Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
uns am Eingang.
      »Ein Telegramm für Sie, Mr. Holmes«, sagte er.
      »Ha, die Antwort!« Er riß es auf, überflog und zerknüllte es und steckte es in die Tasche. »Das geht in Ordnung«, sagte er.
      »Haben Sie etwas herausbekommen?«
      »Ich habe alles herausbekommen!«
      »Was sagen Sie!« Lestrade starrte ihn verwirrt an. »Sie scherzen wohl.«
      »Nie im Leben war ich ernsthafter. Ein erschütterndes Verbrechen wurde verübt, und ich denke, ich habe alle Einzelheiten entdeckt.«
      »Und der Verbrecher?«
      Holmes kritzelte ein paar Worte auf die Rückseite seiner Visitenkarte und warf sie Lestrade zu.
      »Das ist der Name«, sagte er. »Vor frühestens morgen abend können Sie keine Verhaftung vornehmen. Ich würde es vorziehen, wenn Sie meinen Namen nicht in Verbindung mit dem Fall nennen würden, da ich nur mit Verbrechen in einem Atemzug genannt werden möchte, deren Aufdekkung einige Schwierigkeiten bereiteten. Kommen Sie, Watson.«
      Wir gingen zum Bahnhof und ließen einen Lestrade zurück, der erfreuten Gesichts auf die Karte starrte, die Holmes ihm zugeworfen hatte.

    »Der Fall«, sagte Sherlock Holmes, als wir am Abend in unserer Wohnung in der Baker Street zigarrenrauchend beisammensaßen und noch etwas plauderten, »ist einer von der Sorte, bei denen man – wie in den Untersuchungen, über die Sie unter den Titeln ›Späte Rache‹ und ›Das Zeichen der Vier‹ berichtet haben – gezwungen ist, nach rückwärts zu schließen, von den Auswirkungen zu den Gründen. Ich habe an Lestrade geschrieben und ihn gebeten, uns die Einzelheiten mitzuteilen, die bis jetzt noch fehlen und an die er nur gelangt, wenn er den Mann verhaftet. Man kann sich ruhig darauf verlassen, daß er das tun wird, denn obgleich ihm jedes Schlußfolgern abgeht, so ist er doch zäh wie eine Bulldogge, wenn er erst einmal begriffen hat, was getan werden muß, und es ist tatsächlich seine Zähigkeit, die ihn an die Spitze von Scotland Yard gebracht hat.«
      »Der Fall ist also noch nicht abgeschlossen?« fragte ich.
      »Im wesentlichen, also so gut wie abgeschlossen. Wir kennen den Urheber der empörenden Geschichte, aber eines der Opfer fehlt uns noch. Sie haben sich doch sicherlich schon eine eigene Meinung gebildet.«
      »Ich nehme an, daß Sie Jim Browner, den Steward auf einem Liverpooler Schiff, verdächtigen.«
    »Oh! Das ist mehr als ein Verdacht.«
      »Und doch sehe ich nur erst einige sehr vage Andeutungen.«
      »Für mich könnte, im Gegenteil, nichts klarer sein. Gestatten Sie, daß ich die wichtigsten Schritte noch einmal darstelle. Wir gingen diesen Fall, wie Sie sich erinnern werden, ohne jede geistige Vorbelastung an – immer ein Vorteil. Wir besaßen keinerlei Theorie. Wir waren einfach da, um zu erkunden und Schlüsse aus unseren Erkundungen zu ziehen. Und was sahen wir als erstes? Eine sehr sanfte und achtenswerte Frau, die kein Geheimnis zu bergen schien, und eine Porträtaufnahme, die mir den Umstand verriet, daß sie zwei jüngere Schwestern hat. Sofort ging es mir durch den Kopf, daß das Paket einer jener beiden Damen zugedacht war. Ich schob den Gedanken als etwas beiseite, das bei passender Gelegenheit widerlegt oder bestätigt werden würde. Dann gingen wir, wie Sie sich erinnern werden, in den Garten und betrachteten den sehr seltsamen Inhalt des kleinen gelben Kartons.
      Die Schnur war von der Art, die bei Segelmachern an Bord eines Schiffs Verwendung findet, und sofort ließ sich in unserer Untersuchung eine Brise Seeluft verspüren. Als ich feststellte, daß der Knoten nach Seemannsart geschlungen und das Paket in einem Hafen aufgegeben worden war, dann, daß das männliche Ohr ein Loch für einen Ring aufwies, was bei Seeleuten weit öfter als bei Landratten vorkommt, war ich ganz sicher, daß die Akteure der Tragödie in den seefahrenden Ständen zu suchen seien.
      Als ich die Adresse näher betrachtete, bemerkte ich, daß das Paket an Miss S. Cushing gerichtet war. Die älteste der Schwestern heißt natürlich auch Miss Cushing, doch obwohl ihr Vorname mit einem ›S‹ beginnt, war nicht auszuschließen, daß das Initial ebenso auf eine der beiden anderen Schwestern zutreffen konnte. In diesem Fall hätten wir unsere Untersuchungen von einer neuen Plattform aus beginnen müssen. Deshalb ging ich ins Haus, mit dem Ziel, diesen Punkt zu klären. Ich wollte gerade Miss Cushing versichern, daß ich davon überzeugt sei, es müsse ein Irrtum

Weitere Kostenlose Bücher