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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Jahren. Sie können sich noch eine Zukunft aufbauen. Drüben haben Sie eine Chance.«
    Steve blickte lächelnd in die hellgrauen Augen. Der Kapitän senkte den Blick und schob sich den Turban aus der Stirn.
    »Wie Sie meinen«, sagte er. »Binden Sie das Ruder fest, wenn Sie schlafen, und setzen Sie immer nur einen Teil des Segels. Solange Sie vor dem Wind herlaufen, schaffen Sie es allein. Springt er um, holen Sie am besten die Rah herunter, denn gegen den Wind kreuzen können Sie nicht. Kommt Sturm auf, beten Sie. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Eine Yacht kann ich Ihnen nicht zur Verfügung stellen. Dieses Ding ist nicht viel mehr als ein Floß. Aber es ist ein gutes Floß. Odysseus wird kein besseres Schiff haben. Viel Glück damit.« Er wandte sich ab und gab seinen Leuten Anweisungen. Die Passagiere gingen von Bord, Tiere und Güter wurden an Land gebracht, Jerome fuhr den Jeep über schwankende Holzbohlen ans Ufer. Nach der langen Stille hörte sich das Dröhnen des starken Motors barbarisch an. Die Kamele scheuten und rollten die Augen. Die Männer, die sie sattelten, hatten Mühe, die aufgeschreckten Tiere zu beruhigen.
    Zwei Stunden später brach die Karawane in Richtung Cadiz auf. Sie folgte zunächst dem Lauf des Almeria flussaufwärts durch seine Schluchten, dann ging es in Richtung Westen, südlich parallel der dichtbewaldeten Kette der Sierra Nevada nach Westen folgend. Im Laufe der Jahrzehnte hatte man den Saumpfad zu einem einigermaßen benutzbaren Fahrweg ausgebaut, um auch schwerere Güter von der Atlantikküste in die Senke transportieren zu können.
    »Ich hörte, du willst nicht mit rübergehen«, sagte Jerome während einer Rast. Sie waren mit dem Jeep ein Stück vorausgefahren. Goodluck, Snowball und Ricardo waren bei ihnen. Sie bereiteten den Lagerplatz für die Karawane vor, sammelten trockene Zweige, trugen Steine zusammen, um die Feuerstelle einzufrieden.
    »Die Weite lockt mich«, sagte Steve, »die unermessliche Weite dieser unfertigen Welt. Der Mensch wird einst aus Afrika kommen. Dort ist der sechste Tag der Schöpfung angebrochen. Vielleicht ist es mir vergönnt ein paar Sekunden davon zu erleben und zuzusehen.«
    »Du wirst aufgefressen sein, bevor du auch nur einen Blick darauf werfen kannst. Und du wirst ganz allein sein.«
    Steve zuckte die Achseln und hob grinsend die Hände.
    »Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin geben, die um ihn sei.«
    Jerome schnaubte verächtlich. »Hast du dir die haarigen Bälger angesehen, die wir an Bord hatten?«
    »Sie sind besser dran als wir. Sie gehen nackt.«
    »Du glaubst immer noch, dich unauffällig ins Paradies schmuggeln zu können, was?«
    »Das ist vielleicht gar nicht so schwierig, Jerome. Man muss nur wissen, wo es liegt.« Und nach einer Pause fragte er: »Und wie stellst du dir deine Zukunft vor?«
    »Mich lockt die Weite wie dich«, sagte Jerome leise und legte den Arm um Steve. »Ich werde nach Norden fahren und Moses besuchen. Vielleicht treffe ich ihn noch lebend an. Goodluck und Snowball werden mich begleiten. Hast du nicht Lust, dich anzuschließen?«
    Steve schüttelte den Kopf. »Ich muss meine eigene Zukunft suchen«, sagte er bestimmt.
    »Ich werde mit einem von Moses’ Söhnen nach Norden ziehen, um mir diese alten Ruinen am Meer anzusehen, werde nach den Ufern des legendären Lac Mer suchen, hinter denen sich die Weiten Asiens auftun, wo eben der Himalaya sich auffaltet. Vielleicht finde ich den Landweg nach Amerika und …«
    »Wie ich sehe, hast du ein umfangreiches Programm.«
    »Auf einer Insel würde ich ersticken.«
    »Du glaubst nicht mehr an eine Rückkehr in die Zukunft?«
    »Es wäre absurd«, sagte Jerome.
     
    Nach einundzwanzig Tagen erreichten sie Cadiz. Die New Atlantis lag bereits vor Anker, ein hochseetüchtiger Dreimaster aus Fertigbauteilen, die man in die Vergangenheit expediert hatte.
    »Warum hat man uns in die Senke nie ein so schönes Schiff geschickt?«, fragte Elmer mürrisch.
    »Weil niemand daran gedacht hat, dass sie je schiffbar sein könnte«, gab Ricardo zur Antwort.
    Elmer, der mit schmerzverzerrtem Gesicht im Sattel hockte, zischte: »Man hat überhaupt verdammt wenig gedacht!«
    Über den elenden Baracken am Hafen kreisten Möwen und stritten sich mit zankenden Schreien um die im Wasser der Bucht schwimmenden Abfälle. Draußen auf dem glitzernden Meer sah man Fischerboote.
    Steve war während seiner Studienzeit bereits einmal

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