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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Richtung?«
    Jerome hob die Schultern.
     
    »Hat jemand eine Ahnung, was es mit dieser Weichenstellerei auf sich hat?«, fragte Steve, als sie in Bannisters Apartment bei ein paar Flaschen Scotch zusammen saßen.
    »Bin ich Eisenbahner?«, fragte Geoffrey »Moses« Calahan, der mit dem Rücken an der Tür lehnte, gleichgültig seinen Kaugummi bearbeitete und die Eisstücke in seinem Whiskyglas kreisen ließ. Er war einer von jenen baumlangen Schwarzen, die in einem anderen Leben vermutlich Basketballstar geworden wären.
    Außer ihm, Jerome, Steve und Olsen saß noch Paul Loorey bei ihnen. Er war mit einer Reisetasche voll Whisky angereist, weil er das Cape aus seiner Astronauten-Zeit kannte und seine Erfahrungen gesammelt hatte. »Jungs, hier werden nicht nur die Sümpfe trockengelegt«, hatte er gesagt, als er sie auf ein Glas einlud. »Hier müsst ihr unter Umständen hundert Meilen fahren, um einen anständigen Schluck aufzutreiben!« Er war wie Steve und Jerome Shuttle-Pilot gewesen und hatte es noch ein Jahr länger ausgehalten, bevor er zur Air Force zurückgekehrt war.
    Steve blickte auf und sah in die bernsteinfarbenen Augen Calahans, den er erst vor wenigen Minuten kennen gelernt hatte. Moses senkte seinen kahl rasierten Schädel, hörte auf, seinen Kaugummi zu mahlen, und nippte mit einer raschen nickenden Kopfbewegung an seinem Glas.
    »Und wohin soll die Fahrt gehen, wenn diese geheimnisvollen Weichen gestellt sind?«, fragte Steve.
    »Mann«, sagte Moses. Seine dunklen Pupillen zuckten auf vergilbten Augäpfeln hin und her, bevor sie Steve fixierten. »Immer besser, immer besser, immer besser! Was sonst? Oder was sagst du, Paul?«
    Paul Loorey, ein verdrossen dreinblickender Mann Mitte dreißig, noch ein paar Zentimeter kleiner als Steve, aber kräftig und untersetzt, den man seinem Äußeren nach eher für einen kleinen Beamten oder Grundschullehrer hätte halten können, zuckte die Achseln, drehte unschlüssig sein Glas hin und her und ließ sich aufs Bett zurücksinken.
    »Ich hab ein bisschen herumgehorcht, was so im Busch ist«, sagte Jerome zögernd. »Der heißeste Tipp dürfte eine Sache sein, um die die Navy seit Jahren auf den Bermudas viel Geheimniskrämerei macht. Irgend so ein kompliziertes Projekt mit Schwerkraftwellen, künstlichen Gravitationsanomalien und so.«
    »Künstlichen Gravitationsanomalien?«, fragte Moses verständnislos. »Was soll das denn sein?«
    Jerome zuckte die Achseln. »Kein Mensch weiß Genaueres. Es ist nichts herauszukriegen.«
    »Dann ist bestimmt was dran«, warf Moses ein.
    »Gestörte Schwerkraft, Aufhebung der Schwerkraft, Schwerkraftanomalien, Schwerewelleninterferenzen …«, sinnierte Steve laut und spürte die wohltuende Wärme, die der Whisky in seinem Innern erzeugte. Er war den ganzen Nachmittag hinter seinem Bungalow in der Sonne gelegen, bis es diesig geworden war und der Himmel sich bedeckt hatte. Es hatte ihn gefröstelt, und der Drink tat ihm gut. »Und die NASA ist dabei«, meinte er und pfiff durch die Zähne.
    »Und was soll das heißen?«, fragte Harald Olsen.
    »Gravitation bedeutet Masse«, sagte Loorey und hob dozierend den Zeigefinger, »und Masse bedeutet Gravitation. Was bedeutet eine ›Gravitationsanomalie‹ für die dazugehörige Masse?«
    »Was geschieht mit der dazugehörigen Masse?«, fragte Harald.
    »Wie anomal ist diese Anomalie?«, warf Moses ein.
    »Beträchtlich«, erwiderte Jerome, »nach den Energiemengen zu schließen, die dabei aufgewendet werden. Sie sollen angeblich im Gigawattbereich liegen.«
    »Was?«, fragte Harald entgeistert.
    »Eine Gravitationsanomalie bedeutet für die dazugehörige Masse«, fuhr Loorey unbeeindruckt fort, »dass sie im Extremfall entweder unendlich groß wird oder ganz verschwindet.«
    Harald Olsen, der immer wieder einen kräftigen Schluck aus seinem Glas genommen, fieberhaft mit seinem Taschenrechner hantiert und ab und zu Notizen in seinem NASA-Schreibblock gemacht hatte, hob verblüfft den Kopf.
    »Wohin?«, fragte er.
    »Ja, wohin?«, fragte auch Loorey.
    Mit einem Mal schwiegen alle. Die Klimaanlage schien plötzlich einen Defekt zu haben und unnatürlich laut zu brummen.
    »Aha. Ja … nun, da wird’s wohl langgehen«, sagte Jerome und verteilte den Rest aus der Flasche in die Gläser. »Und wer geht mit?«
    »Ich«, sagte Harald Olsen wie aus der Pistole geschossen. »Mal was Neues.«
    »Da ich ohnehin der Elite der Nation angehöre«, erklärte Moses, indem er Francis’ Tonfall

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