Der Letzte Tag Der Schoepfung
Jerome leise. »Ich kenne einige davon. Ein paar Piloten, mit und ohne Kampferfahrung. Ein paar mit astronautischer Ausbildung, die meisten ohne. Eine Menge Techniker, erste Garnitur, die Mehrzahl aber hat keine Ahnung von Raketen, von Raumfahrt ganz zu schweigen. Außerdem scheint die Navy kräftig mitzumischen, sind eine Menge Marinepiloten dabei, gute Leute. Bisher hat die Navy der NASA lediglich das Zeug aus dem Wasser gefischt, diesmal aber deutet alles darauf hin, dass sie der eigentliche Veranstalter ist. Kannst du dir einen Grund vorstellen, Steve, aus dem die Navy am Mars Interesse haben könnte?«
»Vielleicht will sie ein paar Torpedoboote auf den Marskanälen kreuzen lassen«, meinte Steve.
Jerome ging nicht auf den Scherz ein. Er schüttelte nur entschieden den Kopf und starrte gedankenverloren vor sich hin. Am Cape wurden sie von einem Schwarm Betreuern in Empfang genommen und in einen nüchternen, von gelblich getönten Neonröhren beleuchteten Raum gebracht, erhielten zunächst Essens-und Getränkebons und dann ihre Quartiere zugewiesen und mussten sich schließlich mit einer Polaroidkamera fotografieren lassen, die in Sekundenschnelle ein bedrucktes Plastikkärtchen mit Farbporträt ausspie, auf dem Name und militärischer Rang eingetragen wurden. Schließlich erhielten alle ein Kunstledermäppchen mit Schreibutensilien, auf dessen Vorderseite unter dem NASA-Emblem in Gold SYMPOSION - NEUE ZIELSETZUNGEN DER NAUTIK eingeprägt war.
Steve fragte sich verwundert, was zum Teufel er wohl zu neuen Zielsetzungen der Nautik beizutragen habe, und begab sich in sein Apartment. Es war eine von zahlreichen kleinen barackenähnlichen Behausungen im Bungalowstil, überragt von Eukalyptusbäumen, durch sorgfältig geschnittene Hecken, gut gepflegten Rasen und Blumenrabatten voneinander getrennt. Über dem Meer war Wetterleuchten zu sehen. Dunkel hoben sich die riesigen uralten Startrampen des Apollo-Programms gegen den zuckenden Himmel. Monumente des Aufbruchs, schon halb zurückerobert vom Dschungel. Die Luft war feuchtwarm; kein Blatt bewegte sich. Ganz in der Nähe lärmten Frösche in Kompaniestärke.
Steve war hundemüde. Er nahm eine heiße Dusche, legte sich nackt aufs Bett und war binnen Sekunden eingeschlafen.
Am Samstagvormittag trafen sich die Teilnehmer des »Symposions« im großen Sitzungssaal des Raumfahrtzentrums, in dem normalerweise die Arbeitsgruppen tagten, wenn ein Großprojekt in seine technische Endphase trat, um die Koordination durchzuchecken, bevor die Montage begann.
Steve war verwundert über die große Zahl der Teilnehmer, die zu dieser »Tagung« eingeladen worden waren; schätzungsweise 160 bis 180 Personen hatten sich versammelt. Auch etwa zwei Dutzend Frauen befanden sich darunter.
Ein großer, schlanker, weißhaariger Typ um die sechzig namens Francis in imposanter Admiralsuniform kam hereinstolziert, dezent flankiert von einigen weiteren hohen Tieren der Navy und ihren Adjutanten, einige Zivilisten im Schlepptau, offenbar Leute von der NASA, die überaus geheimnisvoll taten, und ein paar Geheimdienstlern, die sich betont entspannt und desinteressiert gaben. Sie nahmen an der Stirnseite des Saals an einem langen Tisch Platz, warfen dann und wann einen neugierigen Blick ins Publikum und beschäftigten sich mit ihren Unterlagen, die sie vor sich ausbreiteten.
»Das sieht nach Galavorstellung aus«, knurrte Jerome, der neben Steve Platz genommen hatte; einen Stuhl weiter saß Olsen.
»Allmählich bin ich gespannt, wo das hin soll«, sagte Steve leise. »Bei dem Aufgebot.«
»Die Sache gefällt mir nicht«, antwortete Jerome kopfschüttelnd, und der Ausdruck des Widerwillens auf seinem Gesicht vertiefte sich, als dieser Francis mit betont jugendlicher Elastizität das Podium erklomm, sich zwischen der US-Flagge und dem Fähnchen der NASA mit beiden Händen aufs Pult stemmte und mit einem gewinnenden Lächeln, das ihm zu einem etwas schiefen Grinsen geriet, die Anwesenden begrüßte, sie im Namen der Navy und der NASA willkommen hieß. Dann beugte er sich übers Mikrofon und hielt eine Ansprache, die fast dreißig Minuten dauerte, der aber nichts Konkretes zu entnehmen war außer der Tatsache, dass es um »die Ehre der Nation« ginge und »die besten Köpfe der Nation« zusammengerufen worden seien, um »ihr Bestes zu geben«, damit die »Zukunft der Nation« gesichert werde. Nur an einer Stelle gab es den sachlichen Hinweis, dass die »Mission, zu der sie aufgerufen« seien,
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