemüsesuppe und Salat mit Putenbrust«, erwidere ich, beuge mich vor und schnipse mit dem Zeigefinger gegen sein Ohr, bevor ich in die Diele gehe. » Außerdem habe ich jahrelang für Peter gekocht. Ich bin offiziell befreit vom Kochen bis… na ja, bis ich wieder Lust darauf habe. Was hast du heute Abend vor?«
» Weiß noch nicht genau«, antwortet er achselzuckend. » Ich könnte etwas Schlaf vertragen. Lady Caroline war gestern Abend sehr anstrengend.«
» Das habe ich gehört«, bemerke ich und verschwinde durch die Haustür.
Es ist viel einfacher, sich am späteren Abend zu verabreden, da man das Date nach einer Stunde beenden kann, ohne dass sich einer gekränkt fühlt, denke ich, während mein Taxi in die Great Marlborough Street biegt. Jon schrieb, er würde draußen warten, mit einer Rose im Knopfloch– ein nicht sehr origineller Witz, wie ich finde.
Ich tippe rasch eine SMS an Sophie.
Hoffentlich trägt er keinen Pferdeschwanz, sonst bist du tot.
Ich bezahle das Taxi, steige aus und entdecke einen großen, dünnen Kerl. Er trägt einen leicht zerknitterten Anzug und eine Umhängetasche und macht einen nervösen Eindruck. Süß, er hat hochgegelte Stirnhaare.
Einen Moment lang lassen mich meine Nerven im Stich, wie immer, und mein Herz zieht sich vor Beklommenheit zusammen. Ich soll eine Unterhaltung mit einem praktisch Fremden führen? Locker bleiben, Abigail, tief durchatmen. Es ist nur für ein paar Stunden. Cool und distanziert. Unerreichbar und verführerisch. Bastardette.
Jon macht ein paar Schritte auf mich zu und lächelt. » Äh… Abigail?«
» Jon!«, sage ich, und wir kichern beide verlegen über die Situation.
Er hat ein sehr nettes Lächeln.
» Ein Glück, dass du es bist. Du bist schon die Dritte, die ich angesprochen habe. Die anderen beiden hielten mich für einen Spinner. Sollen wir uns was zu trinken besorgen und dann loslegen?«, sagt er.
» Klingt gut.«
Ich nicke. Nette Stimme,
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