Der Letzte Tag Der Schoepfung
kalten gebratenen Fisch.
Mit einem Mal glaubte er durch das Stampfen und Schnauben der Tiere hindurch Hundegebell zu hören. Er blickte auf. Sekunden später tauchte Davy auf, kläffte aufgeregt, trottete dann zum Bach, um gierig seinen Durst zu stillen, um dann wieder voller Unrast aufzubrechen, wobei er Steve auffordernd anbellte.
»Komm her, Davy. Was ist los?«
Winselnd kam der Hund näher und zog ängstlich den Schwanz ein. Steve packte ihn am Nackenfell und untersuchte ihn. Er stellte fest, dass er an der Wange eine Wunde hatte, als hätte ihn ein Schuss gestreift. An der Brust, dicht unterhalb des rechten Vorderbeins, entdeckte er eine weitere Wunde, kaum verkrustet, auch wie von einem Streifschuss.
Davy entwand sich unruhig seinem Griff und trottete in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Dort blieb er winselnd stehen und kläffte wieder.
»Du willst, dass ich mit dir komme, Davy? Ich verstehe.«
Steve packte seine Sachen zusammen, band die Tiere los und schwang sich in den Sattel.
»Ich hoffe, du bist klug genug, mich nicht zum Narren zu halten«, sagte er. Der Hund folgte seiner Fährte zurück. Steve befiel Unruhe. Er trieb die Tiere trotz der Mittagshitze zu einem scharfen Trab an. Wenn er eine Anhöhe erreichte, machte er kurz halt und blickte durch den Feldstecher Richtung Westen, konnte aber keine Bewegung wahrnehmen.
Haben sie es sich anders überlegt? Sind sie mir mit dem Jeep gefolgt?, fragte er sich. Unwahrscheinlich. Der ausgebaute Pfad auf dem Hochplateau zum Tal des Almeria war zwar ein Umweg, aber selbst für ein geländegängiges Fahrzeug war es wesentlich günstiger ihm zu folgen, als dem Saum der Küste. Sollte Jerome einen Unfall gehabt haben? Ungeduldig stieß er dem Tier die Absätze seiner Sandalen in die Flanken. Nach zwei Stunden hatte er den Höhenrücken vor sich, von dem er am Morgen losgeritten war. Linker Hand donnerten die Wasser des Atlantiks herab. Die Luft war von Wassernebel erfüllt. Salz brannte auf der Haut.
Plötzlich preschte Davy los. Nach wenigen Minuten hatte Steve den Hund eingeholt. Er stand neben Goodluck, der auf dem Gesicht lag, und blickte hechelnd wie gebannt nach Westen, wo sich in kaum drei Kilometern Entfernung das großartige Naturschauspiel bot.
Steve sprang aus dem Sattel, drehte Goodluck auf den Rücken und untersuchte ihn sorgfältig. Er hatte zwei bös aussehende Wunden in den Oberschenkeln, zwei weitere an der linken Hüfte und eine in der Schulter. Offenbar Granatsplitter. Er musste eine Menge Blut verloren haben, und dennoch war er ihm bis zum physischen Zusammenbruch gefolgt. Wollte er Hilfe holen? Steve bettete den Kopf Goodlucks auf eine zusammengerollte Decke, flößte ihm Wasser ein und wusch dann die Wunden, so gut er konnte. Durch den Schmerz wachte der Verletzte aus seiner Bewusstlosigkeit auf und krümmte sich wimmernd zusammen, stemmte die Ellbogen in den Magen und zog die Knie bis ans Kinn.
»Goodluck, ich bin’s, Steve. Was ist geschehen?«
Der Knirps sah ihn an, die Augen dunkel vor Angst, befeuchtete mit der Zunge die Lippen und begann stockend zu berichten. Steve fühlte sich erstarren.
»Ich reite zurück«, sagte er.
Goodluck schüttelte müde den Kopf. »Ich habe Snowball begraben«, sagte er. »Jerome ist in ein Schlammloch gefahren. Aber er war wohl schon vorher tot.«
Steve starrte lange schweigend in die tosenden Wasser.
»Hör zu, Goodluck«, sagte er dann. »Ich kann dir die Splitter nicht aus dem Leib holen. Entweder sie eitern heraus oder sie kapseln sich ab und bleiben in deinem Körper. Wenn wir Glück haben, bringe ich dich wieder auf die Beine. Es sieht nicht schlecht aus. Du hast zwar viel Blut verloren, aber keins der lebenswichtigen Organe ist verletzt. Sonst wärst du nie so weit gekommen.«
Goodluck nickte.
Steve trug ihn in den Schatten einer Akazie und machte ihm ein Lager zurecht, dann zündete er ein Feuer an und bereitete dem Knirps eine Mahlzeit.
Am nächsten Morgen fällte er einige junge Bäume, baute ein travail , mit dem er Goodluck schleppen konnte, und befestigte es am Sattel eines der Packtiere. An Bord der Barke habe ich mehr Möglichkeiten ihn zu pflegen, sagte er sich. Ich kann ihn nicht allein zurücklassen, wenn ich auf die Jagd gehe. Aber ich habe vielleicht eine winzige Chance ihn durchzubringen, wenn ich ihn mit dem rohen Fisch ernähre.
Dann brach er auf, Richtung Osten.
Sie kamen nur sehr langsam voran. Steve wachte des Nachts und schlief oft tagsüber im
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