Der Letzte Tag Der Schoepfung
Schulter einen Wassersack und eine Umhängetasche, ebenfalls aus Ziegenfell; im Gürtel steckte ein langes schmales Messer, das entfernt einer Bajonettklinge ähnelte. Es war eine Bajonettklinge, erkannte Steve, nur war sie uralt und seit vielen Jahrzehnten immer wieder geschärft worden. In der rechten Hand hielt der merkwürdige Bursche eine zusammengerollte geflochtene Lederpeitsche.
Er eilte auf das noch nicht ganz eingeholte Fallreep zu, hielt es fest und stieß einen unartikulierten Schrei aus.
»Was willst du?«, fragte der Kapitän barsch, doch das Wesen schien nicht über Sprache zu verfügen und antwortete in mühsam hervorgestoßenen kehligen Lauten:
»Kammon boi! He, kammon boi!«
Goodluck kam hinzu und versuchte, sich mit Kehllauten und Gesten verständlich zu machen, mit geringem Erfolg.
»Er ist keiner von uns«, sagte Goodluck schließlich. »Er ist einer der letzten Föhst , sagt er, und will mit seinen Kindern nach Westen zum Festland. Die Jagd werde hier von Jahr zu Jahr schlechter.«
Der Kapitän schüttelte den Kopf. Zwei Matrosen versuchten dem Föhst das Fallreep zu entwinden, doch er hielt es mit seinen kräftigen Armen beharrlich fest und hätte die beiden Männer fast ins Wasser gerissen. »Kammon boi. He, kammon boi«, rief er flehentlich.
»Lasst ihn an Bord!«, sagte der Kapitän.
Der Föhst stieß einen schrillen Pfiff aus. Im gleichen Moment brachen zwei Junge aus dem Gebüsch und huschten flink wie die Wiesel herbei. Ehe die Matrosen reagieren konnten, waren alle drei an Bord. Der Föhst hielt dem Kapitän eine Hand voll extrem langer Säbelzahntiger-Krallen hin, um für seine Überfahrt zu bezahlen.
»Die sind in Atlantis ein kleines Vermögen wert«, murmelte Paul.
Steve beobachtete die beiden Kinder. Sie gingen unbekleidet und waren für ihr Alter - der Junge mochte vielleicht acht oder neun, das Mädchen ein oder zwei Jahre jünger sein - am ganzen Körper außerordentlich stark behaart, wenn das Fell auch nur ein weicher, seidiger Vlies war. Sie verkrochen sich aneinander geklammert in einem Winkel, blickten sich scheu um und begannen sich unverzüglich sexuell zu betätigen. Die Peitsche des alten Föhst fuhr zwischen sie. Sie stoben auseinander.
»Kammon boi! He, kammon boi!«, knurrte er. Keine zehn Minuten später hockten sie schon wieder zusammen.
»He, kammon boi!«, knurrte der Föhst und schwang die Peitsche.
Ein Mund voll Wasser in einem Ozean, sagte sich Steve und warf Elmer Trucy einen mitleidigen Blick zu. Werden sich unsere Nachkommen die Säkends nennen und ebenso qualvoll sprachlos ums nackte Überleben kämpfen wie die Nachkommen der Firsts , wie die sich nannten, die es noch weiter in die Vergangenheit verschlagen hatte? Elmer, die Galaxis wird noch lange unbesiedelt bleiben, vielleicht dem Menschen ewig verwehrt sein.
Sie legten ab und glitten hinaus. Das frische Meer war blau, schaumköpfig, eins mit dem Wind, das Segel schwanger. Und die Abende, in die sie hineinschwebten, waren Lavendel und Kupfer.
Am zwölften Tag ihrer Reise tauchte im Westen das Plateau der Pyrenäenhalbinsel auf. Sie liefen vor einem kühlen trockenen Nordostwind und machten gute Fahrt, trotz der allmählich stärker werdenden Gegenströmung des bei Gibraltar hereinschießenden Wassers. Sie segelten dicht unter der Küste stetig Westsüdwest, bis sie nach Umrundung des weit nach Süden ausholenden Kap von Gata die Mündung des Almeria erreichten. Im Dunst des Südwestens konnte man den massigen Gebirgsstock des Alboran erkennen, der mehr als tausend Meter fast senkrecht aus dem Meer ragte.
Die Barke hatte ihr letztes Ziel erreicht. Auch der Kapitän und seine Crew waren entschlossen über den Atlantik zu gehen, weil man für sie drüben bessere Verwendung hatte, um die Verbindung zwischen dem amerikanischen Festland und der Insel aufrecht zu erhalten.
»Was haben Sie mit dem Schiff vor?«, fragte Steve den Kapitän, einen Navy-Mann Mitte sechzig, der mehr als dreißig Jahre lang die Senke befahren hatte. Seine hellgrauen Augen im tief gebräunten Gesicht unterm ausgeblichenen blauen Turban musterten Steve abschätzend.
»Ich werde es lassen, wo es liegt«, sagte er. »Vielleicht findet sich jemand, der Verwendung dafür hat.«
Steve nickte.
»Warum fragen Sie?«
Steve zuckte die Achseln. »Es könnte sein, dass ich es brauche.«
»Sie gehen nicht mit hinüber?«
»Ich weiß es noch nicht. Ich bin mir noch nicht schlüssig.«
»Sie sind ein Mann in den besten
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