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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Commander Alan S. Walton von der Navy, derzeit zur NASA abkommandiert. Wir warten seit mehr als zwei Stunden auf Sie.«
    »Die Maschine hatte Verspätung.«
    »Das ist uns bekannt, Major.« Der Commander schien einer von den ganz Flinken zu sein. Steve stellte fest, dass er den Mann von der Navy nicht mochte. Als hätte der seine Gedanken gelesen und wolle den ungünstigen Eindruck revidieren, drehte der Commander sich um und lächelte ihn an, aber es war ein armseliges Lächeln.
    Der Typ strahlt einen Charme aus wie eine Tiefkühltruhe, sagte sich Steve grimmig, und dann fragte er sich, wie die Navy dazu kam, bei der NASA mitzuwirken. Sie fischte zwar seit Anbeginn Landekapseln und in letzter Zeit Shuttle-Booster aus dem Wasser und ließ sich das gut bezahlen, aber dass sie der NASA Reiseleiter für anreisende Astronauten stellte, das war neu. Sollte die Navy Leute für ihre Sealab-Experimente suchen, dann war sie bei ihm an der falschen Adresse. Er würde die nächste Maschine zurück nach Albuquerque nehmen, das schwor er sich.
    Er wurde in einen Raum im alten Teil des Flugplatzes geführt, der sonst den Transit-Passagieren zweit-und drittrangiger Fluglinien vorbehalten war. Es waren etwa fünfzig Männer anwesend. Ein älterer grauhaariger Kellner, der in seinem weinroten Jackett, hellen Gabardinehosen und Lackschuhen eher wie ein abgetakelter Showmaster wirkte, räumte leere Cola-Flaschen und Bierdosen ab und leerte überfüllte Aschenbecher in eine große Blechbüchse.
    Steve blickte in die Runde, ob er nicht vielleicht ein bekanntes Gesicht entdeckte, da hörte er eine vertraute Stimme sagen: »Hätte mir denken können, dass sie den guten alten Steve auch dabeihaben wollen.«
    Das war unverkennbar Jerome Bannister, mit dem er die Ausbildung bei der NASA absolviert hatte, ein großer, breitschultriger Mann Anfang vierzig mit ausgeprägten Wangenknochen, funkelnden schwarzen Augen und einem Teint wie die Typen in den Marlboro-Werbespots. Er klopfte Steve herzlich auf die Schulter. Es war gut zwei Jahre her, dass sie sich nicht mehr gesehen hatten. Bannister hatte zur gleichen Zeit wie Steve bei der NASA abgemustert und als Fluglehrer in einer privaten Schule in Tucson angefangen. Er wollte dort so viel Geld verdienen, bis er sich selbst eine Fliegerschule einrichten konnte.
    Bannister war in Begleitung eines jungen, etwas rundlich wirkenden Mannes mit schütterem blonden Haar, einem vergnügten, fast etwas dümmlichen Grinsen auf seinem rotwangigen Gesicht und einem nach außen gezwirbelten rotblonden Schnurrbart, auf den er sichtlich stolz war, denn er fingerte ständig daran herum. Er schien an Jerome zu hängen wie eine Klette an einer Wollweste.
    »Harald Olsen«, stellte Bannister ihn vor. »Der beste Flugingenieur, den ich je kennen gelernt habe. Wenn du ihm einen Werkzeugkasten in die Hand drückst und ein wenig Zeit lässt, bringt er selbst einen Omnibus zum Fliegen.«
    Der blonde Jüngling nickte begeistert und kicherte vergnügt. Steve war von dieser Reaktion so verblüfft, dass er den Flugingenieur einige Sekunden lang verstört anstarrte, bevor er ihm freundlich zunickte. Steve fand den Typen ziemlich wunderlich - wenn nicht sogar etwas verrückt. Seltsam, denn Jerome pflegte sich seine Freunde sorgfältig auszusuchen und war mit Lob sonst eher zurückhaltend. Vielleicht hatten sie ein bisschen getrunken.
    Er merkte erst jetzt, was für einen Durst er hatte, aber man ließ ihm keine Chance noch etwas zu bestellen. Die Anwesenden schienen tatsächlich nur noch auf seine Ankunft gewartet zu haben, denn keine drei Minuten später wurden sie zu zwei Airport-Bussen geführt, die sie zu einer abseits stehenden alten 737 brachten, einer Chartermaschine der Eastern Airways.
    Sie rollten unverzüglich an den Start, gleich darauf hatten sie die bunten Lichterketten des verschwenderisch illuminierten Miami unter sich, dann drehte die Maschine nach Norden ab.
    »Hast du eine Ahnung, was die mit uns vorhaben?«, fragte Steve Jerome, der neben ihm saß.
    Bannister schürzte die Lippen, schüttelte bedächtig den Kopf und sagte: »Ich kann mir beim besten Willen noch keinen Reim darauf machen.«
    »Der Mars?« Im selben Moment, in dem Steve diese Frage stellte, wurde ihm die Unsinnigkeit dieser Vorstellung klar. Davon hätten sie längst Wind bekommen müssen.
    Jerome musterte ihn mit einem prüfenden Seitenblick. »Ist das dein Ernst?«
    »Eigentlich nicht«, gestand Steve.
    »Sieh dir doch die Leute an«, sagte

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