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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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voraussichtlich fünf Jahre in Anspruch nehmen werde, und dass während dieses Zeitraums kein Kontakt mit der »Heimatwelt« möglich sei.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, fragte jemand aus dem Publikum. »Ist das so zu verstehen, dass es während des genannten Zeitraums auch keinen Funkkontakt mit der Erde geben wird?«
    »Kein Kommentar«, erwiderte der Admiral. »Ich wiederhole: Es wird während der Dauer der Mission, die etwa fünf Jahre betragen wird, keinen Kontakt mit der Heimatwelt geben.«
    »Sir, wird dieser Kontakt dadurch unterbrochen«, forschte der Fragesteller unerbittlich weiter, »dass technische …«
    »Keinen Kommentar«, erwiderte Admiral Francis, nun etwas gereizter. »Sie werden gewiss verstehen, meine Damen und Herren, dass ich mich in diesem Stadium des Projekts nicht in der Lage sehe, irgendwelche konkreten Hinweise zu geben. Das Projekt unterliegt allerstrengster Geheimhaltung. Erst wenn Sie sich positiv entschieden haben - und mit dieser Entscheidung haben Sie bis morgen Zeit -, kann ich Ihnen weitere Informationen über Ihren Einsatz zugänglich machen.«
    Entrüstetes Gemurmel erhob sich, und es gab einige Zwischenrufe wie »… ins kalte Wasser springen« und »… doch nicht die Katze im Sack kaufen«.
    »Meine Damen und Herren …« Der Admiral hob die Stimme. »Meine Damen und Herren! Ich gebe zu, dass ich Sie vor eine außergewöhnliche Entscheidung stelle. Aber Sie haben keinerlei Risiko zu befürchten, das über das normale Risiko eines raumfahrttechnischen Unternehmens hinausginge. Für Ihre Sicherheit wird alles Menschenmögliche getan. Ich verbürge mich dafür.« Er wartete, bis die Unruhe im Saal sich gelegt hatte, dann fuhr er fort: »Sämtliche hier Anwesenden kommen aus den verschiedensten technischen und wissenschaftlichen Berufen beziehungsweise von technischen Einheiten der Air Force, der Navy, der Army und den Marines. Eines aber haben Sie alle gemein: Sie sind unverheiratet oder geschieden und haben keine Familie, sind also in ihrer Entscheidung weitgehend frei.«
    Er lächelte triumphierend, als hätte er damit ein Staatsgeheimnis kundgetan, und fuhr fort: »Eins aber möchte ich noch hinzufügen.« Er senkte den weißhaarigen kurzgeschorenen Schädel, als wollte er seine Zuhörer auf die Hörner nehmen. »Wir haben bei weitem mehr Personal angefordert, als wir verwenden können. Vorerst wenigstens. Deshalb sollte jeder von Ihnen, der auch nur entfernt das vage Gefühl hat, sich nicht entscheiden zu können - ich meine, dass er das Gefühl hat, sich nicht mit ganzem Herzen und aus voller Seele dafür entscheiden zu können -, seinen Tagungsausweis zurückgeben. Niemand wird es ihm verübeln, niemand wird ihn nach seinen Gründen fragen. Die Entscheidung ist völlig frei, meine Damen und Herren.«
    Francis reckte angriffslustig das Kinn und blickte herausfordernd in die Runde. Sein Gesichtsausdruck strafte seine Worte Lügen.
    »Sollten Sie sich aber positiv entscheiden, meine Damen und Herren«, fuhr er fort, »und sich morgen früh um 10 Uhr hier einfinden, werden Sie automatisch zu Geheimnisträgern und unterliegen strengsten Sicherheitsbestimmungen und den damit verbundenen Überwachungen und Einschränkungen. Sie werden dann in irgendeiner Form mit dem Projekt befasst sein, entweder als … äh … fliegendes Personal oder als Bodenpersonal. Und …« - er hob die Stimme zu einer feierlichen Schlussapotheose - »Sie werden das erhabene Gefühl kennen lernen, einer Elitetruppe anzugehören, die etwas bis dahin Unvorstellbares leisten wird. Sie werden durch Ihren Einsatz die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Nation verbürgen, Sie werden die Weichen stellen für eine bessere, für eine glorreiche Zukunft dieses Landes, der westlichen Welt, der christlich-abendländischen Tradition, ja der gesamten Zivilisation. Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.«
    Jerome starrte Steve mit einem bestürzten Gesichtsausdruck an, als habe er sich eine Plombe ausgebissen.
    »Herrje«, sagte Olsen. »Wenn das keine Kreuzzugpredigt war! Besser hätte sie der heilige Bernhard auch nicht halten können.«
    Jerome blickte Steve fragend an. »Wer?«
    »Bernhard von Clairvaux. Irgend so ein christlicher Einpeitscher im 12. Jahrhundert, der ganze Ritterheere gegen die Sarazenen mobilisierte«, erklärte Steve.
    »Ich höre sie klirren«, sagte Jerome und nickte bedrückt. »Ein vertrautes Geräusch seit Teheran und den alljährlichen Ölkrisen.«
    »Meinst du, es geht in die

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